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Mückas Post bleibt

Nach fast 22 Jahren gibt Antje Wierick ihr Geschäft weiter. Viele Mückaer sind froh, dass der Laden nicht dichtmacht.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Mücka. Ich freue mich, dass meine Kunden jetzt wieder ruhig schlafen können“, sagt Antje Wierick mit einem Augenzwinkern. Aber tatsächlich ist sie häufig darauf angesprochen worden, was aus ihrem Geschäft wird. Nun wird sie es zum 1. Februar an Birgit Menzel aus Förstgen weitergeben. Der Laden ist nicht nur eine Lotto-Annahmestelle, sondern auch eine vollwertige Postfiliale. Dass das Geschäft als Zweigstelle des Versandhauses Quelle eröffnet hat, daran erinnern sich noch manche. In dieser Tradition können die Kunden auch heute noch Bestellungen aus verschiedenen Katalogen im Laden aufgeben. Damit gehört der Post-Lotto-Bestellshop am Markt für viele zu ihrer wöchentliche Routine der Alltagserledigungen. Bis Niesky, Boxberg oder Waldhufen müssten sie sonst fahren, um einen Brief bei der Post aufzugeben.

Deshalb ist die Beunruhigung verständlich, die viele unter Antje Wiericks Kunden beim Anblick eines kleinen Zettels verspürt haben. Auf dem Zettel hat die Geschäftsführerin mitgeteilt, dass sie eine Nachfolge sucht. Diese ist nun glücklich in Birgit Menzel gefunden. „Ich habe den Aushang im Geschäft erst relativ spät gesehen“, erklärt diese, „deshalb verläuft die Übergabe jetzt recht kurzfristig.“ Die Verträge mit der Post hat sie bereits erhalten, jetzt wartet sie noch auf die Unterlagen von Sachsen Lotto. Antje Wierick ist aber nicht besorgt, dass auch diese Verträge bald eintreffen werden: „Sachsen Lotto ist sicher daran interessiert, diese Geschäftsstelle zu erhalten.“

Auch aus Kreisen der Zusteller lässt sich Erleichterung vernehmen, dass die Post-Filiale geöffnet bleibt. „Das ist Kundenfreundlichkeit“, meint die Dame, die mit ihrem gelben Auto für das elftgrößte Unternehmen Deutschlands auf Achse ist. „Wir sind sehr froh, dass hier alles so bleibt, wie es ist.“ Und nicht nur für die Briefeschreiber will Birgit Menzel alles beim Alten lassen. Schließlich ist der Laden außerdem ein kleines, aber gut sortiertes Warenhaus mit Spiel- und Schreibwaren, Textilien und Elektrogeräten. Ein Waschsauger-Verleih gehört hier genauso zum Service wie die Annahme verschmutzter Kleidung, die eine Reinigung aus Weißwasser abholt. Auch Batterien und Armbänder für Uhren kann man hier tauschen lassen. „Seit ich 1994 eröffnet habe, ist immer noch ein bisschen mehr dazugekommen“, erinnert sich Antje Wierick.

Diese breite Auswahl bleibt den Kunden erhalten. Auch die Angestellte Kerstin Pietzko wird sie weiterhin zu den gewohnten Öffnungszeiten bedienen. Sie wird auch dabei helfen, dass die Übernahme reibungslos über die Bühne geht, wenn alles Organisatorische abgeschlossen ist. Nur am 29. Januar und 1. Februar wird der Laden anders geöffnet haben.

An Birgit Menzel gibt Antje Wierick mit dem Geschäft auch ihre guten Kontakte weiter. Denn fast jedes Regal beherbergt Waren eines anderen Vertreters, aus deren Sortimenten sich die Geschäftsfrau ihr eigenes Angebot zusammengestellt hat. „Jetzt habe ich Lust auf etwas Neues“, erzählt Antje Wierick. „Meine Kinder sind groß, da müssen meine Arbeitszeiten nicht mehr so flexibel sein.“

Birgit Menzel hat über ihren Mann bereits Geschäftsluft geschnuppert. Werner Menzel hat eine Sandstrahl- und Lackierbetrieb in Förstgen. Und jetzt wird er eben auch Inhaber des Ladens sein, den seine Frau führen wird. Hätte die Übergabe des gesamten Ladens nicht funktioniert, wäre eine Möglichkeit gewesen, die Post mit in die Kfz-Werkstatt von Markus Kiese zu integrieren. Die Filiale wäre also Mücka in jedem Fall erhalten geblieben. Mit der jetzigen Lösung sind aber wohl alle zufrieden. „Ich möchte mich bei meinen Kunden für ihre Treue bedanken“, sagt Antje Wierick, um sich zu verabschieden. „Ich freue mich, wenn sie Birgit Menzel ebenso treubleiben wie mir. Auf die nächsten 22 Jahre.“