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Motocross zerstört Idylle

Am Sonntag jagten drei Fahrer mit ihren Maschinen durch das Seifersdorfer Tal. Naturfreunde sind entsetzt.

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© dpa

Von Thomas Drendel

Seifersdorf. Am Morgen durch das Seifersdorfer Tal wandern: Da liegt die Landschaft wie unberührt, da sind kaum andere Spaziergänger unterwegs, das ist Idylle pur. Das dachte sich Hort Sigismund aus Ottendorf und machte sich am Sonntag auf den Weg um den historischen Landschaftspark mit seinen vielen Denkmalen zu genießen. Seinen richtigen Namen will er in der Zeitung nicht lesen.

Die Spuren der groben Motorradreifen zeichnen sich deutlich auf dem Weg ab. Am Sonntagmorgen rasten drei Fahrer durch das Tal.
Die Spuren der groben Motorradreifen zeichnen sich deutlich auf dem Weg ab. Am Sonntagmorgen rasten drei Fahrer durch das Tal. © privat

Doch es sollte ganz anders kommen. Gegen 10 Uhr, er war gerade auf dem Weg zwischen der Kunath und der Niedermühle unterwegs, hörte er plötzlich Motorengeräusche. Der Lärm kam schnell näher. Er konnte gerade noch zur Seite springen, bevor drei Motorräder an ihm vorbeirauschten. „Ich war total entsetzt und habe versucht, sie zum Anhalten zu bewegen. Das hat natürlich nichts gebracht“, schildert er seine Erlebnisse der SZ. Zu erkennen waren die Fahrer auch nicht. „Sie waren in voller Motorcross-Montur und mit Helm unterwegs. Kennzeichen konnte ich auch keine erkennen“, sagt er. So schnell, wie der Spuk kam, so schnell war er wieder vorbei. Die Spur der grobstolligen Reifen war auf dem Wanderweg deutlich zu erkennen. „Sie müssen bis zur Tanzwiese an der Marienmühle gefahren sein. Selbst die gewölbte Holzbrücke haben sie nicht ausgelassen. Darauf deuten die Spuren hin“, sagt der Ottendorfer. „Ich empfinde das als Riesensauerei und frage mich, was bei diesen Sportsfreunden im Kopf so vorgeht“, ärgert sich Horst Sigismund noch immer.

Fahren nur auf ausgewiesenen Strecken

Ronny Menzel ist als Wachauer Wanderwegewart für den Bereich zuständig. Auch er wundert sich über die Dreistigkeit der Fahrer. „Die Wege führen durch Landschaftsschutz- und Naturschutzgebiete. Motorradfahren ist streng untersagt“, erklärt er. Er selber hat derartiges noch nicht erlebt. „Auf Feldwegen sind mir solche Spuren schon aufgefallen aber in einem Naturschutzgebiet ist das ein schwerer Verstoß“, sagt er. Verärgert ist auch Johannes Baumgärtel aus Feldschlößchen. Er fährt selbst Motocross-Rennen und ist Veranstalter des Knorpelschänken-Enduros, einem Wettbewerb mit rund 50 Fahrern auf dem Gelände der Heilstätten-Stiftung in Liegau-Augustusbad. „Grundsätzlich ist das Motorradfahren in Wäldern verboten. Ganz besonders gilt das natürlich für Naturschutzgebiete. Erlaubt ist es nur auf speziellen, extra dafür ausgewiesenen Strecken oder Arealen“, sagt er. Für ihn bringen Fahrer, wie die Drei im Seifersdorfer Tal, eine ganze Sportszene in Misskredit. „Es ist dann sehr schwer, bei Grundstückseigentümern ein offenes Ohr zu finden und legale Wettbewerbe zu organisieren. Alle Motocrossfahrer geraten durch solche illegalen Aktionen in Verruf.“ Er selber weist schon bei der Ausschreibung des Knorpelschänken-Rennens darauf hin, dass Fahrten außerhalb der Strecke und außerhalb der Wettkampfzeiten verboten sind. „Das wird auch bei den Fahrerbesprechungen thematisiert. Jeder der bei uns mitmachen will, muss sich an die Regeln halten.“ Gern würde er mit den Jungs über das Thema sprechen. Johannes Baumgärtel schlägt ihnen vor, sich für das Knorpelschänken-Enduro anzumelden. „Dort haben sie Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. Ganz legal.“ Zum Üben empfiehlt er die nächstgelegenen Motocross-Strecken. Sie befinden sich in Jauer bei Panschwitz-Kuckau, bei Spremberg. Lauchhammer oder am Lausitzring. Das ist ein gewisser Aufwand, doch immer noch besser als eine saftige Geldbuße für illegales Fahren zu bezahlen. Mehrere Tausend Euro können da fällig werden.