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Morscher Baum gefährdet Besucher

Seit Februar ist der jüdische Friedhof in der Äußeren Neustadt gesperrt. Nun hilft das Internet, um das Geld für die Arbeiten am gefährlichen Grün zu sammeln.

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© René Meinig

Von Annechristin Bonß

Juliane Leander hat großes Glück gehabt. Als sie im Februar die Kinder einer Schulklasse über den alten jüdischen Friedhof an der Pulsnitzer Straße führte, krachte ein Ast von einem der großen Ahorn-Bäume herunter. „Es hat ziemlich gestürmt und wir hatten uns schon am Tor in Sicherheit gebracht“, sagt sie. Von dort sahen sie, wie das Holz herunterfiel und vier der historischen Grabsteine unter sich begrub.

Seitdem ist der Friedhof gesperrt. Die monatlichen öffentlichen Führungen fallen genauso aus wie die Bildungsaktionen für Schüler. Auch ehrenamtliche Helfer, die sich um die Pflege der Anlage kümmern, dürfen diese seitdem nicht mehr betreten. Der morsche Baum muss erst abgetragen werden. In den Ästen wuchern seit Jahren schwere Misteln. Das Gewicht macht den Baum zusätzlich zur Gefahr.

Für den Baumpfleger braucht der Verein Hatikva, der sich um den Friedhof kümmert, 2 000 Euro. Zunächst haben die Mitglieder auf Spenden gehofft und auch auf der Bunten Republik Neustadt darum gebeten. „Besucher fragten, warum wir nicht eine Crowdfunding-Aktion machen“, sagt Juliane Leander. Darauf seien die Mitarbeiter im Verein gar nicht gekommen. Bei der Spendenaktion im Internet ist die Summe nun nach nur einer Woche fast schon zusammengekommen. „Das ist total irre“, sagt sie. Und hofft auf weitere Spenden. Nicht nur der eine Baum soll weichen. Ein weiterer von Misteln befallener Ahorn wächst ebenfalls gefährlich hoch. Der Baumpfleger müsste zudem generell den Bestand auf dem Friedhof begutachten. Seit vielen Jahren wurde das nicht mehr gemacht, weil das Geld fehlte.

Sobald der Gutachter vor Ort war, entscheidet sich, wann und wie viel der Baum abgetragen wird. Die 34-jährige Mitarbeiterin hofft, dass sie noch in diesem Jahr wieder Führungen anbieten kann. Bis dahin gibt es Bildungsangebote für Schüler in der Synagoge sowie vereinzelt auf dem neuen jüdischen Friedhof in der Johannstadt.