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Mord in der Klosterbibliothek

Der Pirnaer Autor Harald Kugler ist dem Geist der Bücher auf der Spur. Und hat dafür endlich einen Verlag gefunden.

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© Thomas Morgenroth

Von Thomas Morgenroth

Pirna. Harald Kugler fackelt nicht lange: Schon im zweiten Satz seines neuen Buches gibt es die erste Leiche. Der Bibliothekar Calvin Radoldt liegt tot auf dem Boden, erstochen von einem Unbekannten mit einem Stilett, das, als man das Opfer findet, mittig zwischen seinen Beinen liegt und mit der Spitze nach oben weist. Ein Rätsel für die Ermittler, und die Aufklärung lässt auf sich warten – 126 Seiten lang.

Harald Kugler, „Das Vermächtnis der Bücher“, Franzius-Verlag Bremen, 126 Seiten, Taschenbuch 12,90 Euro, als eBook 4,99 Euro.
Harald Kugler, „Das Vermächtnis der Bücher“, Franzius-Verlag Bremen, 126 Seiten, Taschenbuch 12,90 Euro, als eBook 4,99 Euro. © SZ

„Das Vermächtnis der Bücher“, in diesen Tagen im Franzius-Verlag erschienen, ist alles andere als ein gewöhnlicher Krimi. Die Geschichte spielt Anfang des 19. Jahrhunderts im Kloster Heimondsberg. Mörderische Dinge ereignen sich dort. Zwei Bibliothekare sterben eines unnatürlichen Todes, der Geist der Bücher soll dabei seine Hände im Spiel haben. Erst der Bibliotheksgehilfe Benjamin findet in den hinterlassenen Aufzeichnungen der Toten, in denen vom Vermächtnis der Bücher die Rede ist, eine Spur, die zum Täter führt.

„Mehr verrate ich nicht“, sagt Harald Kugler, wiegt den schmalen Band in der Hand und lehnt sich sichtlich zufrieden in seinem Schreibtischstuhl zurück. Er schaut aus dem Fenster seines Arbeitszimmers in der Bahnhofstraße in Pirna, als hätte er gerade das Tor in eine ganz neue Welt aufgestoßen. Ein bisschen ist es tatsächlich so: Der mehrfache Großvater ist seit Mittwoch Rentner. Ganz regulär, mit 65 Jahren und fünf Monaten ist Kugler in den Ruhestand gegangen. Seinen Job als Versicherungsmakler hängte er nach 25 Jahren an den berühmten Nagel. „Ohne Bedauern“, wie er betont. Zuletzt betreute er 400 Kunden.

Nun kann sich der literaturbegeisterte Kaufmann, der einst in Dresden Elektrotechnologie studierte, ganz seiner Passion widmen: dem Schreiben. Im Grunde ist das jetzt nicht nur seine Berufung, sondern sein Beruf. Harald Kugler hat endlich einen Autorenvertrag. „Das Vermächtnis der Bücher“ ist die erste Frucht der Zusammenarbeit mit dem Franzius-Verlag. Es ist das erste seiner bislang elf veröffentlichten Bücher, bei dem Kugler finanziell nicht zusetzt. „Ich musste bisher alle Kosten selbst tragen, angefangen vom Lektorat über den Druck und das Binden bis hin zum Vertrieb“, sagt er. Nun brauchte er nur noch sein Manuskript abzugeben, den Rest erledigte der Verlag. So wie es sein sollte.

Ein ernstzunehmender Autor

Wenn sich das Buch, das überall im Buchhandel und im Internet zu haben ist, gut verkauft, verdient Kugler sogar daran. Der Start jedenfalls ist vielversprechend: Bei Amazon gibt es bereits drei lobende Rezensionen mit Höchstbewertung. Abgesehen von der finanziellen Entlastung, ist der Vertrag mit dem auf „erkenntnisreiche Literatur“ (Eigenwerbung) spezialisierten Bremer Verlag für Kugler auch ein Ritterschlag als ernstzunehmender Autor.

Schon als Student brachte der aus Köthen in Sachsen-Anhalt stammende Kugler seine Gedanken zu Papier, aber erst in Pirna, wo er seit 2009 mit seiner Frau Margit wohnt, ging es dann Schlag auf Schlag. In vielen seiner Erzählungen thematisiert Kugler, der Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft ist, die Welt der Bücher in allen ihren Facetten. Im vergangenen Jahr zum Beispiel beschrieb er im „Kaleidoskop einer Leidenschaft“ seine Liebe zu den Büchern in zwölf Geschichten. Diese erschienen zunächst einzeln in Heftform, später ließ Kugler dazu von einem Buchbinder eine hochwertige bibliophile Kassette herstellen und veröffentlichte die Texte zusammengefasst noch einmal als Buch.

Auch daran, sagt Kugler, habe der Franzius-Verlag Interesse, wie auch an anderen seiner Bücher. Er hofft vor allem auf eine Veröffentlichung seines mit 350 Seiten bislang umfangreichsten Werkes, dem „Alphabet der Fantasie“, in dem es um den Maya-Codex geht – und einen Versicherungsvertreter mit seherischen Fähigkeiten. Zudem schreibt Kugler an einem neuen Roman. „Es ist eine Liebesgeschichte mit psychologischen Erkundungen“, sagt er. Im Herbst soll das Buch mit dem Titel „Der Fremde unter der Haut“ fertig sein.

Kugler will aber nicht nur schreiben, sondern seine Bücher auch der Öffentlichkeit vorstellen. Seine Lesungen werden neuerdings gelegentlich von dem Dresdner Rockmusiker Udo Krause begleitet. Ihr wichtigster Auftritt in diesem Frühjahr wird in Peter Sodanns Bibliothek in Staucha sein, der Termin steht allerdings noch nicht fest. Kugler will dort aus „Das Vermächtnis der Bücher“ lesen. Passender kann ein Titel für diesen Ort kaum sein.

Lesung mit Harald Kugler am 7. März, 20 Uhr, bei der Open-Mic-Nite in der Spielbühne Freital, Eintritt frei.

Infos im Internet