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Möbeltausch bei Traute

Die Senioren freuen sich über neue Betten und Schränke. Die alten Möbel landen nicht im Müll, sondern bekommen ein Ticket nach Rumänien.

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© Anne Hübschmann

Von Susanne Plecher

Großenhain. Traute Kain hat es gemütlich. Und sie hat es modern. Denn im Mai hat die 80-Jährige neue Möbel bekommen: Tisch, zwei Stühle, Kleiderschrank, Nachtschränkchen und Pflegebett komplett in kirschbaumfarbener Holzoptik. „Ich bin sehr zufrieden. Es ist alles neuer und frischer und sehr bequem“, sagt die ehemalige Lehrerin, die vor einem Jahr in das Seniorenheim „Helene Schmieder“ auf den Kupferberg gezogen ist.

Traute Kain gehört zu den ersten Mietern, deren alte Möbel gegen moderne ausgetauscht wurden. Die Diakonie Riesa-Großenhain, die das Heim betreibt, investiert noch bis 2018 insgesamt 230 000 Euro, um alle 90 Möbelgarnituren schrittweise zu ersetzen. „Es ist schon schwer genug für die Leute, wenn sie hier einziehen müssen. Dann sollen sie es einfach schön haben“, sagt Heimleiterin Katrin Wittig-Lau.

Schön und praktisch. Die neuen Pflegebetten sind natürlich besser zu handhaben als die alten, die vor 25 Jahren angeschafft worden waren. Sie haben eine vierfach verstellbare Liegefläche. Weil diese in einzelne Segmente geteilt ist, lässt sich auch das Beinteil anwinkeln.

Niederflurbetten für alle gut

Das kommt nicht nur den Senioren zugute, sondern auch den Pflegekräften. Sie können die sogenannten Niederflurbetten bis zum Boden herunterfahren oder in Arbeitshöhe, also bis kurz unter der Brust, positionieren. Das erleichtert ihre zum Teil schwere körperliche Arbeit erheblich. An einem Testbett konnten sie die vielen neuen Funktionen in Ruhe ausprobieren.

Beim Umräumen hatte Traute Kain Hilfe von einer Schwester und einer Ehrenämtlerin, die die Sachen in den neuen Schrank einordnete. Den hatten vorher zwei junge Männer aufgebaut. Auch das fand die Seniorin ganz passabel. „Das ging zügig. Um acht Uhr haben sie angefangen und mittags um eins war alles erledigt“, sagt sie. Den Mittagsschlaf hat sie dann direkt im neuen Bett gemacht. Ihr altes landete hingegen nicht in der Sperrmüllpresse. Das hat Diakonie-Chef Hans-Jürgen Müller verhindert. Er stellte den Kontakt zum Wildenhainer Pfarrer Harald Pepel her, der seit 2012 erfolgreich ein Hilfsprojekt im nordrumänischen Städtchen Vetis antreibt. Los ging es damals mit ausrangierten Nähmaschinen.

Später kamen viele Kleiderspenden hinzu, die inzwischen professionell in eigens gelabelten Containern im ganzen Kirchenbezirk gesammelt werden. Sie werden mit Lkws nach Rumänien gebracht, zum Teil verschenkt, zum Teil günstig verkauft. Mit den Erlösen konnte ein kleines Gemeindezentrum aufgebaut werden, in dem einige Näherinnen Arbeit gefunden haben. Außerdem wird die Mittagessenversorgung von 20 Kindern damit bestritten.

Auch die alten Möbel aus dem Seniorenzentrum, die zunächst in einer Scheune der Agrargenossenschaft Görzig eingelagert worden waren, kommen nach Vetis. Im Februar ist die erste Ladung überführt worden. Das waren 19 Betten, 18 Kleiderschränke, 22 Nachtschränke, Tische und Stühle. Die Kommune Vetis möchte sie nutzen, um selbst ein kleines Pflegeheim aufzubauen. Das soll im ehemaligen Bürgermeisteramt eingerichtet werden.

Bislang gibt es dort keine derartige Einrichtung. „Die Stadt hat den Transport selbst organisiert und bezahlt“, sagt Harald Pepel, der sich im Vorfeld mit einer Abordnung der dortigen Stadtverwaltung die Möbel auf dem Kupferberg angesehen hatte. Die nächste Charge alter Möbel wird wahrscheinlich in der orthopädischen Station des Krankenhauses im benachbarten Satumare Verwendung finden. „Man kann sich nicht vorstellen, in welchem Zustand die Möbel da sind“, sagt Pepel. Der gebürtige Siebenbürgener ist vor einiger Zeit selbst auf der Station gewesen. Vorher werden die Tische, Stühle, Schränke und Betten in Rumänien noch einmal aufgemöbelt, Kaputtes wird ausgetauscht, Gebrauchsspuren werden beseitigt. „Es sind Vollholzmöbel, die noch intakt und funktional sind, unseren Ansprüchen inzwischen aber nicht mehr genügen“, sagt Katrin Wittig-Lau. Die Rumänen freut es.