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Modersohn-Becker und Schubert unter einem Dach

Das Haus in der Friedrichstraße 46 hat eine lange Geschichte. Eine Gedenktafel erinnert jetzt an eine berühmte Bewohnerin.

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© Sven Ellger

Gabriel Jira

Autos und Straßenbahnen rauschen an der mit Efeu bewachsenen Mauer vorbei. Ein paar Fußgänger bleiben kurz stehen und lesen die neue Sandsteintafel. „Ich bin so froh, dass hier in Dresden endlich an Paula Modersohn-Becker erinnert wird“, sagt Ursula Wicklein.

Die 77-jährige Friedrichstädterin hat lange für die Tafel gekämpft. „Weil ich selbst im Nachbarhaus wohne, habe ich oft Touristen gesehen, die stehen blieben, als ob sie etwas suchten“, sagt sie. Es sei eine Schande, dass mit keinem Wort an die berühmte Malerin erinnert wurde.

Paula Modersohn-Becker war eine der bedeutendsten Malerinnen des frühen Expressionismus. Ein Teil ihrer Werke ist im Albertinum zu bestaunen. Geboren wurde sie am 8. Februar 1876 in Dresden. Bis 1883 lebte sie in dem Haus in der Friedrichstraße 46. Heute befindet sich dort der Kindergarten des Friedrichstädter Krankenhauses.

Da Wicklein selbst ein großer Fan ist, kam ihr der Gedanke, eine Gedenktafel anzubringen. Doch von der Idee bis zur Umsetzung sollten noch fünf Jahre ins Land gehen. „Ich hatte überhaupt keine Idee, wie ich da rangehen sollte“, sagt sie.

Im Gespräch mit einer Bekannten erwähnte sie ihr Vorhaben. Die spendete spontan 20 Euro. Dann stand der Plan fest. „Jetzt musste ich ja anfangen, Spenden zu sammeln, ich hatte ja schon Geld erhalten“, sagt Wicklein. Also telefonierte sie, fragte bei Geschäften nach und druckte Flyer. Die Tafel kostete rund 4 000 Euro. Die befreundete Künstlerin Gudrun Trendafilov arbeitete einen Entwurf für die Platte aus. Aber das benötigte Geld fehlte immer noch. Durch Zufall erfuhr Wicklein dann von einem Fonds der Stadt für derartige Projekte. Sie bewarb sich und erhielt den Zuschlag. „Endlich konnten wir den Entwurf zum Steinmetz bringen und umsetzen lassen“, sagt sie.

Die Platte hängt jetzt neben einer anderen Tafel, die an einen weiteren berühmten Dresdner erinnert, der im selben Haus wohnte. Andreas Schubert, nach dem auch ein Bau der TU benannt ist, konstruierte 1839 die erste deutsche Lokomotive Saxonia. Auch die Entwürfe für die ersten Elbedampfer Königin Maria und Prinz Albert und das Gölzschtal-Viadukt stammen aus seiner Feder.

Für Ursula Wicklein ist ihre Mission noch nicht vorbei. „Mein Traum wäre es, wenn eine Straße nach Paula Modersohn-Becker benannt werden würde“, sagt sie.