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Modern lernt sich’s besser

Bernstadt hat mit der Schulsanierung ein Dauerprojekt beendet, das nicht nur den eigenen Kindern zugute kommt.

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NEU!
© SZ Thomas Eichler

Von Anja Beutler

Gut Ding will Weile haben. Und es ist durchaus etwas Gutes herausgekommen in den vergangenen sieben Jahren in Bernstadt: Wenn in diesen Tagen die Handwerker im einstigen DDR-Plattenbau der Klaus-Riedel-Oberschule die letzten Handgriffe erledigen, endet das große Schulsanierungsprojekt der Stadt. Dann ist die Schule mit ihren beiden Häusern komplett erneuert, energetisch und technisch auf neuem Stand – und farbenfroh.

Wer die grau-braunen Flure des DDR-Schulbaus noch kennt, wird von der neuen Farbigkeit überrascht sein.
Wer die grau-braunen Flure des DDR-Schulbaus noch kennt, wird von der neuen Farbigkeit überrascht sein. © SZ Thomas Eichler
Zum Profil der Schule gehören auch hauswirtschaftliche Elemente wie das Kochen – jetzt mit neuer Ausstattung.
Zum Profil der Schule gehören auch hauswirtschaftliche Elemente wie das Kochen – jetzt mit neuer Ausstattung. © SZ Thomas Eichler
Im Altbau der Schule wacht Namenspatron Klaus Riedel über die hellen Flure. Hier lernen die 5. und 6.Klassen.
Im Altbau der Schule wacht Namenspatron Klaus Riedel über die hellen Flure. Hier lernen die 5. und 6.Klassen. © SZ Thomas Eichler

Schulleiter Peter Selle geht gern durch die nun orange abgesetzten Flure im DDR-Bau. Ein bisschen neu sieht alles noch aus. „Die Schüler haben am Anfang gesagt, sieht ja fast aus wie in einem Krankenhaus“, berichtet Selle. Doch kahl und steril soll das Haus nicht bleiben: „Wir werden die Klassenzimmer und Flure wieder mit Leben füllen und gestalten – mit Schülerarbeiten beispielsweise“, sagt der Schulleiter. Denn bislang zieren in den meisten Klassenzimmern gerade einmal neue Uhren die Wände. „Da fehlt noch ein bisschen“, sagt Selle. Deshalb hat er den Tag, an dem die runderneuerte Schule ihre Pforten für alle Neugierigen öffnen wird, auch ein bisschen nach hinten verlegt: „Wir laden am 10. Dezember zum Tag der offenen Tür ein“, sagt er. Das sei der Sonnabend, an dem in Bernstadt Weihnachtsmarkt ist – eine gute Gelegenheit, die Schule zu besuchen.

Allein der Blick auf die blanken Zahlen zeigt, wie viel der Stadt ihr Schulstandort wert ist: Demnach hat Bernstadt von 2009 bis 2013 insgesamt 1,5 Millionen Euro in die Sanierung des alten Schulhauses – der früheren Grundschule – investiert. Weitere 1,1 Millionen Euro hat der Umbau des DDR-Schulbaus nun gekostet. In beiden Fällen hat die Stadt zusätzlich zu eigenen Geldern verschiedene Fördertöpfe angezapft – beispielsweise bei der EU: Über eine Kooperation mit Zawidów (Seidenberg) in Polen konnte eine Etage im alten Schulgebäude mit modernen Multimedia-Tafeln und Sprachkabinett ausgestattet werden.

Die moderne Technik ist ohnehin – neben einigen verrückten Wänden für mehr Sicherheit und Brandschutz – das Novum, an das sich Schüler und Lehrer gern und auch schnell gewöhnen werden: Bereits im sanierten Altbau denkt die Schultechnik mit, löscht das Licht oder dimmt die Heizung automatisch, wenn sich niemand mehr im Klassenzimmer befindet. Das ist nun auch im zweiten Schulgebäude so und hilft Energie sparen. Auf dem neuen Spitzdach auf dem Plattenbau prangen zudem Solarplatten, die über den Schülerköpfen Strom produzieren. Draus lässt sich sogar rund das Doppelte der Energie gewinnen, die die Schule für sich selber Tag für Tag verbrauche, erläutert Schulleiter Selle.

Ob die Schule mit ihrem frischen Glanz nun attraktiver für neue Schüler hat, ist für ihn keine entscheidende Frage. Denn allein durch ihren riesigen Einzugsbereich hat die Oberschule Klaus Riedel von Leuba bis Schlegel und von den Herrnhuter Ortsteilen bis nach Rosenbach eine gute Anmeldequote. „Für die Eltern ist vor allem die Entfernung der Schule und die Busverbindung ein wichtiger Faktor“, sagt Peter Selle. So gesehen hat Bernstadt damit auch für die Kinder all der anderen Gemeinden ringsherum viel investiert. In den Anfangsjahren der Bauarbeiten wurde deshalb nicht ohne Grund im Stadtrat laut darüber nachgedacht, ob man die Nachbarn nicht zu einer Beteiligung bewegen könnte. Dazu ist es nie gekommen. Bernstadt hat die Ausgaben gestemmt – auch wenn wegen der Ausgaben zur Hochwasserschadensbeseitigung der Schulhausbau nicht so schnell vorangegangen ist wie eigentlich erhofft. Doch das ist inzwischen nicht mehr so wichtig: „Wir haben jetzt unsere Schule und ihre Ausrichtung gestärkt und fit gemacht“, sagt Selle. An die Ein- und Ausräumaktionen der Klassenzimmer in diesem Sommer und so manche Interims-Lösung werden sich wohl alle noch lange erinnern. Selle lobt aber auch die Baufirmen, die mit viel Rücksicht auf die Schüler gearbeitet haben.

Dass die Schule nun wunschlos glücklich ist, kann Peter Selle nicht versprechen: „Erneuerungsbedarf bei den Möbeln gibt es immer mal wieder“, sagt er. Dass er sich – vom Freistaat – ein Lehrerteam ohne Engpässe wünscht, versteht sich. Und auch die Frage der Schulhofgestaltung hinter dem Neubau stünde noch offen. Die einstigen Pläne eines An- und Verbindungsbaus zwischen den beiden Schulhäusern bleibt aber vorerst in der Schublade: „Das ist derzeit mit Blick auf die Schülerzahlen kein Thema“, sagt Bürgermeister Markus Weise.