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Modemacher für Babys

Im Bühlauer Unternehmen Druckreich entwerfen Krauses praktische und hübsche Kleidung. Eine Erfolgsgeschichte.

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© Steffen Unger

Von Carolin Menz

Bühlau. Miljan muss da durch. Mama probiert auf seinem Köpfchen, ob das Mützchen perfekt sitzt und nicht vor die Augen rutscht. Oder er bekommt eines dieser neuen verstellbaren Lätzchen umgehangen, damit Mama checken kann, ob es bei Babys wie ihm schön anliegt um den Hals und nicht kneift. „Er ist mein Versuchskaninchen“, sagt Anett Krause (44), lächelt und streicht über die Trage, in der Miljan gerade dicht an ihrem Körper schlummert. Miljan ist mit seinen vier Monaten das jüngste ihrer fünf Kinder. Annett Krause hat also sehr, sehr viele Erfahrungen gemacht mit völlig unpraktischen und verschnittenen Babysachen in mieser Qualität. Also macht sie es besser. Ihr Textildruckunternehmen „Druckreich“, das sie mit Ehemann Peter Krause (53) führt, bietet mit der eigenen Kollektion „Kleiner Fratz“ Kleidung und Accessoires für Babys und Kleinkinder. Designt von der Mutter und von der Geschäftsfrau Anett Krause Tausende Male und weltweit verkauft über den Onlineshop und Amazon. Der Laden brummt, sodass Krauses jetzt erweitern und gegenüber ihrer Firma im ehemaligen Bühlauer Gasthof eine neue Schneiderei bauen.

Wohnen und arbeiten unter einem Dach

Seit 2012 sind Krauses aus Dresden Bühlauer. Ihr Unternehmen brachten sie mit. Der einstige Gasthof bot genügend Platz für die große Familie und die Press- und Nähmaschinen, Plotter, Lager und Packtisch. Lange hatten sie nach einem Platz wie diesem gesucht, wo sie unter einem Dach wohnen und arbeiten können und die Kinder nur in die Gummistiefel schlüpfen müssen, wenn sie Natur erleben und die vielen Haustiere versorgen wollen. Anett Krause, die in den Wendejahren Wirtschaft studierte und später viele Jahre als Partnervermittlerin arbeitete, führt seit 1999 schon ihr eigenes Unternehmen im Bereich Textildruck. 2006 stieg ihr zweiter Mann Peter Krause ins Geschäft mit ein. Seit 2009 nennen sie es „Druckreich“. „2014 verlegten wir die Produktion von Dresden dann komplett hierher nach Bühlau“, sagt Anett Krause.

Krauses bedrucken, was zu bedrucken geht. Kleidung, Accessoires ,Schlüsselanhänger oder Tassen. Mit flotten Sprüchen, Motiven oder Bildern aus ihrem Repertoire oder nach individuellen Wünschen der Kunden. Mit einer selbst entwickelten Armbinde mit Klettverschluss brachten sie einen Artikel auf den Markt, den es bisher noch nirgends gab. In grellen Neonfarben tragen sie nun Mitarbeiter des BP-Konzerns auf großen Ölplattformen oder Ordner auf Demos oder Konzerten.

Stolz auf eigene Babykollektion

Besonders am Herzen liegt den Inhabern ihre eigene Babykollektion. „Kindersachen bedruckt haben wir schon immer. Unbedruckte Shirts, Bodys, Hosen oder Mützchen bezogen wir von Textilgroßhändlern“, sagt Anett Krause. „Doch 2013 konnte unser Mützenlieferant plötzlich nichts mehr liefern.“ Also entwarf Anett Krause einfach selbst ein Mützchen. So eines, das Mütter wie sie wollen. Mit breitem Bund gegen das Verrutschen. Die angestellte Näherin bei „Druckreich“ fertigte den Prototyp genau nach ihren Vorstellungen. Man konnte es also auch selbst – und ging in die Produktion. Peu à peu wurde die Kollektion seitdem erweitert. Inzwischen gibt es auch Mützchen mit zwei Zipfeln. Die könne man jeweils einzeln knoten oder eben auch zusammenschnüren. Auf Babys Kopf sind beide Varianten witzige Hingucker.

Der aktuelle Renner sind die Mützchen mit kleinen Stoffohren. Zur in Bühlau genähten Kollektion gehören derzeit außerdem kleine Halstücher und Lätzchen. Bei diesen war es wieder die fünffache Mutter, die hier Funktionalität und Schick verbindet. Die Lätzchen sind dank zweier Druckknöpfe größenvariabel und damit länger zu verwenden. Eine längere Lebenszeit halten die Stücke auch gut aus. Die weichen, hübsch gemusterten Jerseystoffe mit selbst kreierten Aufdrucken und Sprüchen, die Krauses im Druckreich vernähen, stammen aus deutscher Produktion und tragen das Ökotex-Siegel. „Alle Sachen, auch die bedruckten, sind bei hohen Temperaturen waschbar. Es ist doch wichtig, dass Breiflecken und ausgelaufene Hinterlassenschaften aus Windeln völlig rausgehen“, sagt Anett Krause. Sie hat auch das selbst ausprobiert und die Babysachen im alten Waschkessel kochen lassen. Härtetest für den Alltag bestanden – und Eltern überzeugt.

Neue Schneiderei geplant

Der Handel floriert, vor allem über den Amazon-Shop. Gut 2 500 Bestellungen kommen allein darüber monatlich, aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vor allem. Aber auch kleine Chinesen, Amerikaner und Russen tragen die Bühlauer Marke „Kleiner Fratz.“ Erfolg spornt an, nachzulegen. Künftig sollen selbstentworfene Pumphosen, Shirts und Bodys die Kollektion erweitern. In der jetzigen Näherei im alten Gasthof wird das nicht mehr zu machen sein, sagt Peter Krause. Schon jetzt gäbe es dort zu wenig Platz für die Näherinnen, drei Industrienähmaschinen und immer mehr bunte Stoffballen. Krauses wollen deshalb erweitern und eine neue Schneiderei direkt gegenüber bauen.

Zunächst solle das Gebäude ebenerdig sein und etwa 100 Quadratmeter Grundfläche bieten. Eine Aufstockung sei optional. Annett Krause rechnet jedoch fest damit, dass sie bald kommen muss. Mindestens eine neue Schneiderin werden Krauses neu einstellen. Eine geeignete Kandidatin habe sich schon vorgestellt, nachdem sie in der SZ eine erste Nachricht von der geplanten Firmenerweiterung gelesen hatte. Neun Beschäftigte hat „Druckreich“ bisher, allesamt Frauen und allesamt aus Bühlau oder der näheren Umgebung. Die Chemie untereinander stimme, sagt der einzige Mann im Team Peter Krause. Auch zukünftig werden er und seine Frau sichere Arbeitsplätze bieten.

Anett Krause beschränkt sich jetzt in der Elternzeit auf das Allernötigste im Geschäft. Und dennoch hat sie den Kopf voller neuer Ideen. Miljan und seine Geschwister sind jeden Tag ihre schönste Inspiration.