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Model wider Willen

Iris Schöne aus Großschönau hat eine Absage vom Görlitzer Tippelmarkt bekommen. Dennoch wird mit ihrer Arbeit geworben.

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© Archivfoto: Matthias Weber

Von Matthias Klaus

Görlitz/Großschönau. Das neue Programmheft für den Görlitzer Tippelmarkt ist wirklich vom Feinsten. Schicke Bilder, knappe aber einprägsame Texte, dazu eine Karte, wo welcher Töpfer am Wochenende zu finden ist. Auf der hätte sich auch Iris Schöne gern wiedergefunden. Aber nach 16 Jahren, in denen die Keramikerin regelmäßig auf dem Tippelmarkt zu finden war, ist dieses Jahr plötzlich Schluss. „Ich habe eine Absage bekommen“, sagt sie.

Erstaunlich, schließlich macht das Programmheft der Kulturservicegesellschaft Görlitz auf den Seiten zwei und drei mit einem schicken Foto Werbung – für Produkte von „Schöne Keramik“ und damit für den Tippelmarkt. „Ich kenne das Heft noch gar nicht. Aber wenn das tatsächlich so ist, ist das ganz schön frech“, findet die junge Frau, die am Großschönauer Forsthaus ihre Werkstatt hat. Die Absage aus Görlitz flatterte Frau Schöne schriftlich ins Haus. „Der Grund: Ich habe nicht unterschrieben, dass ich den Töpfereinzug mitmache. An der Qualität meiner Produkte liegt es nicht“, sagt sie. „Ich habe mich dann noch einmal telefonisch beim Kulturservice in Görlitz gemeldet. Aber es gab keine Chance mehr“, schildert Iris Schöne. Der Einzug der Töpfer gilt als einer der Höhepunkte des Tippelmarktes. Iris Schöne sieht das ein wenig anders. „Beim Rahmenprogramm werden sehr viele Klischees bedient. Welcher Töpfer sitzt wirklich im weißen Hemd an der Scheibe, bedient die mit den Füßen und singt? Meine Töpferscheibe läuft elektrisch und ich bin dreckig von oben bis unten“, sagt sie. Iris Schöne ärgert sich jedoch vor allem wegen ihrer Kunden. „Viele kommen extra wegen meiner Produkte, in diesem Jahr aber umsonst. Manche denken vielleicht, ich hätte es finanziell nicht nötig. Aber das Gegenteil ist der Fall“, sagt die Keramikerin. Dass für den Markt eine Bewerbung sein muss, die abgelehnt werden kann, wissen die wenigsten, sagt sie.

Benedikt Hummel von der Kulturservicegesellschaft räumt ein, dass die Werbung ausgerechnet mit „Schöne Keramik“ ein wenig „unglücklich“ sei. „Aber wenn wir für das Altstadtfest werben, nehmen wir auch Fotos von Bands, die vielleicht nicht in der aktuellen Ausgabe dabei sind“, sagt er. Es gehe in dem Programmheft um den Tippelmarkt an sich, nicht um einzelne Töpfer.

Mag sein. Aber in dem Fall ist „Schöne Keramik“ recht leicht auf dem Werbefoto zu identifizieren. Und eine Band ist sicherlich nicht mit einem Töpfer vergleichbar, zu dem Kunden gezielt zum Einkaufen kommen. Iris Schöne möchte 2018 wieder auf dem Tippelmarkt dabei sein. „Ich bewerbe mich“, sagt sie. Auch wenn dann der Töpfereinzug wieder ein Muss für sie ist.