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Modegeschäft geschlossen

Auf Juliano-Moden folgt in Weinböhla der Textil-Discounter Kik. Kunden und Einzelhändler sehen das kritisch.

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© Arvid Müller

Von Stephan Hönigschmid

Weinböhla. Dunkle Vorhänge versperren den Blick in die Verkaufsräume. Aufkleber erinnern an den kürzlich abgeschlossenen Räumungsverkauf. Unübersehbar ist die Zeit von Juliano-Moden in der Weinböhlaer Friedensstraße abgelaufen. Seit dem 25. Januar ist der Laden geschlossen und die Kunden fragen sich verwundert, warum? Weil Inhaber Reiko Strauß auf die Anfrage der SZ nicht antworten möchte, haben wir beim Besitzer des Objekts, Franz Immler, nachgefragt.

„Im August 2015 unterrichtete ich Herrn Strauß, dass die Firma Kik Interesse an der Fläche 14 a bekundet hätte. Wir trafen uns dann zu einem persönlichen Gespräch in Berlin. Danach bot mir Herr Strauß eine höhere Miete ab Januar 2016 an“, sagt Immler. Allerdings sei es nicht mehr dazu gekommen. „Im November 2015 kündigte Herr Strauß von sich aus das Mieterverhältnis Ende Februar 2016“, so Immler.

Auf diese Weise endete eine langjährige Zusammenarbeit. Denn bereits vor der Eröffnung des jetzt geschlossenen Ladens war Reiko Strauß in der Friedensstraße aktiv. Zunächst habe er sein Geschäft in der Hausnummer 14 c betrieben, wo sich heute ein Reisebüro befindet. „Das Geschäft wurde von seiner Lebenspartnerin mit viel Herzblut und Geschick sehr erfolgreich aufgebaut“, sagt Immler. Im Laufe der Zeit sollen Strauß die Räume aber nicht mehr groß genug gewesen sein.

Kunden sind traurig

„Herr Strauß trat 2014 mehrfach an mich heran, dass die Räume zu klein seien. Er hatte überlegt, die damals auch leerstehenden Verkaufsflächen in der 14 d, wo heute Frau Prohl ihr Pestorado betreibt, mit der 14 c zu verbinden“, sagt Immler. Da sich das nicht als zweckmäßig erwies, entschied er sich, die Räume in der 14 a zu mieten, in denen sich bis 2007 ein Lidl-Markt befand. „Ihm war klar, dass diese Räumlichkeiten – es sind insgesamt 895 Quadratmeter –, eigentlich für seine Bedürfnisse zu groß sind“, sagt Immler und fügt an: „Da wir uns auf eine äußerst günstige Miete einigten, unterzeichnete er einen Mietvertrag.“

Ob Juliano-Moden jetzt an einem anderen Standort weitermacht, ist bisher nicht bekannt. Die Kunden sind jedenfalls traurig über die Schließung. „Ich finde es sehr schade, denn gerade Geschäfte für Kinderbekleidung fehlen in Weinböhla“, sagt Susanne Maiwald. Sie sei gern vorbeigekommen, wenn sie für ihren kleinen Sohn beispielsweise festliche Kleidung kaufen wollte. „Bei Kik gibt es so etwas ja nicht. Die haben ja nur preisgünstige Alltagskleidung“, sagt die 37-Jährige. Vermissen werde sie zudem Veranstaltungen wie Kinderfeste mit Hüpfburgen und Musik, die Juliano-Moden gemeinsam mit anderen Händlern veranstaltet hat.

Händler sind skeptisch

Geteilt wird die Sorge um die beliebten Feste von Optiker Torsten Vetter, der Mitglied der Weinböhlaer Händlergemeinschaft ist. „Wir Händler sehen es kritisch, wenn jetzt Kik in die Räume von Juliano-Moden zieht. Discounter sind für Weinböhla nicht so interessant“, sagt er. Während die Einzelhändler bei sonntäglichen Händlerfesten regelmäßig Gas geben, sei das bei größeren Ketten nicht der Fall. „Discounter beteiligen sich nicht mit Beiträgen an den Veranstaltungen und geben auch kein Geld, um die Aktionen zu bewerben“, gibt Vetter zu bedenken.

Obwohl die Eröffnung und Schließung von Geschäften etwas Alltägliches ist, bedauert auch Weinböhlas Bürgermeister Siegfried Zenker (CDU) den Auszug des Modegeschäfts. „Weinböhla ist ein kinderfreundlicher und kinderreicher Ort. Insofern passt ein solches Kindermodegeschäft sehr gut in unseren Ort. Wir haben deshalb bereits versucht, Kontakte zwischen potenziellen Ladenbesitzern und Juliano-Moden zu vermitteln. Es bleibt abzuwarten, ob dies von Erfolg gekrönt ist“, sagt Zenker.

Die Verkaufsflächen in der Friedensstraße hält er trotz der Veränderungen nach wie vor für attraktiv. „Gerade die Tatsache, dass immer wieder neue Interessenten in Erscheinung treten, zeugt davon. Der Standort erlaubt ein bequemes Einkaufen und bietet ausreichend Parkflächen.“ Dennoch sei ebenfalls klar, dass eine Gemeindeverwaltung das Kaufverhalten nur sehr begrenzt steuern könne, so Siegfried Zenker.

Franz Immler ist in diesem Punkt anderer Meinung: „In Weinböhla spielt die Musik an der Achse Weinböhla-Coswig. Hier sind die Lebensmittelmärkte als Frequenzbringer und dort wollen sich auch die anderen großen Filialisten ansiedeln“, sagt Immler. Durch die frühere Genehmigung dieser Märkte könne die Gemeinde kein „attraktives Zentrum“ mehr kreieren, so Immler. Mit Blick auf sein eigenes Objekt räumt er daher ein: „Die Friedensstraße ist für den Handel eine ganz schwierige Lage.“