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Mittelsachsens Lehrer streiken mit

Die Schulen wurden gestern über den Streik informiert. Die Meinungen darüber gehen auseinander.

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Von Maria Fricke

Richtigen Unterricht wird es am kommenden Mittwoch in einigen Schulen im Raum Döbeln nicht geben. Denn auch Lehrer aus der Region beteiligen sich an dem Warnstreik, zu dem die Gewerkschaften aufrufen. So teilte Kerstin Wilde, die Schulleiterin der Pestalozzi-Oberschule in Hartha gestern mit, dass Lehrer ihrer Schule am Mittwoch nicht unterrichten werden. Wie viele es sind, weiß sie allerdings noch nicht.

Bis Montag können sich die Lehrer entscheiden, ob sie sich an dem Streik beteiligen oder nicht, so Josefine Nostitz. Die Lehrerin für Mathe, Kunst und Ethik an der Leisniger Peter-Apian-Oberschule ist Mitglied im Sächsischen Lehrerverband und zuständig für den Kreis Döbeln. „Die ersten Schulen sind bereits am Donnerstag informiert worden, alle weiteren folgten am Freitag“, so Nostitz. Die Gewerkschaften fordern für Mitarbeiter im öffentlichen Dienst 5,5 Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 175 Euro pro Monat. Zudem sollen Lehrkräfte an Schulen und Hochschulen in den Tarif eingruppiert werden. Laut Josephine Nostitz steht bei den Lehrern der Region vor allem die Ost-West-Angleichung im Vordergrund. „25 Jahre nach der Einheit sind solche Unterschiede nicht mehr nachvollziehbar“, sagt selbst Axel Buschmann, Elternsprecher des Döbelner Lessing-Gymnasiums. Das zeigt: Schüler und Eltern haben für die Forderungen der Lehrer durchaus Verständnis.

„Lehrer haben ein Recht auf mehr Geld, ihre Freizeit ist mit vielen Aufgaben verplant. Ich habe Respekt vor ihrer Arbeit“, sagt beispielsweise Philine Graichen, Schülersprecherin der Pestalozzi-Oberschule in Hartha. Maroš Fenik, der stellvertretende Vorsitzende des Kreisschülerates Mittelsachsen, kann die Lehrer ebenfalls verstehen: „Viele fühlen sich durch die angestrebte Inklusion überfordert – und tatsächlich findet man in vielen Inklusionsklassen kaum Spuren von Schulsozialarbeitern, deren Aufgaben zum Teil die Lehrer übernehmen müssen.“ Kreiselternsprecher Peter Lorenz macht deutlich, dass die Forderungen differenziert betrachtet werden müssen. Er könne nachvollziehen, dass die Lehrer für gerechte Altersregelungen und die Oberschul- und Grundschullehrer für eine tarifliche Festlegung ihre Position streiken. Dass die Angestellten des öffentlichen Dienstes jedoch auf dem Rücken der Kinder 5,5 Prozent mehr Lohn verlangen, ist für ihn unverständlich.

Das Problem: Durch den Streik fällt wieder ein Schultag weg, und das mitten in der Vorbereitungszeit auf die Abschlussprüfungen. „Die momentane Personalsituation in sächsischen Lehrerzimmern ist knapp bemessen. Bei langfristigen Erkrankungen gerät das System ins Wanken und es kommt zum regulären Unterrichtsausfall. Wenn in der Vorprüfungszeit wegen dieses Warnstreiks zusätzlich Unterricht ausfällt, ist es natürlich nicht gerade erfreulich“, meint Kreisschülerrat Maroš Fenik. Die Staatsregierung sollte daher den Forderungen der Lehrer entgegenkommen. Das würde sich nicht nur positiv auf die Prüfungsvorbereitungszeit auswirken, sondern auch den Beruf bei jungen Menschen wieder beliebter machen. „So kann der angestrebte Generationswechsel unterstützt werden“, ist sich der Kreisschülerrat sicher. Elternsprecher Axel Buschmann kann das nur bekräftigen.

Einen schulfreien Tag werde es am Mittwoch nicht geben, kündigen die Gewerkschaften an. Eine Notbetreuung sei in jedem Fall gegeben. An der Leisniger Peter-Apian-Oberschule wird sogar auf die Prüfungen Rücksicht genommen. „Für die Abschlussklassen der neunten und zehnten Klassen wird es eine Prüfungsvorbereitung geben“, sagt Schulleiterin Kristin Dorias-Thomas. Mehr als nur eine Notbetreuung werde es auch an der Pestalozzi-Oberschule in Hartha geben, sichert die Schulleiterin zu. Elternsprecher Roberto Heinisch habe damit bisher immer gute Erfahrungen gemacht. „Der Unterrichtsstoff wird entweder nachgearbeitet oder die Schüler bekommen ihn durch Übungen vermittelt.“