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Mittelsachsen will mehr Touristen locken

Weil Teile des Kreises keinem Tourismusverband angehören, soll ein neuer geschaffen werden. Das passt nicht jedem.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Region Döbeln. Braucht Mittelsachsen eine weitere Tourismus-Destination? Bei der Beantwortung dieser Frage sind sich die Mitglieder des Umweltausschusses nicht einig. Lothar Beier, erster Beigeordneter, hat während der jüngsten Sitzung die Pläne vorgestellt. „Auf der Landkreiskarte gibt es einige weiße Flecke. Diese Städte und Gemeinden gehören keinem Tourismusverband an“, sagte er. Das solle sich ändern. „Diese Gemeinden suchen Anschluss“, meint Beier.

Ziel ist, eine gemeinsame Dachmarke zu schaffen, die zielgerichtet beworben werden kann. Als Destination wird ein Reisegebiet aus Sicht des Gastes bezeichnet. Um eine zu bilden, sind einige Voraussetzungen zu erfüllen: Mehr als 1,5 Millionen Übernachtungen müssten in dem Gebiet pro Jahr gezählt werden. „Und es muss ein Mindestbudget für Werbung in einer Höhe von 1,5 Millionen Euro zur Verfügung stehen“, erklärte Lothar Beier.

Derzeit laufe die Planungsphase. „Wir stehen vor allem mit den Städte Mittweida, Frankenberg und Hainichen im Gespräch“, sagte Beier. Denn diese lägen „mittendrin, und gehören vom Gefühl her weder zur Region Leipzig noch zum Erzgebirge“, ergänzte er. In Hainichen ist zum Beispiel das Gellert-Museum sehenswert, das sich mit dem Leben und Wirken von Christian Fürchtegott Gellert und der Fabelentwicklung seit der Antike beschäftigt. Das Museum Alte Pfarrhäuser in Mittweida umfasst das Johannes-Schilling-Haus sowie eine Erich-Loest-Ausstellung.

In Mittelsachsen gibt es aktuell drei Destinationen: den Tourismusverband Sächsisches Burgen- und Heideland, den Heimat- und Verkehrsverein Rochlitzer Muldental (HVV) sowie den Tourismusverband Erzgebirge. Ein Verband ist die Dachorganisation. Mitglieder des Tourismusverbandes Sächsisches Burgen- und Heideland sind unter anderem die Altkreise Döbeln und Mittweida sowie der Tourismusverein „Sächsisches Burgenland“. Zu diesem Verein haben sich Leisnig, Waldheim, Döbeln, Kriebstein und Rochlitz zusammengeschlossen.

Verbunden ist eine Destination in der Regel durch eine gemeinsame touristische und allgemeine Infrastruktur. Deshalb werde es laut Lothar Beier kaum möglich und auch nicht sinnvoll sein, alle weißen Flecke auf der Landkreiskarte (siehe Grafik) zu einer Destination zusammenzufassen. Die Kommunen müssen pro Jahr einen gewissen Betrag bezahlen, wenn sie einem dieser Verbände angehören. Lothar Beier zählte die Vorteile auf: Ersten gebe es eine professionelle Vermarktung und zweitens könnten die Städte und Gemeinden bei speziellen Bauvorhaben oder Ähnlichem in der Regel eine zehn-prozentige bessere Förderquote erhalten.

Nicht alle Mitglieder des Umweltausschusses sind von Kosten und Nutzen überzeugt. Der langjährige Oberschönaer Bürgermeister Helmut Zönnchen (CDU) meint: „Es gibt Gemeinden, die sind für Touristen nicht attraktiv genug, einfach weil es nichts anzuschauen gibt.“ Seiner Parteikollegin Veronika Bellmann geht das Bestreben nicht weit genug. „Es ist ein Nachteil, dass es keine touristische Gesamtvermarktung für den gesamten Landkreis gibt. Es ist ein Defizit, um die regionalen Besonderheiten herauszustellen.“ Wann wie viele Touristen in welcher Kommune übernachten, sei für den gesamten Kreis nicht erfasst, sagte Landrat Mattias Damm (CDU). Zahlen gebe es nur für die jeweiligen Destinationen.

Mittweida orientiert sich neu

Waldheims Ex-Bürgermeister Steffen Blech (CDU) meint, es sei sinnvoll, auf gewachsene, größere Strukturen zurückzugreifen. „Die Burg und die Talsperre Kriebstein werden von Leipzig aus bestens vermarktet“, sagte er. Die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH hat die Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für den Tourismusverband Sächsisches Burgen und Heideland übernommen.

Auf Blechs Nachfrage, wie viele der infrage kommenden Kommunen sich zur Bildung einer neuen Destination bekannt haben, sagte Lothar Beier: „Es gibt bislang nur Willensbekundungen.“ Die Federführung für diese Vorgespräche habe die Stadt Limbach-Oberfrohna übernommen. „Es gibt Bestrebungen seitens der Stadt Mittweida zur touristischen Neuorientierung“, so Beier. Es sei bereits eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Landkreis, der Tourismusgemeinschaft Zwickau, dem Fremdenverkehrsverband Altenburger Land, dem Heimat- und Verkehrsverein „Rochlitzer Muldental“ sowie der Stadt Chemnitz unterzeichnet worden. „In den kommenden zwei Jahren gibt es eine Abstimmung mit dem Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr zur Destinationsbildung“, erklärte Lothar Beier.