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Mittelsachsen hat die meisten Pendler

Jeder 20. Beschäftigte fährt in die alten Bundesländer zur Arbeit. Mit einem Aktionstag werden sie gezielt angesprochen. Der gewählte Zeitpunkt ist günstig.

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© Symbolbild/dpa

Von Tina Soltysiak

Mittelsachsen. Sie wohnen in Mittelsachsen, arbeiten aber auswärts – die Pendler. Meist sind sie gestandene Fachkräfte und bilden in Summe ein großes Potenzial an dringend benötigten Arbeitskräften, so Annette Schwandtke, Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Chemnitz.

Deshalb plant die IHK, zwischen Weihnachten und Neujahr erstmals einen Job- und Karrieretag durchzuführen. Unterstützung bekommt sie unter anderem von der Kreisverwaltung, der Saxonia Standortentwicklungs- und -verwaltungs GmbH sowie der Arbeitsagentur. „Im Nachbarlandkreis Erzgebirge hat sich ein solcher Pendleraktionstag schon seit mehreren Jahren bewährt“, erklärt Annette Schwandtke. Dieser solle sich gleichzeitig an Arbeitssuchende in der Region richten sowie an Arbeitnehmer, die sich umorientieren möchten und eine neue berufliche Herausforderung suchen, ergänzt sie.

„Die Gewinnung von Fachkräften für die Unternehmen unserer Region ist eine entscheidende Voraussetzung, um unseren Wirtschaftsstandort langfristig zu sichern und weiterzuentwickeln“, so die IHK-Geschäftsführerin. Der Aktionstag solle eine Ergänzung zu den vielfältigen, bereits bestehenden Angeboten der Berufs- und Studienorientierung bilden.

Laut dem IHK-Pendlerreport sei in den letzten Jahren die Differenz zwischen Ein- und Auspendlern kontinuierlich gesunken. Allerdings weise die Region Südwestsachsen, zu der Mittelsachsen gehört, für 2015 immer noch einen negativen Pendlersaldo von etwa 22 700 Beschäftigten aus, so Martin Witschaß, Referatsleiter Volkswirtschaft der IHK Chemnitz.

„Viele hoch qualifizierte Arbeitskräfte verlassen immer noch die Region, rund 26 600 pendeln in die alten Bundesländer“, so Witschaß.

Zwar blieben die meisten Südwestsachsen, sprich die Bewohner von Mittelsachsen, Chemnitz, dem Erzgebirgs- und Vogtlandkreis sowie Zwickau, ihrer Heimat treu und arbeiten in der Region, aber jeder 20. Beschäftigte pendele regelmäßig zur Arbeit in die alten Bundesländer, erklärt er. Verhältnismäßig viele Fachkräfte würden aus den Bereichen Bau, Information und Kommunikation sowie Produzierendes Gewerbe pendeln beziehungsweise abwandern. „In jedem Wirtschaftszweig sind das 80 bis 90 Prozent der Auspendler. Der Anteil der Akademiker ist mit 22 Prozent deutlich höher als bei den Einpendlern mit 17 Prozent“, so Martin Witschaß.

Mit rund 32 Prozent besitzt Mittelsachsen die höchste Auspendlerquote innerhalb Südwestsachsens, heißt es in dem Pendlerreport. Insgesamt bleiben 83 Prozent der mittelsächsischen Pendler zum Arbeiten in Sachsen. Den Weg nach Bayern würden in etwa fünf Prozent der Auspendler auf sich nehmen, wobei das südlich gelegene Oberbayern am gefragtesten sei.

„Etwa jeder vierte Beschäftigte in Mittelsachsen pendelt in den Landkreis ein. Die Einpendler werden von Beschäftigten, die ihren Wohnort in Chemnitz haben, dominiert“, so Martin Witschaß. Neun von zehn Einpendlern nach Mittelsachsen würden aus dem Freistaat Sachsen kommen. „Lediglich jeder Zehnte pendelt aus einem anderen, vorzugsweise einem neuen Bundesland nach Mittelsachsen“, ergänzt er.

Es gäbe also genügend Fachkräfte. Sie müssten „durch attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten an den Wohnort gebunden werden“, so Witschaß. Der erste Job- und Karrieretag soll diese deutlich machen. Er ist für Mittwoch, 28. Dezember, in Freiberg geplant.