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Mitmachen statt meckern

Uwe Hachmann ist sportlich und politisch aktiv. Nicht alle Senioren fühlen sich dafür kompetent genug.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Roßwein. Würden Sie sich engagieren, um das Leben an Ihrem Wohnort zu verbessern? So lautet eine Frage in der SZ-Generationen-Befragung. Uwe Hachmann aus Roßwein beantwortet sie mit einem klaren „Ja“. Seit Jahrzehnten ist er sehr umtriebig. Seit 1990 sitzt er im Stadtrat. Dort ist er als streitbarer Mann der klaren Worte bekannt. „Man kann kumpelhaft, freundschaftlich miteinander umgehen, aber man muss ehrlich sein, sich die Meinung sagen und dabei in die Augen schauen können“, sagt der 76-Jährige.

27,6 Prozent der Befragten Roßweiner/Striegistaler und 24 Prozent der Waldheimer/Kriebsteiner engagieren sich nicht, weil die denken, dass „wichtige Entscheidungen von Politik/Verwaltung ja doch ohne Einwohner gefällt werden“. Hachmann kann das nicht nachvollziehen: „Ich habe etwas dagegen, wenn man nur meckert und sich aber nicht sachkundig macht.“ Er ist der Überzeugung, dass die Räte Entscheidungen so treffen, dass sie dem Gemeinwohl dienen – und zwar unabhängig davon, welche Partei den entsprechenden Vorschlag eingebracht hat.

Im Bereich der Politik liegen ihm vor allem der Haushalt sowie die Bereiche Kultur und Sport sehr am Herzen. Kulturell geprägt worden sei er gegen Ende seiner Schulzeit durch den Leisniger Kulturbund. Er ist in der Bergstadt aufgewachsen. Sein Herz schlägt aber vor allem für den Fußball. Im Alter von neun Jahren begann er in der zweiten Knabenmannschaft. „Im Mittelfeld. Ich wollte schon von klein auf Regie führen“, sagt er und schmunzelt.

15 bis 20 Stunden in der Woche unterwegs

Der Diplomsportlehrer wechselte 1972 nach seinem Studium an der Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport (DHfK) in Leipzig als Lehrer an die Ingenieursschule nach Roßwein und zog 1974 in die Stadt. Mit den Fußballern wurde er vor 29 Jahren DDR-Meister. Für die Belange der Sportvereine setzt er sich bis heute ein. Er leitet, trotz – und irgendwie auch gerade wegen – seiner Bechterew-Rheuma-Erkrankung bis heute eine Senioren-Gymnastik-Gruppe. Zwischen 15 und 20 Stunden pro Woche investiert er in sein politisches und sportliches Engagement.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen: Es sind vor allem die Älteren, die mitmischen, um ihre Stadt voranzubringen. 16,7 Prozent der befragten Einwohner von Leisnig/Ostrau/Zschaitz-Ottewig würden sich gern einbringen, fühlen sich aber nicht kompetent genug. Wie oft schon haben Initiativen dazu aufgerufen, zum Beispiel den Stadtpark oder Ähnliches von Müll zu befreien, beziehungsweise Wege zu reinigen und zu befestigen. Es sind immer dieselben, die bei solchen Aktionen gesichtet werden. Wie viel Kompetenz braucht es, einen Besen in die Hand zu nehmen? Das fragt sich auch Uwe Hachmann. Er ist nämlich zusätzlich zu all seinen anderen Aktivitäten in der Roßweiner AG Stadtgestaltung aktiv. „Es könnten ruhig mehr Leute mitmachen, vor allem auch jüngere“, meint er. Aber es sei eben leichter, zu meckern, als sich selbst einzubringen.

Und als seien Sport, Stadtrat und Stadtgestaltung noch nicht genug, ist Hachmann noch Mitglied im Geflügelzüchterverein, im Vorstand der Antennengemeinschaft und im Behindertenbeirat aktiv.