Merken

Miteinander und voneinander lernen

Was, wenn eine Schule zu wenig Schüleranmeldungen hat? Königsteins Grundschule vertraut auf eine neue Idee.

Teilen
Folgen
NEU!
© Symbolbild: dpa

Von Katharina Klemm

Königstein. In Königstein werden dieses Jahr nur elf Schüler in die erste Klasse eingeschult. Eigentlich zu wenige. Die Schule hat schon frühzeitig eine Lösung für dieses Problem gehabt. Ab diesem Schuljahr kommt sie zur Anwendung. Die Schule startet den jahrgangsübergreifenden Unterricht. Die Königsteiner Grundschule ist damit erst die zweite im Landkreis, die dieser Art des Lernens vertraut – in der Sächsischen Schweiz sei sie sogar die erste, sagt Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer (CDU).

Mit dem neuen Konzept kann die Schule auch trotz zu geringer Anmeldezahlen erhalten werden. Schon frühzeitig wurden die Eltern der künftigen Schüler informiert. Auch der Stadtrat hatte das neue Konzept bereits Ende 2015 vorbereitend beschlossen, berichtet Tobias Kummer. Die Lehrer der Schule bereiten sich seitdem darauf vor, besuchen Fortbildungen und sind im ständigen Kontakt mit Schulen, die das Konzept bereits umgesetzt haben, sagt Schulleiterin Katrin Richter. Eigentlich rechnete man erst für 2018 mit einer zu geringen Schülerzahl. Doch es traf die Grundschule schon eher.

Und wie funktioniert das Konzept? Der Unterricht erfolgt in Klassenverbänden. Dafür lernen die Schüler der 1. und 2. sowie der 3. und 4. Klasse zusammen. Grundlagen und Einführungen in ein neues Thema werden jeweils in den Jahrgängen erklärt und erlernt, sagt Katrin Richter. Das wechselt sich mit Phasen des gemeinsamen Arbeitens ab. Dafür hat jedes Kind ein sogenanntes Lernbüro, also einen eigenen Arbeitsplatz. Je zwei Kinder aus unterschiedlichen Klassenstufen haben ihr Lernbüro nebeneinander. Jeder arbeitet an seinem Thema, nach einem Wochenplan. Jedoch ist es erlaubt und sogar gewollt, dass die Schüler sich gegenseitig helfen. So könne beispielsweise ein Schüler der zweiten Klasse sein Wissen festigen, wenn er dem Erstklässler etwas erklärt, sagt die Schulleiterin. Natürlich könne bestimmt auch der Erstklässer einmal dem älteren Mitschüler helfen. Somit ist für die Schüler nicht immer der Lehrer die erste Ansprechperson. Ziel dieses Unterrichts ist es, ein kooperatives Lernen und die Selbstorganisation der Schüler zu befördern. Und es sei besser möglich, stärkere Kinder zu fordern und schwächere zu fördern, sagt Katrin Richter.

Wichtig ist ihr, dass das Konzept nichts mit dem der alten Dorfschule zu tun. „Wir gehen das Ganze anders an und damit einen anderen Weg“, sagt sie. „Wir interpretieren Altbekanntes neu und setzen es modern und kommunikativ um.“

Die Erstklässler müssen vorerst noch allein lernen. Schließlich gibt es noch keine zweite Klasse, die am Projekt teilnimmt. Um die Kinder auf die Arbeit im gemischten Klassenverband vorzubereiten, werden sie im ersten Jahr auch lernen, selbstständig zu arbeiten, so Katrin Richter.