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Mit Zweirädern auf der Überholspur

Eine kleine Firma in Seerhausen hat Großes vor. Und ist jetzt auch in den Motorsport eingestiegen.

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© Sebastian Schultz

Von Jürgen Müller

Seerhausen. Überholen sollten Sie hier nicht in Seerhausen, an dieser Stelle, wo sich die Bundesstraßen 6 und 169 kreuzen. Und auch nicht mit zu hohem Tempo fahren. Ein stationärer Blitzer bestätigt nämlich schriftlich, dass man zu forsch unterwegs war. Sandra und Marcel Hoinkis fahren an dieser Stelle trotzdem seit Jahren rasant auf der Überholspur, wenngleich eher im übertragenen Sinn.

Seit 2008 betreiben sie hier die kleine Firma MSH Motorbike, zunächst im Nebenerwerb, seit vier Jahren hauptberuflich. Die 37-Jährige und ihr ein Jahr älterer Mann Marcell sind beide Geschäftsführer der Firma, die Motorräder, Quads, aber auch Rasenmäher vertreibt und repariert. „Vor zweieinhalb Jahren sind wir förmlich aus den Nähten geplatzt“, sagt die Diplom-Betriebswirtin aus Oschatz. Die Werkstatt war längst zu klein geworden, und auch der Verkaufsraum reichte nicht mehr aus, seitdem auch die vierrädrigen Quads angeboten werden. „Unser Umsatz hat sich inzwischen versechsfacht“, sagt die junge Frau, die einst auch in Dresden in der Möbelbranche gearbeitet hat.

Werkstatt wird aufgestockt

Vier Mitarbeiter hat die Firma inzwischen, neben ihr und ihrem Mann, einem gelernten Kraftfahrzeug-Meister, gibt es zwei Angestellte in der Werkstatt, in der alle Marken repariert werden. Und die soll künftig personell noch aufgestockt werden.

Die Kunden der kleinen Firma kommen nicht nur aus der Umgebung, also aus Riesa, Oschatz, Meißen, Torgau, sondern auch aus den alten Bundesländern, sagt Sandra Hoinkis. Um noch bekannter zu werden, nahm die Firma kürzlich an der Sachsen-Krad in Dresden teil. Zum zweiten Mal insgesamt und erstmals mit einem eigenen Stand. „Das Interesse der Kunden an den ausgestellten Modellen war sehr hoch. Wir waren positiv überrascht von der Messe, konnten bereits erste Geschäfte abschließen“, sagt die Firmenchefin.

Auf der Messe stellte das Unternehmen nicht nur seine Produkte vor, sondern auch die Rennsportaktivitäten. Denn seit Kurzem ist die Firma in den Motorsport eingestiegen, hat zwei eigene Fahrer. So ist die Firma MSH-Motorbike mit Maik Gruhne auf der 300 Sherco 2016 in der Deutschen Meisterschaft Enduro mit dabei. Der 30-Jährige fährt schon seit 2004 Rennen, anfangs Moto-Cross und Enduro. Im vergangenen Jahr belegte er in der Klasse bis 500 Kubikzentimeter in der Deutschen Meisterschaft den elften Platz. „Ich möchte mich in diesem Jahr verbessern, in den sechs Rennen auf den zehnten Platz kommen“, formuliert er seine Ziele. Die Seerhausener Firma stellt nicht nur das Bike, sondern auch Mechaniker.

Daneben konnte noch ein weiterer Fahrer gewonnen werden. So wird in diesem Jahr Michael Horn für das MSH Team auf seiner Can am Renegard, einem Quad starten.

Die Kundschaft der Hoinkis ist bunt gemischt, eine bestimmte Zielgruppe gibt es nicht. Sie reicht von jungen Leuten bis hin zu reiferen Männern, die ihren zweiten Frühling erleben. Die Maschinen mit einem Hubraum von 50 bis 850 Kubikzentimetern decken ein breites Spektrum ab. Wer sich für ein Quad, ein vierrädriges Motorrad entscheidet, braucht übrigens einen Pkw-Führerschein. Und kann auf dem Gelände vor der Firma schon mal ein bisschen üben.

Elektroantrieb nicht gefragt

Quads erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, auch wenn man sie auf den Straßen eher selten sieht. „Diese Maschinen sind ja vor allem für das Gelände gemacht, die Fahrer sieht man eher auf Feldwegen“, sagt Sandra Hoinkis. Und in der Land- und Forstwirtschaft, wo sich die robusten, geländegängigen Fahrzeuge bestens eignen.

Nicht finden wird man allerdings in Seerhausen Elektrofahrzeuge. Und das hat seinen Grund. „Unsere Kunden kommen vorwiegend aus dem ländlichen Raum. Da werden oft weite Wege zurückgelegt. Elektrobikes mit ihrer doch sehr begrenzten Reichweite sind da ungeeignet“, weiß Sandra Hoinkis.

Für die kleine Firma sind die Zukunftsaussichten jedenfalls günstig. Sie fährt weiter auf der Überholspur. „Wir haben unser Hobby zum Beruf gemacht und das nicht bereut“, sagt die 37-Jährige. Sie selbst fährt im Gegensatz zu ihrem Mann jetzt lieber mit dem Quad. Da kann dann auch der kleine Sohn mit.