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Mit Walnuss-Schale gegen Graffiti

Die Firma LGS hat am Bahnhof in Kamenz mit der Entfernung von Fassadenschmierereien begonnen. Mit einer sehr umweltschonenden Methode.

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© Jonny Linke

Von Jonny Linke

Kamenz. Wen nervt der Anblick nicht? An Brücken oder Gebäuden tauchen immer wieder Graffitischmierereien auf. So auch am Kamenzer Bahnhof. Stefan Vetter als Geschäftsführer des Lausitzer Gebäudeservice (LGS) geht mit seinem Team dagegen vor. Auf moderne und umweltschonende Weise. „Wir werden mit einem Unterdruck-Strahlgerät die Schmiererein aus der Fassade des Bahnhofes entfernen“, so der 36-jährige Unternehmer. Zunutze macht er sich dabei eine neue, ökologische Maschine. Mit dem wie ein großer Staubsauger aussehenden Unterdruck-Strahlgerät kann ökologisch, ohne Wasser und vor allem ohne Chemie gearbeitet werden.

„Wir erzeugen in der Maschine Unterdruck. Dazu wird ein Zusatzstoff wie winzige Teile von Walnussschalen, Glas oder Plastikkügelchen in einem geschlossenen Kreislauf auf die verschmutzte Oberfläche geschossen. Dabei wird die Verunreinigung fast rückstandslos entfernt“, erklärt Stefan Vetter. Und die Arbeit trägt Früchte. Nur wenige Minuten, nachdem Mitarbeiter Silvio Konc die Maschine gestartet hat, verschwindet die weiße Farbe auf der roten Bahnhofsfassade wie von Geisterhand. Begutachten kann er jeden Schritt durch die Scheiben am Aufsatz der Maschine. Diesen drückt er auf die Stelle und führt außen den Strahl mit dem Reinigungsstoff über die Verunreinigung zu. Der erzeugte Unterdruck saugt den feinen Farbstaub ab und bewahrt diesen in einem Behälter auf. Dass die Maschine funktioniert, sieht man am Bahnhof besonders gut, denn die Oberfläche der rauen Fassade wird nicht etwa abgesprengt, sondern ist nach der Reinigung exakt wie vorher – nur sauber.

Einen harten Gegner erwischt

„Wir haben hier eine sehr raue Struktur, und die Farbpartikel haben sich überall abgesetzt“, so der Geschäftsführer. Am Bahnhof in Kamenz hat das Team der LGS also gleichmal den härtesten Gegner erwischt. „Die Maschine kann auf nahezu allen Untergründen eingesetzt werden. Ob auf Naturstein, Metallen, Holz oder allen Putzarten. Wichtig ist nur, dass die Verunreinigung nach spätestens sieben Tagen behandelt wird“, sagt der Unternehmer. „Hier ist es kompliziert, aber die Maschine schafft das“, sagt er. Je länger die Verunreinigung auf der Fassade verbleibt und der Witterung ausgesetzt ist, umso schwieriger ist eine rückstandslose Entfernung. So auch am Bahnhof. Einige der teils jahrealten Schmierereien hinterlassen auf der roten Oberfläche eine leichte Aufhellung. Die erst kürzlich angebrachten Graffitis hingegen lassen sich bestens entfernen.

„Der Vorteil des Systems ist nicht nur der ökologische Aspekt, sondern auch die Tatsache, dass wir mobil überall arbeiten können“, sagt Mitarbeiter Silvio Konc. Denn die Maschine benötigt kein Wasser. Die Zusatzstoffe können in einem Handkanister mitgeführt werden und reichen für hunderte Reinigungsumläufe. Der nötige Strom aus der Steckdose kann von der LGS notfalls auch mit einem Notstromer erzeugt werden.

„Die Oberlausitz ist klasse. Wenn sie nicht so durch Schmierereien verschandelt wäre“, sagt der Unternehmer. Die 50 Quadratmeter Graffiti an der Fassade des Bahnhofes werden am Wochenende kaum noch zu erkennen sein. „Ob Gartenhaus, Wohnhaus oder Sonstiges. Ich schaue mir jede Verunreinigung gerne kostenlos an und dann finden wir einen Weg, die Schönheit der Objekte wiederherzustellen“. Der ökologische Kampf gegen Vandalen – am Kamenzer Bahnhof ist er gewonnen. Vorerst.