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Mit Vollgas in die Nebelschwaden

146 Moto-Crosser gingen am Sonnabend beim Strießener Stoppelrennen an den Start – und alle blieben heil.

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© Anne Hübschmann

Von Manfred Müller

Strießen. Wenn sich die Teenager mit ihren Crossmaschinen am Sprunghügel in die Höhe schrauben, macht ihnen Sunny Jean noch respektvoll Platz. Der kleine Senftenberger ist gerade sechs Jahre alt geworden und damit der jüngste Teilnehmer beim Stoppelrennen in Strießen. Natürlich fährt er mit seiner winzigen KTM den anderen noch hinterher, aber immerhin bewältigt er seine Runden auf dem Geländeparcours nahe der Eisenbahnstrecke Leipzig-Dresden, ohne das Maschinchen abzuwürgen. Dafür gibt es eine Umarmung und ein Küsschen von der stolzen Mama. „Er war so heiß auf das Rennen, dass er gestern Abend gar nicht einschlafen konnte“, sagt Josefine Haupt. Sunny Jean ist schon mit vier Jahren zum ersten Mal auf ein Mini-Motorrad gestiegen, inspiriert von Josefines Lebensgefährten „Schicke“, einem passionierten Hobby-Crosser. „Wir fahren oft zu solchen Rennen“, erklärt der Versicherungsfachmann, „und der Kleine würde sich ja langweilen, wenn er hier den ganzen Tag herumstehen müsste.“

Insgesamt 146 Fahrer gingen am Samstag beim Stoppelrennen auf die Piste. „Wahnsinn, wir hatten mit maximal 90 gerechnet“, sagt Organisations-Chef David Walter. „In der Klasse 250 bis 450 Kubik standen 46 Maschinen am Start, bei den Quads sogar 49.“ Die Zeitnahme erfolgte elektronisch mit Hilfe von Transpondern, sodass die Veranstalter für die insgesamt 15 Alters-, Fahrzeug- und PS-Klassen nicht jedes Mal Einzelrennen aufrufen mussten. Auch das Wetter spielte mit – bis auf den Nebel vormittags. „Da konnten wir nicht die gesamte Strecke einsehen, sodass wir die Posten dichter stellen mussten“, erklärt Walter. Der 34-jährige Bauingenieur ist Chef der Motorsportabteilung der Strießener Sportgemeinschaft. Die Idee, einen Herbstcross zu veranstalten, war erst vor wenigen Wochen geboren worden, sodass die Mitglieder des kleinen Vereins die Vorbereitungen gerade so stemmen konnten. Er sei schon wieder angetrieben worden, die Sache nächstes Jahr zu wiederholen, sagt David Walter. Aber er wolle den Ball erst einmal flach halten, denn so eine Veranstaltung koste bereits im Vorfeld eine Menge Geld. Spiele dann das Wetter nicht mit, bleibe der Verein auf den Kosten sitzen. Und auch ein geeignetes Feld anmieten zu können, sei eher ein Glücksfall.

Neben Fahrern aus der Region starteten beim Strießener Stoppelrennen auch Brandenburger, Anhaltiner und Thüringer. Unter den Gästen wurden sogar Schweizer und Spanier gesichtet. Von den Mühen der Organisation bekamen die Rennteilnehmer und Zuschauer kaum etwas zu spüren. Sie erlebten eine professionell vorbereitete Veranstaltung und jenes spezielle Miteinander, das den Motorsport über Generationen hinweg attraktiv macht. „Wir haben auch von den Leuten aus dem Ort viele Komplimente bekommen“, sagt David Walter. „Die fanden es einfach gut, dass im Dorf mal wieder was los war.“