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Mit über 70 in den Ruhestand

Wilfried Arndt ist mit Autohäusern in Görlitz und Niesky bekannt geworden. Jetzt hängt er den letzten Nebenjob an den Nagel.

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© Archivfoto: C. Suhrbier

Von Sabine Ohlenbusch

Schön ist der Blick von der Terrasse im Kodersdorfer Ortsteil Torga. In Jeans und Freizeithemd sitzt Wilfried Arndt im Schatten, um ihn grüne Bäume und sanfte Hügel. Es ist noch nicht lange her, da hat er nicht viel Zeit hier zu Hause verbringen können. Denn bis weit über das normale Rentenalter ist er Teilhaber und Geschäftsführer im gleichnamigen Autohaus geblieben. Bis Ende Mai hat er außerdem ein hohes Ehrenamt für das sächsische Handwerk bekleidet: Er ist über 15 Jahre Vizepräsident der Handwerkskammer Dresden gewesen. Jetzt hat er mehr Zeit für seine große Leidenschaft: Oldtimer-Motorräder.

„Wir sind immer für den Betrieb dagewesen“, erklärt Wilfried Arndt zum Verlauf seines Lebens, „dabei haben wir nie auf großem Fuß gelebt.“ Noch zu DDR-Zeiten hat er den Grundstein gelegt für das erfolgreiche Unternehmen, das immer noch seinen Namen trägt. Als erster Vertragshändler der amerikanischen Automarke Ford ist er nach der Wende gestartet. Nach und nach sind immer mehr Marken wie Volvo und Mazda dazugekommen. Eine Filiale in Niesky und eine in Görlitz gehören zur Firma. Als der Betrieb so lief, dass Wilfried Arndt etwas Zeit übrig hatte, begann er, sich gesellschaftlich zu engagieren.

Wilfried Arndt ist ein Unternehmer der alten Schule, hat immer Wert darauf gelegt, dass sein Autohaus ein Familienbetrieb ist. „Es ist ganz wichtig gewesen, dass meine Frau und ich beide verantwortlich waren“, sagt der 72-Jährige. Monika Arndt hat beispielsweise zwischenzeitlich das Nieskyer Haus geleitet. Als wichtigsten Grund dafür, dass er sich Ende der 1970er Jahre um die Genehmigung für einen eigenen Betrieb gekümmert hat, nennt er die buchstäbliche Selbstständigkeit. „Ich wollte immer für mich denken, gestalten und arbeiten können“, sagt er rückblickend.

Entscheidend für ein Familienunternehmen sei, dass alle an einem Strang ziehen. „Kein Familienmitglied darf überheblich werden“, erklärt Wilfried Arndt. Aus der erweiterten Familie des Autohauses stammt auch Bernd Budi. Er hat bei Familie Arndt gelernt und seinen Meister gemacht. Als Wilfried Arndts Sohn Sylvio sich mit seinem eigenen Autohaus in Niesky selbstständig gemacht hat, ist Bernd Budi als Nachfolger eingesprungen. 2005 hat er Wilfried Arndt die Einzelfirma abgekauft und sie haben gemeinsam eine GmbH gegründet. Hier ist der Seniorchef dann auch noch Miteigentümer gewesen und hat lange als Geschäftsführer weiter gewirkt.

Der Abschied aus der Handwerkskammer sei würdig gewesen. Für ihn und die anderen Ausscheidenden aus den Gremien der Kammer hat es ein Abendessen auf dem Theaterschiff in Dresden gegeben. Eine Auszeichnung für seine Verdienste hat Wilfried Arndt dort aber nicht erhalten: „Er hat nämlich schon alle“, so die einfache Antwort des Kammerpräsidenten Jörg Dittrich, der an Arndt vor allem die geradlinige Art schätzt. Aber einen großen Präsentkorb gab es für das dienstälteste Mitglied des Vorstandes.

Drei Präsidenten und drei Geschäftsführer hat Wilfried Arndt über die Zeit erlebt. Präsident wollte er nie werden: „Dann hätte ich täglich nach Dresden gemusst.“ Dafür war seine Zeit zu knapp und der Weg von Torga doch zu weit.