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Mit Türen groß geworden

Die Tischlerei Landgraf hat eine neue Halle an der Ziegeleistraße bezogen. Künftig will sie auch für andere produzieren.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Die neue Produktionsstätte der Tischlerei Landgraf ist von den Döbelnern fast unbemerkt in die Höhe gewachsen. So viele Leute verirren sich nicht in die Ziegelstraße. Seit Ende 2015 ist eine 45 Meter lange Produktionshalle entstanden, dazu ein dreigeschossiger Sozial- und Verwaltungstrakt und ein imposanter Spänebunker. „Das war eine Industriebrache. Hier war früher der Instandhaltungsbetrieb des Kreisbaubetriebs untergebracht“, sagte Tischlermeister Ekkehard Landgraf. Vor dem Neubau mussten eine Baracke und diverse Garagen weggerissen werden.

Die neue Werkstatt mit Verwaltungstrakt an der Ziegelstraße hat imposante Ausmaße. Rechts im Hintergrund lugt die alte Werkstatt hervor, die zu klein geworden ist.
Die neue Werkstatt mit Verwaltungstrakt an der Ziegelstraße hat imposante Ausmaße. Rechts im Hintergrund lugt die alte Werkstatt hervor, die zu klein geworden ist. © André Braun
Mitarbeiter Mario Hochmuth montiert einen Türrahmen. Denkmalgerechte Brand- und Schallschutztüren sind die Spezialität der Tischlerei.
Mitarbeiter Mario Hochmuth montiert einen Türrahmen. Denkmalgerechte Brand- und Schallschutztüren sind die Spezialität der Tischlerei. © André Braun

Der Neubau war für den Tischlereibetrieb ein wichtiger Schritt. „Es stand die Frage, ob wir kleiner in der alten Werkstatt weitermachen oder ob sich der Betrieb weiterentwickelt“, sagte Landgraf. Er hatte sich für Wachstum entschieden, auch um jungen Leuten eine berufliche Perspektive in der Region zu bieten. „In Zukunft wollen wir auch für andere produzieren und weniger selbst montieren“, sagte Landgraf. Die Tischlerei ist zum mittelständischen Betrieb mit 16 Mitarbeitern herangewachsen. 20 sollen es einmal werden, sagte Landgraf. Das Grundstück, das einer Erbengemeinschaft gehörte, sei für ihn interessant gewesen. Nach einer Bauvoranfrage hatte er es kaufen können. „Die Stadtverwaltung hat mich bei meinem Vorhaben sehr unterstützt“, meint er.

Die Tischlerei Landgraf hat sich in einer Nische eingerichtet. Sie produziert Türen, die zum einem den Anforderungen an Brandschutz, Rauchdichtheit und Schalldämmung, auf der anderen Seite aber auch den Forderungen des Denkmalschutzes genügen. Oder die die Vorstellungen von Architekten an eine moderne Ästhetik bedienen, erklärte Landgraf. Die Tischlerei nutzt dafür eine Lizenz einer österreichischen Firma. „Von ihr bekommen wir den technischen Support. Und die teuren Prüfungen der Produkte werden von vielen Lizenznehmern getragen“, sagte Landgraf. Er sieht in seiner Nische Wachstumsperspektiven. „Da kommt einiges auf uns zu im Objektbereich. In den alten öffentlichen Gebäuden sind viele Auflagen an den Brandschutz zu erfüllen.“ Die Firma hatte unter anderem das Lessing-Gymnasium mit Brandschutztüren ausgestattet. Aber auch prominentere Objekte stehen auf der Referenzliste. Der Zwinger in Dresden zum Beispiel. Auf der Festung Königstein hat die Tischlerei die Magdalenenburg mit neuen Innentüren und Glaswänden ausgestattet, aber auch alte Türen restauriert.

Vor 25 Jahren hatte der heute 50-Jährige ganz klein mit nur einem Gesellen in einer Werkstatt in Zschäschütz angefangen. Die schon deutlich größere Werkstatt an der Ziegelstraße, die Landgraf vor 15 Jahren bezogen hatte, ist nun auch schon wieder zu klein. „Wir arbeiten an Türen, die über drei Meter hoch sind“, erklärte der Tischlermeister den deutlich größeren Platzbedarf. Bis zu acht Mitarbeiter werden in der neuen Halle arbeiten. Seit Ende März wird dort produziert – ein Teil der Maschinen ist umgeräumt worden. Ein paar andere wurden neu „gebraucht“ angeschafft. „Damit wollen wir erst mal austesten, was für die Produktion sinnvoll ist“, sagte Landgraf. Sehr effektiv produziert der Betrieb durch eine CNC-gesteuerte Maschine, mit der immer gleiche Arbeiten in kurzer Zeit ausgeführt werden können.

Für die Farbgestaltung der Türen hat Landgraf eine massive Lackierkabine mit zwei zusätzlichen Räumen in die Halle einbauen lassen. „Hier herrscht immer ein leichter Überdruck“, sagt er. Lackiert werde mit Wasserfarben. Im Verwaltungstrakt sind Aufenthalts- und Sanitärräume entstanden, dazu Büros für Arbeitsvorbereiter und Dispatcher. Außerdem hat die Firma jetzt einen Schulungsraum. „Dort sollen die Kollegen Weiterbildungen bekommen“, sagte Landgraf.

Umzug und Neuanfang haben auch den Mitarbeitern einiges abverlangt, sagte der Tischlermeister. „Das hat viel Kraft gekoster und einiges Durcheinander gebracht. Aber die Mitarbeiter haben voll mitgezogen.“ Landgraf sucht Leute für sein Team. Gebraucht werden Arbeitsvorbereiter und Tischler, die mit Türen arbeiten wollen. „Leute zu bekommen, die hier reinpassen, ist schwierig“, sagte er. Ein Lehrling ist beim Tischlermeister derzeit in Ausbildung. Die kleinere Werkstatt soll künftig für die Lehrlingsausbildung und für Restaurierungen genutzt werden, sagte er.