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Mit Tattoos aufs Cover

Melinda Conrad hat über ihren Job als Alternativmodel ein Buch geschrieben. Höhen und Tiefen in fünf Kapiteln.

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© Dietmar Thomas

Von Helene Krause

Döbeln. Jeder Schritt Melinda Conrads lässt ihre Tattoos an den Beinen hervorlugen. Tätowierungen sind auch am Hals und am Brustansatz zu sehen. Conrad ist Alternativmodel und im Café Courage, um ihr Buch „Das Phänomen Modelberuf Schein und Sein – Vorurteil und Wahrheit des Model Business“ vorzustellen.

Schon mit 13 Jahren ließ sie sich das erste Tattoo stechen. „Ich wusste schon sehr zeitig, was ich wollte“, sagt sie. Damit ihre Eltern es erlaubten, erzählte sie ihnen, dass sie ein Biotattoo haben wollte. Diese Tätowierungen verschwinden nach einiger Zeit. Ihres nicht. Die Eltern schimpften. Später kamen ab 17 weitere Tattoos dazu. „Alles unterhalb der Kinnkante wird noch bunt“, sagt sie. Ihr Rücken ist noch frei. „Es gibt schöne große Stellen, die man überlegter mit Bildern füllen möchte.“

Über Facebook fand eine Modelagentur bei der der Suche nach alternativen Models Melinda Conrad. Ihr Künstlername ist Mel Riot. „Man sah, dass ich stark tätowiert war und alternativ aussah“, sagt sie. „Ich sagte zu, wollte es ausprobieren.“ 2009 erhielt sie ihren ersten Modeljob. „Das Shooting war nicht so schön. Es wurden anstatt zahlreicher Aufnahmen nur fünf Bilder mit Kleidung gemacht.“ Weil sie sich nicht ausziehen wollte, begleiteten die Agenturmitarbeiter sie raus. Sie dachte, es wird nichts. Trotzdem erschien zwei Monate später das Cover einer großen Illustrierten mit ihrem Bild. Die heute 31-jährige, die in Dresden lebt, hat sich mit 16 zur Mediengestalterin ausbilden lassen. Danach legte sie ihr Fachabitur Sozialwesen ab und studierte später an der Hochschule Zittau/Görlitz Soziale Arbeit. Das Studium schloss sie 2015 mit dem Diplom ab. Ihr Buch ist ihre Diplomarbeit. Angefangen von dem Schönheitsideal der Models, den Einfluss der Medien bis hin zu Magersucht, Depressionen, sexuellem Missbrauch, Drogensucht und Rassismus beleuchtet Conrad die gesamte Breite des Modelbusiness in fünf Kapiteln. „Models faszinieren die Menschen“, sagt sie. „Man sieht sie täglich im Fernsehen, in Zeitungen, auf Plakaten. Doch keiner fragt sich, wie das Leben eines Models tatsächlich aussieht.“ Mit dem Buch will sie aufmerksam machen, was in der Modelbranche passiert. Die Mädchen würden mit 13 Jahren aus den Familien und dem Freundeskreis gerissen. Oft erhielten sie kein Geld, weil die Agenturen nicht zahlen könnten. Sie hätten keine Meinung zu haben und müssten das tun, was Fotografen, Agenturmitarbeiter und andere Leute befehlen. Wenn sie nicht mitmachen, schmeißt man sie raus, berichtet Conrad.