Merken

Mit Schapka durch eine andere Welt

CDU-Landtagsabgeordneter Sebastian Fischer war zu Besuch in Tatarstan. Und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Teilen
Folgen
© Klaus-Dieter Brühl

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Die Temperaturen der vergangenen Tage kamen ihm gerade recht. Minus vier Grad waren den minus 17 während seiner Reise immerhin näher als das, was sachsenweit frühlingshaft nun kommen soll. Ein kaltes Stückchen Winter, was dem 34-Jährigen die Gelegenheit gab, sein Souvenir auch zwischen Gävernitz und Großenhain zu erproben. Und tatsächlich, die Uschanka – der Inbegriff einer wärmenden russischen Kopfbedeckung – steht Sebastian Fischer wirklich gut. 2800 Rubel, gut 40 Euro, hat die auch als Schapka bekannte Fellmütze den CDU-Landtagsabgeordneten gekostet. „Es war so kalt, dass mir nach einer halben Stunde an der frischen Luft fast die Ohren abgefroren sind. Ich musste mir das gute Stück geradezu kaufen“, bekennt Fischer und lacht.

Seit Freitag ist der Politiker wieder zurück von einer fünftägigen Reise, die ihn gemeinsam mit 32 anderen Delegationsmitgliedern aus dem Freistaat in die Republik Tatarstan geführt hat. An der Seite von Ministerpräsident Stanislaw Tillich besuchte er die Hauptstadt Kasan und die Wirtschaftsmetropole Nabereschnyje Tschelny.

Der Einblick in eine andere, teilweise geradezu exotische Welt. Zu sehen und spüren in Bauwerken, Lebensweisen und Gedanken der mit 3,8 Millionen Einwohnern als bevölkerungsreichste und unabhängigste Republik Russlands geltend. Gläubige Muslime neben Russisch-Orthodoxen, gut gefüllte Lebensmittelmärkte neben bitterer Armut, unbürokratische Verhältnisse neben einem hohen Anspruch an verwertbarer Zeit.

Empfangen vom Präsidenten der autonomen Republik, habe sich diese vor allem gastfreundlich gezeigt. Alles, was deutsch ist, so Sebastian Fischer, werde ohnehin mit höchster Qualität und damit auch Achtung verbunden. Wohl wissend, dass das Verhältnis zu Russland in Stuttgart, Köln oder Hamburg emotional durchaus distanzierter betrachtet werde als eben beispielsweise in Leipzig, Rostock oder Großenhain. Unverstellt und schnörkellos habe man sich den Gästen präsentiert. Von morgens um sieben bis in den späten Abend hinein. „Der Besuchsablauf war unglaublich eng gesteckt. Und es war interessant, zu sehen, auf was die Tataren Wert legen. Für eine erfolgreiche geschäftliche Beziehung sind bei ihnen eben mitnichten nur die nackten Zahlen ausschlaggebend, sondern die Tatsache, wie gut ich mit meinem Geschäftspartner kommunizieren kann“, erzählt Sebastian Fischer.

Wirtschaftliche Verbindungen, die im Übrigen nicht mit deutschen Maßstäben zu bemessen seien. Dass Baugenehmigungen extrem schnell ausgereicht würden, habe die gesetzestreuen Deutschen genauso aufhorchen lassen, wie die Tatsache, dass keine Anhörung von Trägern öffentlicher Belange stattfinde und ein Investor in den ersten Jahren keine Steuer zahlen müsste. „Das Leben dort läuft teilweise völlig anders ab“, sagt Sebastian Fischer und schüttelt den Kopf. Würden die Menschen hierzulande bei den ersten Schneeflocken nach dem Winterdienst rufen, gebe es in der östlichen Republik Russlands noch nicht mal eine Räum- und Streuordnung. Gleich nun, ob Fußwege oder Straßen, Plätze und Autobahnen, alles sei tief verschneit, und die Tataren kämpften sich – selbstverständlich mit Uschanka auf den stolzen Häuptern – ungerührt vorwärts. Dass die Dachrinnen das Tauwasser direkt auf den Gehweg entsorgten, sei dabei freilich wenig hilfreich. Alles verwandle sich innerhalb weniger Minuten in Eisbahnen. „Aber die Leute nehmen das hin. Stellen Sie sich das Mal in Priestewitz oder Großenhain vor!“

Für den Abgeordneten aus einer ländlichen Region wäre die Reise auf jeden Fall etwas ganz besonderes gewesen. Nicht allzu häufig komme jemand wie er schließlich in die Gunst, im Tross des sächsischen Ministerpräsidenten zu reisen. Mit und ohne Fellmütze.