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Mit Rollstuhl und Blindenstock

Das Gebäude der Oberschule ist modernisiert worden. Ob dabei die Barrierefreiheit gewährleistet ist, haben Schüler getestet.

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© André Braun

Von Frank Korn

Roßwein. Komme ich mit dem Rollstuhl durch die Tür? Und wie ist es, wenn Rollstuhlfahrer auf die Toilette müssen? Lucas kann es beim Projekttag zum Thema Barrierefreiheit an der Oberschule Geschwister Scholl in Roßwein ausprobieren. Er setzt sich in den Rollstuhl und fährt mit dem Aufzug in die erste Etage. Dort sucht er die Behindertentoilette auf. Schon beim Öffnen der Tür merkt er, dass etwas anders ist, als an allen anderen Türen in der Schule. „Der Türgriff liegt tiefer, sodass man ihn vom Rollstuhl aus bequem erreichen kann“, stellt Lucas fest. Auch in der Toilette selbst ist alles so, dass man als Rollstuhlfahrer gut zurechtkommt. Das geht beim Lichtschalter los und endet am Waschbecken, das so angebracht ist, dass man mit dem Rollstuhl bequem heranfahren kann, um sich die Hände zu waschen.

Kerstin Bauer ist die Vorsitzende des Behindertenbeirates der Stadt Roßwein, der den Schülern das Thema Barrierefreiheit im Rahmen des Projektes „Wir für Sachsen“ näherbringt. Zudem war sie als Architektin an der Modernisierung der Roßweiner Oberschule beteiligt. Sie erklärt den Schülern der beiden sechsten Klassen, wie wichtig Barrierefreiheit nicht nur für die Rollstuhlfahrer ist. „Schon ein Höhenunterschied von mehr als zwei Zentimetern stellt für Rollstuhlfahrer ein unüberwindbares Hindernis dar“, sagt Kerstin Bauer.

Gemeinsam mit Thorsten Gruner und Gert Hortenbach, die beide ebenfalls im Behindertenbeirat aktiv sind, hat Kerstin Bauer den Schülern gezeigt, wie Menschen mit Behinderung in der Schule zu ihrem Ziel finden können. Thorsten Gruner, der selbst blind ist, erläutert, wie Blinde mittels ihres Stockes Hindernisse erkennen. Er demonstriert den Schülern, wie eine Treppe erkannt und gemeistert wird. Dabei lobt er die Schilder am Beginn des Handlaufes. Auf denen steht sowohl in normaler als auch in Blindenschrift, wohin die Treppe führt. „So etwas gibt es nur selten“, sagt Thorsten Gruner.

Behindertenbeirat

Der Behindertenbeirat kümmert sich darum, dass die Belange von Menschen mit Handicap beachtet werden.

Das Gremium berät, wenn es um Neubauten wie die Zweifeldsporthalle geht, und weist auf Unzulänglichkeiten, wie aktuell das Fehlen einer öffentlichen behindertengerechten Toilette, hin.

Sein Wirken dient der Integration behinderter Menschen in die Gesellschaft und trägt zur Verminderung von Ausgrenzung bei.

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Bei der Sanierung der Roßweiner Oberschule, die im vergangenen Jahr abgeschlossen wurde, ist streng auf die Einhaltung der Barrierefreiheit geachtet worden. So gibt es an den Türen keine Schwellen. Hinweise auf den einzelnen Etagen sind deutlich erkennbar. „Wir haben auf eine große und kontrastreiche Schreibweise geachtet“, so Bauer. Natürlich gibt es den schon beschriebenen Aufzug, der nicht nur für Rollstuhlfahrer wichtig ist. Auch blinde Menschen können den Aufzug nutzen. Doch wie erkennen sie, in welchem Stockwerk sie sind? Ganz einfach: Es wird angesagt.