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Mit Rössern ins Schwarze Roß

Vier Pferdefreunde aus Heiden im Münsterland haben Fischbach zu ihrem Reiseziel auserkoren. Aus einem wichtigen Grund.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Fischbach. Arnsdorfs Orts-Chronist Otto Wittich kann frohlocken: Er darf einen Rekord festhalten. Denn er kann in die Chronik notieren, dass sich Pferdefans aus dem Münsterland mit zwei schwarzen Rössern auf die 700 Kilometer lange Tour ins „Schwarze Roß“ von Fischbach aufgemacht hatten.

Vom Örtchen Heiden aus, war ein Trupp positiv Pferdeverrückter mit einem Planwagen gestartet, und wurden nun in Fischbach von zahlreichen Pferdefreunden der Region empfangen. Auf der durchaus prominent besetzten „ewigen Liste“ der weitesten Anreisen mit Pferd landeten die Heidener mit ihren 700 Anreisekilometern immerhin auf Platz zwei. Hinter Napoleon übrigens! Der Franzosenkaiser kam bekanntlich im Jahr 1812 direkt aus Moskau nach Fischbach. Und hatte es sehr eilig; er war auf dem Rückzug …

Die Münsteraner hingegen ließen es sich im vom Fischbacher Steffen Trepte geführten Traditions-Gasthaus „Schwarzes Roß“ erst mal richtig gutgehen. Denn hier hält man an alten Reitertraditionen fest. Neben zahlreichen Pensionszimmern und einer Ferienwohnung bietet das Haus auch vier Pferdeboxen. Die Treptes haben dabei auch selbst schwarze Pferde, mit denen Steffen Trepte gelegentlich Kutschfahrten unternimmt. Aber woher kannten die Münsteraner nun eigentlich das Gasthaus? „Das Schwarze Roß haben wir auf einer Einkaufstour kennengelernt – damals hatten wir eine neue Pferdekutsche gekauft und in Fischbach übernachtet“, erzählt Werner Temminghof – so etwas wie das Oberhaupt der Truppe aus Heiden – die Vorgeschichte. Beim Essen im Gasthof waren ihm die historischen Pferdefotos an den Wänden aufgefallen. Und war begeistert. Noch dazu, weil Steffen Trepte ihm die Geschichte jedes der fotografierten Pferde aus dem Stegreif erzählen konnte. Werner Temminghoff war nach wenigen Minuten klar, dass er es hier mit einem Gleichgesinnten zu tun hatte; und so kam ihm schon damals die Idee zu dieser Ausfahrt in der Pferdekutsche.

Eine ganz besondere Tour

Werner Temminghoff ist Rentner. Neun Pferde versorgt er täglich, und er besitzt vier Kutschen. Kutschfahrten bei Hochzeiten, Gesellschaftsfahrten, Familienausfahrten sind gefragt. Auch sein Begleiter Heinz Pieper besitzt acht Pferde und vier Kutschen. Georg Feldhaus ein weiterer Pferdefreund aus dem Münsterland sieht das ähnlich. Sechs Kutschen und vier Pferde nennt er sein Eigen. Seit 1999 unternehmen sie regelmäßig große Touren. Die Erste führte vor den Berliner Reichstag. Sogar nach Straßburg sind die Pferdefreunde mit ihrem Planwagen gekommen. Die 700 Kilometertour nach Fischbach ist allerdings dennoch eine durchaus besondere. Denn sie war eine große logistische Herausforderung. Die Strecke durch die Eifel und den Schwarzwald ist sehr anspruchsvoll, außerdem wird es Ende Oktober bereits zwei Stunden früher dunkel. All das musste genaustens eingeplant werden. Zwischen siebzig und achtzig Kilometer fahren die Zweispänner pro Tag, viermal wurden auf der Tour die Pferde ausgewechselt. Sie wurden von Freunden zurückgebracht. Übernachtet haben die Pferdefreunde im Planwagen. Der ist gut beheizt.

Zurück ins Münsterland ging es dann von Fischbach aus aber mit dem Auto. Die Pferde fuhren im Anhänger und der Planwagen wurde auf einem Tieflader zurückgebracht. Was bleiben wird, ist aber ein wunderbarer Eindruck, sagt Werner Temminghoff: „Die Sachsen sind wunderbare Leute“, schwärmt er. Das tut gut, in der aktuell nicht rosigen Sachsen-Sicht …