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Mit Pfeil und Bogen durch den Wald

Andreas Mühle baut mit seinen Vereinskollegen einen 3-D-Bogenparcours in Königswartha auf.

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© Gernot Menzel

Von Anja Wallner

Königswartha. Ein bisschen archaisch mutet es an: den Pfeil anlegen, den Bogen spannen, das Ziel anpeilen – und zisch, steckt der Pfeil im Wildschwein. In diesem Fall in einem schwarzen Kunststoff-Schweinchen. Andreas Mühle zieht den Pfeil heraus, steckt ihn wieder in seinen Köcher am Hosenbund. Bogenschießen ist eine Leidenschaft des Lohsaers – in diesem Fall zielt er nicht auf farbige Kreise, sondern eben auf Tierfiguren. 3-D-Bogenschießen heißt dieser Sport, und als Nächstes muss ein Murmeltier „dran glauben“.

Andreas Mühle ist Mitglied des Sächsischen Militärvereins 1870 Königswartha und Umgebung. Seit rund 20 Jahren betreibt er Bogenschießen, hat zahlreiche Schützen trainiert, hat selbst an unzähligen Wettkämpfen teilgenommen. Nun ist er federführend dabei, mit seinen Vereinsmitstreitern einen 3-D-Bogenparcours auf der Schießanlage in Königswartha aufzubauen. Diese Art des Schießens erinnert eher an das Jagen – immerhin dürften Pfeil und Bogen zu den ältesten Jagdgeräten überhaupt zählen. Dabei wird auf Kunststoff-Tiere geschossen, die im Wald aufgestellt sind. Von jedem Schützen wird erwartet, die ihm unbekannte Entfernung zum jeweiligen Tier richtig abzuschätzen. Auf den Tierkörpern sind kleine „Zielscheiben“ eingezeichnet. „Kills“ werden sie genannt. Trifft der Schütze, wäre das Tier tot; andere Flächen gelten als Körpertreffer.

Spaß steht im Vordergrund

Andreas Mühle ist mit dem Planen, Ausführen und Betreuen des Parcours betraut, aufgrund seiner langjährigen Erfahrung im Bogensport und der entsprechenden Kontakte. Ziel ist, dass die Anlage im Mai, zu Beginn der Freiluftsaison, fertig ist. 3-D-Bogenschießen ist nicht neu, nur ist nicht jede Anlage dafür geeignet. In Königswartha passt es aber. Das Gelände an der Truppener Straße ist ausreichend groß, eingezäunt, gesichert. Der notwendige Wald ist da, dessen Besitzer praktischerweise ebenfalls Vereinsmitglied ist. „Also hatten wir im Verein die Idee dazu“, erzählt Andreas Mühle. Es ist etwas Neues, etwas, das Spaß macht. Und um Spaß an der Sache geht es den Bogenschützen.

Der Verein nimmt dafür Geld in die Hand, auch von privater Seite gibt es Unterstützung. Denn die Gummitiere sind keine Schnäppchen, und zu Wildsau und Murmeltier sollen noch 30 andere tierische Ziele dazukommen. 28 Ziele sind in der Wettkampfvorschrift gefordert. Die „Artenvielfalt“ ist dabei schier unbegrenzt. Alles eine Frage des Geldbeutels. Wie lange es dauert, bis die 3-D-Ziele ersetzt werden müssen, kommt wohl auf die Treffsicherheit der Schützen an. Rund drei Kilometer lang wird der Rundkurs sein. Auf der Wiese hinter dem Vereinsgebäude ist Platz zum Einschießen. Zwischen 12 und 15 Euro pro Tag wird die Nutzung des Parcours wahrscheinlich kosten. Und jeder, der die sportlichen Anforderungen erfüllt, darf mal ein moderner „Robin Hood“ sein und mit Pfeil und Bogen durchs Grün streifen. Equipment kann man beim Verein leihen. „Und ich finde einen Bogen, den man spannen kann“, sagt Andreas Mühle, der über eine Trainerlizenz C (Einstiegsebene) verfügt.

Nationalmannschaft ist interessiert

Ohne entsprechende Einweisung geht es natürlich nicht. Wer mit dem Sportgerät umzugehen weiß und sich an die Regeln hält, bekommt „grünes Licht“ für den Parcours. Andreas Mühle kennt sich aus mit der Spezies Bogenschütze und freut sich auf „bunte Vögel“ – extravagant kostümierte oder wild im Gesicht bemalte Sportler. „Die Vielfalt der Schützen macht es aus“, meint er. Wettkämpfe sind ebenfalls geplant, auf welcher Ebene, wird sich zeigen. Die 3-D-Nationalmannschaft hat nach Angaben von Andreas Mühle schon angeklopft. „Sie will gern mal trainieren kommen.“ Die Aktiven seien immer am Erleben neuer Parcours interessiert. Auch beim Sächsischen Bogenschützenverband wurde das Königswarthaer Projekt vorgestellt und sei wohlwollend aufgenommen worden.

Rund 1 400 bis 1 500 offiziell organisierte Schützen gibt es in Sachsen, schätzt Andreas Mühle, der jetzt auch wieder ins Training einsteigen will. Er musste seinen Sport in letzter Zeit aus gesundheitlichen und beruflichen Gründen etwas schleifen lassen. Und Bogenschießen ist anstrengend, nicht nur wegen der erforderlichen Konzentration. Krafttraining braucht man, auch Kondition, nicht zuletzt mentale Stärke. Platz für Lagerfeuer und Zeltplatzromantik ist auf dem Gelände übrigens ebenfalls. Was ja irgendwie zu dem ursprünglichen Bogenschießen passt (wenngleich moderne Highend-Ausrüstungen gerne einen vierstelligen Betrag kosten können). Andreas Mühle weiß um Leute, die es befremdlich finden, Tierfiguren „abzuschießen“. „Früher“, sagt er, „ging man zum Jagen in den Wald. Heute gehen die Leute zum Metzger…“

Sächsischer Militärverein 1870 Königswartha und Umgebung, Truppener Straße 9, Königswartha,
Telefon 0151 20403604

www.schiessanlage-koenigswartha.de