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Mit Perücke durchs Gewerbegebiet

Beim fünften Ottendorfer Draisinen-Rennen traten 22 Teams an. Es war der heißeste Wettbewerb aller Zeiten.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Niemand hat das! Die 204 Meter lange König-Bäder Draisinen-Rennstrecke auf Bahngleisen in Ottendorf-Okrilla ist einmalig in Deutschland. Statt lauter und stinkender Motoren sind hier besonders starke Muskelpartien gefragt. Der Kraftaufwand ist allerdings für alle gleich. Denn als einziger Bolide ist die legendäre König-Bäder-Badewannendraisine für die Ottendorfer Gleise zugelassen.

Zu Beginn sorgten die Trommler von Samba Universo aus Dresden für einen grandiosen Empfang.
Zu Beginn sorgten die Trommler von Samba Universo aus Dresden für einen grandiosen Empfang. © Bernd Goldammer
Den Preis für das schönste Kostüm bekam das Team mit dem kuriosen Namen „kettlebells-and-more“.
Den Preis für das schönste Kostüm bekam das Team mit dem kuriosen Namen „kettlebells-and-more“. © Bernd Goldammer

Gestern Nachmittag zeigten 22 Mannschaften, dass sich monatelanges Krafttraining zur Vorbereitung dieses Rennens gelohnt hat. Auch mental hatten die Trainer gute Vorarbeit geleistet. Denn Muskelkraft alleine reicht hier nämlich nicht. Begeisterung für Humor ist genauso wichtig. Und wie man weiß, ist der bei Rödertalern ja bekanntlich stark ausgeprägt. Eine halbe Stunde räumten die Veranstalter gestern Vormittag Neulingen für Trainingszwecke ein. Als es die 13. Stunde geschlagen hatte, wurde es auf dem Wettkampf-Areal laut. Die Dresdner Band Samba Universo versetzte das Publikum in pure Euphorie. Dadurch war den Mannschaften ein triumphaler Empfang bereitet worden. Wenig später wurde bekannt, dass sich bei diesem Rennen erstmals eine Damen-Mannschaft eingeschrieben hat. Unter dem Namen „ultimative Sektvögel“ ging sie an den Start. „Kettlebells-and-more“, so der Name einer Mannschaft, die bei über 30 Grad Hitze mit synthetisch nachgebildeten Tierfellen an den Start gingen. Eine Kuh, ein Bär, ein rosaroter Elefant und ein gekrönter Frosch legten sich mächtig ins Zeug.

Eigentlich war die Fachwelt davon ausgegangen, dass die Vorjahressieger unter dem Startnamen „ Liga der außergewöhnlichen Biertrinker“ auch in diesem Jahr wieder auf Anhieb die oberste Stufe des Siegertreppchens betreten würde. Aber nach dem ersten Rennen war das Erstaunen groß. Vorn lag das Team „Die Hütte“ von Enrico Wagner. 35,590 Sekunden hatten die Profi-Zeitnehmer von Lausitz Timing gestoppt. Aber die „Liga“ war ihnen dicht auf den Fersen. Mit 37 Sekunden hatten sie den zweiten Platz erreicht. Die wackeren Recken der Seilschaft Zugkraft1 kamen mit 39 Sekunden nur noch auf den dritten Platz.

Als der Streckensprecher Platz 16 aufrief, gab es lautes Murmeln an der Rennstrecke. Die Damen hatten immerhin sechs Herrenmannschaften hinter sich gelassen. Als das Draisinen-Rennen gegen 17 Uhr zu Ende ging, waren an der Spitze wieder die gewohnten Zustände zu sehen. Der Siegerpokal ging wieder an die „Liga der außergewöhnlichen Biertrinker“ und das nun schon zum vierten Mal. Der Preis für die schönste Kostümierung wurde von Torsten König an das Team von „kettlebells-and-more“ übergeben. „Es war das heißeste Draisinenrennen aller Zeiten“, macht sein Erfinder Thorsten König klar. Seine größte Freude am gestrigen Tag war: „Viele Mannschaften sind von Anfang an dabei. Das zeigt uns, das wir mit unserem Draisinenrennen vor fünf Jahren genau die richtige Veranstaltung aus der Taufe gehoben haben“, freut sich Torsten König. „Für mich ist es einfach eine geniale Idee ein verlegtes Gleis vernünftig zu nutzen“, macht Hans Peter Gloger aus Dresden deutlich. Er hatte sich im vergangenen Jahr im Gewerbegebiet verfahren und war dabei zufällig auf das Draisinen-Rennen in Ottendorf-Okrilla gestoßen. „Ich bin da geblieben, weil die Stimmung so begeisternd war. Und dieses Mal bin ich auf direktem Weg zu diesem einmaligen Rennen gekommen und habe gleich auch Enkel und Kinder dabei“, macht er klar.