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Mit Oldtimern auf 80-jähriger Straße unterwegs

Die Straße nach Ehrenberg wurde innerhalb von zwei Jahren gebaut. Lange hatten die Bürger darauf warten müssen.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Kriebethal. Michael Fuhse vom Verein Oldtimer-Rallye Kriebstein fährt mit einem 90 Jahre alten Austin vor. Das Fahrzeug ist auf Hochglanz geputzt und hat neben vielen Kindern auch Platz für Bürgermeisterin Maria Euchler (Freie Wähler). Andere Oldtimer-Freunde und Vereinsmitglieder haben sich unterhalb des Garagenkomplexes in Kriebethal eingefunden. Auch einige Bürger sind vor Ort. Sie wollen an den historischen Tag, an dem der damalige Bürgermeister Arno Ulbricht die Straße von Kriebethal nach Ehrenberg freigab, würdig begehen.

Chronist Günter Möbius, Jahrgang 1934, ist es zu verdanken, dass dieser Tag nicht vergessen wird. Er machte im Gemeindeboten auf dieses Ereignis aufmerksam. Das war wiederum für die Vereinsmitglieder der Oldtimer-Rallye Kriebstein Anlass, um eine kleine Ausfahrt auf dieser Straße zu organisieren. „Schließlich wurde Kriebethal mit dieser Straße an die Zivilisation angeschlossen“, sagte Michael Fuhse.

Die Bürgermeisterin arbeitete in ihre Rede historische Daten über die Entstehung der Straße ein, die ihr Günter Möbius zur Verfügung stellte. So erfuhren die Anwesenden, warum der Straßenbau 1934 bis 1936 in Richtung Ehrenberg so wichtig war. Jahre zuvor gab es schon eine andere Verbindung in diese Richtung. Unterhalb der Burg Kriebstein stand eine überdachte und für den Fuhrwerksbetrieb gebaute Brücke. Sie war Bestandteil des Wirtschaftsweges zwischen Beerwalde, Kriebstein und Ehrenberg. Im Sommer 1897 gab es ein Jahrhunderthochwasser. Zu befürchten war, dass bei einem weiteren solchen Hochwasser die Holzbrücke weggeschwemmt wird. Sollte dieser Fall eintreten, wäre das Bauwerk an der Rauschenthaler Eisenbahnbrücke hängen geblieben. „Das hätte zu einer Katastrophe führen können“, sagte Maria Euchler. Mit Rückendeckung des damaligen Landrates und um ein solches Unglück zu vermeiden, begann Fabrikbesitzer Niethammer im Februar 1924 mit dem Abriss der Brücke. Damit war der Fahrweg in südliche Richtung unterbrochen. Die Bürgermeisterin fand diese Entscheidung sehr mutig.

Maria Euchler schildert die Lage Mitte der 1920er Jahre: „Das Fehlen der Brücke hat weitreichende Folgen unter anderem für den Ehrenberger Kohlehändler, Bauunternehmer und den Sägewerksbesitzer in der Lochmühle. Sie können ihre Waren nicht mehr am Bahnhof in Kriebethal abladen lassen, weil die Güter nun nicht mehr über den Mühlberg gefahren werden können. Einen befahrbaren Weg über den Seidel nach Ehrenberg lehnt der Landeigentümer ab. So blieb nur die Straße nach Waldheim, um über Schönberg nach Ehrenberg zu kommen.“

Die Entscheidung, eine Straße nach Ehrenberg entlang der Wald- und Felshänge in Form von Serpentinen zu bauen, hat lange gedauert. Ab 1937 fährt der Bus nach Hainichen von Waldheim nicht mehr über Massanei, sondern über Kriebethal, erinnert sich Günter Möbius.

Michael Fuhse hat historische Fotos von der Straße mitgebracht, die für Interesse sorgen. Er denkt, dass der Steinbruch in der Biegung angelegt worden sei, um Material für den Straßenbau zu gewinnen.

„Herzlichen Glückwunsch, liebe Straße. Wir nutzen dich sehr gern. Du bist in einem guten Zustand bis nach Ehrenberg“, sagte die Bürgermeisterin.

Die Fahrer mit ihren historischen Fahrzeugen fahren los, um an der Bushaltestelle in Ehrenberg noch einmal Halt zu machen. Auch hier haben sich Bürger versammelt, die den Straßenbau vor 80 Jahren als denkwürdiges Ereignis begehen wollen. Interessierte nutzen die Gelegenheit, um mit den Oldtimer-Fahrern ins Gespräch zu kommen und Fotos zu schießen.