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Mit Mut, Herz und Verstand

Die Kameraden der Feuerwehren und die Kerateam-Chefin Ingrid Vogel wurden ausgezeichnet. Das war überfällig, meinen Leisniger.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Leisnig. Sie ist das Gesicht der Erfolgsgeschichte Kerateam in Leisnig: Ingrid Vogel. Fast 20 Jahre hat sie als kaufmännische Geschäftsführerin die Geschicke des Unternehmens geführt, das seit 1997 in der Bergstadt Fliesen produziert. Ende des Monats geht Ingrid Vogel in den Ruhestand. Für ihre Arbeit und das damit verbundene Engagement für soziale und kulturelle Projekte in der Stadt Leisnig ist sie am Freitagabend beim Neujahrsempfang ausgezeichnet worden.

„Ihr Ressort ist zwar offiziell der kaufmännische Bereich, aber ich erlaube mir zu sagen, Frau Vogel war immer die entscheidende Instanz – nach den Gesellschaftern – für die Entwicklung von Kerateam insgesamt“, mein Laudator Manfred Graetz. Würde sie nicht zum Team gehören, wäre das Fliesenwerk sicherlich nicht das, was es heute ist: Einer der größten Arbeitgeber in der Region, ein wirtschaftliches Unternehmen, das seinen Umsatz von anfangs vier auf mittlerweile 46 Millionen Euro steigern konnte, sowie die unangefochtene Nummer 1 in der deutschen Keramik, schätzt er ein. Ingrid Vogel sei „durch und durch Unternehmerin, auch wenn sie eigentlich – in Anführungszeichen nur – eine Angestellte ist“, so Graetz.

„Ich bin emotional aufgewühlt

Für Ingrid Vogel kommt die Auszeichnung „sehr überraschend. Ich bin auch etwas emotional aufgewühlt – das kennt man von mir ja sonst nicht“, sagt sie. Schließlich werde „man durch 25 Jahre Fliese ein ziemlich harter Knochen“. Der Abschied von Leisnig falle ihr schwer. „Schließlich habe ich in den letzten 20 Jahren mehr Zeit hier als in meiner Heimatstadt Rammenau verbracht“, sagt sie. Dorthin ist sie übrigens täglich gependelt, wenn sie nicht gerade auf Dienstreise unterwegs war.

Als sie 1995 erstmals nach Leisnig kam, „erschien mir die Stadt in dem damals üblichen Grau. Das hat mich nicht weiter überrascht. Aber von der Fläche war ich sofort begeistert“, erinnert sie sich. Denn fünf Jahre nach der Wende „entschlossen sich die Steuler Fliesen mbH Mühlacker und die Norddeutsche Steingut AG Bremen die gemeinsame Firma Kerateam GmbH & Co. zu gründen“, so Laudator Graetz. Ein Standort wurde gesucht und in Leisnig schließlich gefunden. „Die Vorteile lagen auf der Hand: die Nähe zu Rohstoffen, die Investitionsfreudigkeit im Altkreis Döbeln, die Nähe zur Autobahn und die optimale Lage in Europa und ausreichend Fläche zur Erweiterung“, so Graetz. Die Ansiedlung des Unternehmens sei „ein Glücksfall für die Region“. Die Bedingung, einen direkten Autobahnzubringer, die heutige Umgehungsstraße, zu bauen, sei da kein großer Akt gewesen.

Ehrung für die Kameraden

Ingrid Vogel hat sich den Spaß gemacht und zusammengerechnet, wie viele Kilometer sie in den vergangenen Jahren zurückgelegt hat: „Ich bin etwa 50-mal um den Äquator gefahren.“ Ingesamt seien am Standort 75 Millionen Euro investiert worden. Besonders stolz ist sie darauf, dass „wir zum 1. Januar 2016 für unsere Beschäftigten den Flächentarifvertrag durchgesetzt haben“. Ingrid Vogels Nachfolger wird zum 1. Februar Thomas Pfalzgraf.

Nicht nur die Noch-Geschäftsführerin kann sich über die Auszeichnung der Stadt Leisnig freuen, sondern auch die Kameraden der acht Leisniger Ortswehren – sowohl die aktiven als auch die im Verein tätigen. „Auf ehrenamtlicher Basis übernehmen sie die Pflichtaufgaben der Stadt. Sie nehmen eigene gesundheitliche Risiken in Kauf, um anderen zu helfen. Das verdient Anerkennung“, begründet Bürgermeister Tobias Goth (CDU). Es sei beruhigend zu wissen, „dass man sich im Notfall auf eine gute Truppe verlassen kann“. Besonders bemerkenswert sei der Umgang zwischen den Kameraden und der Stadtverwaltung. „Als kleine Aufmerksamkeit bekommen die Feuerwehren einen Gutschein für Getränke nach einem Dienst. Und die Jugendfeuerwehr einen fürs Eisessen“, sagt Goth.

Gemeindewehrleiter Bernd Starke greift stellvertretend für alle Kameraden zum Mikrofon und sagt: „Wir sind sehr überrascht über die Ehrung. Ich denke, mit der Eingemeindung auch der Feuerwehren haben wir uns ganz gut zusammengerauft und eine gute Mannschaft gebildet.“ Er freue sich über den Rückhalt von Stadtrat und Verwaltung und sei froh über die notwendige finanzielle Unterstützung.

Zahlreiche Gäste des Neujahrsempfangs sind sich einig: Gerade die Auszeichnung der Kameraden sei längst überfällig. Der einheitliche Tenor: „Sie setzen sich ohne Wenn und Aber ein und tragen auch ihren Teil zur Kultur in der Stadt bei.“