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Mit Kunst gegen Ladensterben am Hirsch

Ins Viertel soll wieder mehr Publikum kommen. Wie die Händler um jeden Kunden kämpfen.

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© René Meinig

Von Julia Vollmer

Er wurde sehnsüchtig erwartet: „Junger Mann, schön dass Sie kommen. Kunst wird am Weißen Hirsch dringend gebraucht“, sagt eine ältere Dame im Vorbeigehen. Der „junge“ Mann, der nun tatsächlich die Kunst ins Parkhotel bringt, heißt Steffen Rimpl und ist 49 Jahre alt.

Grüner Hirsch Bio-Lebensmittel, Karim Kaddour: „Wir leben von unseren Stammkunden seit 25 Jahren, denn wir haben ein abwechslungsreiches Angebot. Aber für neue Gewerbe ist es kein Goldnest.“
Grüner Hirsch Bio-Lebensmittel, Karim Kaddour: „Wir leben von unseren Stammkunden seit 25 Jahren, denn wir haben ein abwechslungsreiches Angebot. Aber für neue Gewerbe ist es kein Goldnest.“
Lust und Laune,Dirk Schwietzke: „Die Stadt behindert die Händler zum Teil mit ihren Regelungen. Sogar für ein Schild vor dem Laden muss man zahlen. Das hat viele wieder vertrieben.“
Lust und Laune,Dirk Schwietzke: „Die Stadt behindert die Händler zum Teil mit ihren Regelungen. Sogar für ein Schild vor dem Laden muss man zahlen. Das hat viele wieder vertrieben.“
Tausend kleine Dinge,Marion Urban: „Wenn man sich gut organisiert, kann man seinen Laden hier halten. Wir lassen uns nicht mit Waren beliefern. Es ist günstiger, alles selbst einzukaufen.“
Tausend kleine Dinge,Marion Urban: „Wenn man sich gut organisiert, kann man seinen Laden hier halten. Wir lassen uns nicht mit Waren beliefern. Es ist günstiger, alles selbst einzukaufen.“

Mehr Publikum kann der Hirsch tatsächlich gebrauchen. Immer mehr Läden machen zu, Post und Sparkasse sind weg. Ist der Weiße Hirsch für Händler noch attraktiv?, fragen sich jetzt viele. Die Zahlen aus der Stadtverwaltung sind eindeutig. Während es 2006 noch 52 Läden gab, sind es jetzt nur noch 38. Die Anwohner sorgen sich um ihr Viertel.

Jetzt soll es die Galerie „Rimpls Kunstbank“ des Löbauer Künstlers Rimpl richten. Sie soll bis 30. November geöffnet sein. Die Besucher sollen wie in einem alten Bankhaus empfangen werden, sagt er, und dort über Kunst diskutieren. Seine Bilder, die er im Parkhotel ausstellt, orientieren sich auch thematisch am Thema Geld und Bank, einer der Zyklen heißt „Das Kapitalent“. Ob das Gäste anzieht, bleibt abzuwarten.

Neben der Neueröffnung gibt es auch eine vorübergehende Schließung. Ab dem 4. September baut die Commerzbank ihre Filiale am Weißen Hirsch um. „Leider machen diese Maßnahmen eine vorübergehende Schließung der Filiale unvermeidlich“, teilt Joachim Hecker, Niederlassungsleiter Privat- und Unternehmerkunden der Commerzbank Dresden, mit. Kunden müssen dann übergangsweise in die Filiale am Schillerplatz ausweichen. Die Telefonnummern und Mail-Adressen der Mitarbeiter bleiben gleich. Der Bereich mit Geldautomaten und Service-Terminals sei während der Bautätigkeit geöffnet. Wann die Filiale genau wieder geöffnet wird, ist bisher unklar. „Aktuell wird der genaue Umfang der Baumaßnahmen geprüft. Über den Wiedereröffnungstermin werden wir dann so bald wie möglich informieren“, sagt Sören Kohnert, Filialdirektor am Weißen Hirsch. Die vorübergehende Schließung sei aber nicht als Signal eines Rückzugs zu verstehen, betont Hecker. Die Bank wolle weiterhin an allen Standorten festhalten.

Schon vor zwei Jahren war die Sparkasse vom Hirsch an den Ullersdorfer Platz gezogen. Zum Leidwesen vieler Anwohner. Sparkassen-Sprecher Andreas Rieger betont: „Wir haben die Türen auf dem Weißen Hirsch nicht einfach dichtgemacht, wir sind nur umgezogen.“ Am aktuellen Standort gebe es mehr Parkplätze für die Kunden, und in der Selbstbedienungsfiliale am Hirsch könnten die Kunden weiterhin Kontoauszüge holen und Geld abheben. „Mit dem Wegzug der Sparkasse und der Ardenne GmbH nach Weißig gibt es deutlich weniger Publikum auf dem Hirsch“, sieht Michael Böttger vom Verschönerungsverein Weißer Hirsch.

Auch Wolfgang „Wolle“ Förster kennt die Probleme der Händler. Vor zwei Jahren wollte er seine „Sushi & Wein“-Filiale im Parkhotel schließen, doch er blieb. „In meinem Fall ist es so: Die Platzkapazität im Parkhotel bietet kaum Potenzial, den Umsatz zu steigern“. Die Nachfrage schwanke sehr. Festhalten an ihren Läden wollen auch die verbliebenen Händler. Hoffnung setzen sie auf das versprochene neue Café im Parkhotel, dass wieder mehr Schwung bringen soll. (mit ash)