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„Mit Konsequenz und Demut“

Thomas Zabel tritt für die CDU zur Oberbürgermeister-Wahl im Juni an. Im SZ-Gespräch sagt er, was er für ein Mensch ist und was ihn antreibt.

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Von Thomas Mielke

Thomas Zabel werden schon seit vielen Jahren Ambitionen auf das höchste Amt Zittaus nachgesagt. Nun tritt der CDU-Stadtchef tatsächlich an. Die SZ hat herauszufinden versucht, welcher Mensch sich hinter dem Kandidaten verbirgt:

Herr Zabel, warum wollen Sie Zittauer Oberbürgermeister werden?

Vom Grundsatz her legt das mein persönlicher Werdegang nahe und ich zeige mit der Bewerbung, dass mir Zittau am Herzen liegt. Ich möchte mich mit meinen Erfahrungen und Kenntnissen zur Verfügung stellen. Ich sehe das als Dienst. Das Dienen charakterisiert, wie ich arbeite und lebe. Wenn ich die Arbeit im Stadtrat sehe, weiß ich, dass ich Zittau mit meinen Erfahrungen helfen kann. Zudem denke ich, dass ich eine Persönlichkeit bin, die man den Wählern vorschlagen kann.

Welche Eigenschaften machen Sie zu einer Führungskraft für ein so großes Haus wie die Zittauer Stadtverwaltung?

Vom Grundsatz her kenne ich die Organisation und habe Erfahrung darin, wie man Verwaltungen, wie man Menschen führt. Ich sehe die Mitarbeiter als Fachkräfte und als Menschen mit Befindlichkeiten. Zudem bin ich in der Lage, Situationen zu analysieren und Schlüsse daraus zu ziehen. Ich höre Meinungen, mache mir aber selber ein Bild. Dabei zählen Wahrheit, Sachlichkeit und Menschlichkeit. Das bedeutet: Ich beobachte eine Situation, bewerte sie und erst dann kommt die Entscheidung. Meine Ausbildung zum Handwerksmeister und die vergleichbare mit einem Verwaltungsfachwirt haben sich dabei sehr gut ergänzt. Außerdem arbeite und führe ich im Team.

Bei der Nominierung sind Sie gefragt worden, wie Sie verkrustete Strukturen in der Stadtverwaltung aufbrechen wollen. Welche Strategie verfolgen Sie?

Sie hat auch mit einer meiner Begabungen zu tun: Handeln, ohne dass Menschen gebrochen werden. Man muss an den Gründen für Probleme arbeiten. Die Schuldfrage zu stellen, bringt uns nicht voran. Bisher kenne ich nur Meinungsbilder über bestimmte Personen. Erst will ich mir selber ein Bild machen, die Situation analysieren … Ich will mir die Unvoreingenommenheit bewahren.

Haben Sie auch Schwächen?

Natürlich habe ich persönliche Schwächen. Jeder muss gegen seinen inneren Schweinehund ankämpfen.

Welche zum Beispiel?

Ich neige dazu, Probleme und Aufgaben nach hinten zu schieben, wenn sie nicht so angenehm sind. Aber das ist mir bewusst und ich arbeite daran. Schließlich sind mir Qualität und Genauigkeit – die mir in der Ofenbauer-Lehre anerzogen wurden – wichtig. Mein Vater war ein strenger Ausbilder. Ich musste selber alles wieder wegreißen, was fachlich nicht in Ordnung war. Das hat mich geprägt.

Eine der wichtigsten Aufgaben des OB ist das Repräsentieren. Sie sind in den letzten Jahren, trotz ununterbrochener politischer Tätigkeit, kaum öffentlich in Erscheinung getreten …

Das war eine bewusste Entscheidung. Als Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes habe ich verschiedene Aufgaben. Eine ist, intern verschiedene Meinungen auszubalancieren. Diese müssen dann nach außen vertreten werden. Mit Herrn Johne, unserem Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, haben wir abgesprochen, dass die Repräsentation bei ihm angesiedelt ist. Wenn es eine Aufgabe erfordert, werden Sie mich aber als eine Person erleben, die das sehr bewusst lebt. Mit Konsequenz und Demut.

Sie sind nun seit 25 Jahren in der öffentlichen Verwaltung tätig. Wissen Sie noch, wie die Menschen ticken?

Die Rettungsleitstellen, für die ich verantwortlich bin, sind eine Schnittstelle zwischen der Behörde und den Menschen, in der Regel Menschen mit Beschwerden. Da lernt man, sachlich zu reagieren. Nach Kritik an Mitarbeitern – wenn sie berechtigt war – gab es intern klare Ansagen. Auf der anderen Seite muss man auch dem Bürger klar sagen, wenn seine Meinung nicht richtig ist. Außerdem habe ich fünf Geschwister, die alle handwerklich tätig sind. Sie und die katholische Gemeinde sind ein ständiges Korrektiv und von ihnen nehme ich Impulse auf. Zudem erfahre ich Erdung, weil wir im Rettungswesen mit vielen Ehrenamtlichen zusammenarbeiten. Mit Anweisungen erreichen sie da nichts.

Was muss Ihrer Meinung nach im Rathaus besser laufen?

Wie die Verwaltung mit dem Stadtrat arbeitet. Auch müssen wir unsere Nachbarn, sowohl in den umliegenden Gemeinden als auch in Polen und Tschechien, besser einbeziehen. Da muss Vertrauen entstehen.

Glauben Sie, dass das Vertrauen fehlt?

In der Vergangenheit hat die Stadt Zittau eher eine Position der Stärke gezeigt, die bei den Nachbargemeinden nicht unbedingt gut angekommen ist.

Gilt das auch für Polen und Tschechien?

Das kann ich nicht einschätzen.

Bitte nennen Sie drei konkrete Projekte, die Sie – wenn Sie OB werden – in Ihrer ersten Amtszeit umsetzen werden.

Eine gezielte touristische- und wirtschaftliche Weiterentwicklung schafft die Voraussetzungen für alles andere, auch im Haushalt der Stadt. Die Pflichtaufgaben für Kinder und Schüler sind im Haushalt stärker abzubilden als andere Projekte. Wir werden nicht beides gleichermaßen können.

Und das dritte Projekt?

Mir sind die Einbindung und das Mitmachen der Bevölkerung sehr wichtig. Das drückt sich nicht nur in der formalrechtlichen Beteiligung aus, sondern darin, dass wir soziale, wirtschaftliche, geografische Räume finden, in denen sich der Bürger wiederfindet und ansprechbar ist.

Was bedeutet das konkret?

Ich will keine zusätzlichen Ortsteile definieren. Aber warum sollen wir nicht Stadtbezirke definieren, in denen sich die Menschen zusammengehörig fühlen und gleiche Probleme haben? Warum nicht dort Ortsteilbüros einrichten? Daraus könnten Gemeinschaften entstehen, die sich in der Verantwortung sehen, die Ansprechpartner sind und denen die Verwaltung helfen kann, ähnlich wie bei dörflichen Strukturen. Das halte ich für sehr wichtig, denn je größer eine Struktur wird, desto geringer ist die Identifikation des Bürgers damit.