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Das Selbstvertrauen wächst

Kathrin Hesse hatte vor einem Jahr erstaunlich viel abgenommen. Jetzt traf die SZ die Waldaerin wieder.

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© Kristin Richter

Von Jörg Richter

Großenhain/Walda. Eine Modelfigur hat Kathrin Hesse sicherlich nicht. Aber wer sie noch vor einem Jahr gesehen hat, kann deutliche Veränderungen an ihr sehen. Ihr Gesicht ist schmaler und auch ihre Hüften. Einst wog die 1,64 Meter große Waldaerin 116 Kilogramm. Da entschied sie, dass sich was ändern muss und meldete sich im Klinikum Dresden-Neustadt für das Adipositas-Programm an. Seitdem nimmt sie ab.

Am Anfang purzelten die Pfunde sogar erstaunlich schnell. Innerhalb der ersten sechs Wochen verlor sie zehn Kilogramm. (SZ berichtete.) Nach einem Jahr ist sie bei 97 Kilogramm angekommen. Also 19 Kilo weniger! Seitdem stagniere es etwas, verrät die zweifache Mutter. „Das 20. Kilo will einfach nicht fallen.“ Doch André Klut, ihr Trainer im Großenhainer Fitnessverein KAB, macht ihr Mut. „Das ist völlig in Ordnung“, sagt er. „Lieber langsamer abnehmen, als zu schnell. Dann ist die Gefahr eines Jojo-Effektes nicht so groß.“ Er und alle anderen Mitarbeiter im KAB sind von Kathrin Hesses Willen und Erfolgen begeistert. „Man sieht es deutlich, wie sie abgenommen hat“, sagt auch Fitnessclub-Chef Hubertus Marx.

Kathrin Hesse spürt selbst, wie gut ihr das Abspecken tut. „Ich habe mehr Luft, mehr Ausdauer. Das ist schon wirklich ein großer Fortschritt“, sagt sie. Als sie mit dem Training im KAB anfing, hielt sie es gerade mal 20 Minuten auf dem Cross-Trainer aus. „Da war ich schon fix und fertig“, erzählt die 46-Jährige. Jetzt läuft sie eine Stunde auf dem Fitnessgerät. Ohne Probleme. Und sie kann dabei noch lächeln.

Dazu hat sie auch allen Grund. „Ich gehe jetzt wieder selbstbewusster ins Schwimmbad“, sagt sie. Davon profitiere auch ihr jüngster Sohn Christoph, mit dem sie sehr viel öfter ins Hallenbad fährt als noch in den Jahren zuvor. Auch der Sommerurlaub in Griechenland sei sehr entspannt gewesen. „Da habe ich keine Angst gehabt, mal den Pulli auszuziehen.“

94 Kilogramm sind ihr selbstgestecktes Ziel. Drei Kilo fehlen noch. Ist da nicht noch mehr drin? Kathrin Hesse entgegnet: „Man soll sich nicht zu sehr unter Druck setzen. Das lernt man in der Therapie.“

Zu der fährt sie regelmäßig ins Städtische Klinikum Dresden-Neustadt. Bis zu vier Jahre begleitet das dortige Adipositas-Kompetenzzentrum übergewichtige Menschen beim Abnehmen. Im ersten Jahr sehr intensiv. Ab dem zweiten Jahr aller viertel bis halben Jahre. „Aber man kann auch zwischendrin jederzeit anrufen, wenn man das Gefühl hat, dass es nicht vorangeht“, sagt Kathrin Hesse.

Um in das hiesige Adipositas-Programm aufgenommen zu werden, ist es Voraussetzung, dass der Body-Mass-Index (BMI) mindestens 35 beträgt. Mancher denkt vielleicht, dass es überhaupt nicht so viele extrem übergewichtige Menschen gibt. Falsch gedacht. „Wir haben sehr lange Wartelisten“, bestätigt Jeanne Hübler, die Koordinatorin des Programms. Vor zwei Jahren war das Klinikum Dresden-Neustadt mit 266 Patienten gestartet. 2017 waren es schon rund 400. Und auch in diesem Jahr erwartet Sachsens erstes Adipositas-Kompetenzzentrum eine ähnlich hohe Anzahl.

Seit 2016 bieten das Städtische Klinikum Dresden und die AOK Plus dieses Programm für stark fettleibige Patienten an. Es beinhaltet neben der fachärztlichen Betreuung auch Ernährungs- und Bewegungstherapien sowie ein Nachsorgekonzept.