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Mit Freude alt werden

Das ASB-Seniorenzentrum Am Schlossberg wird fünf. Besondere Angebote sollen das Heimleben angenehm machen.

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© Marko Förster

Von Thomas Möckel

Pirna. Als Roswitha Zieger vor zweieinhalb Jahren mit Pflegestufe 3 in das ASB-Seniorenzentrum Am Schlossberg kam, ging es ihr nicht besonders gut. Die Pfleger attestierten ihr einen bedenklichen Gesundheitszustand, sie war bettlägerig, man rechnete damit, dass ihr nicht mehr viel Zeit auf Erden bliebe. Doch die Seniorin entpuppte sich als Kämpferin, die Pflege im Heim tat ein Übriges. Inzwischen ist die 73-Jährige nicht wiederzukennen. Sie läuft, lacht, kann sich orientieren. Und sie hielt kürzlich vor 80 Ehrengästen im Heim eine derart emotionale Rede, dass nachher beinahe alle feuchte Augen hatten.

Es sind diese Geschichten, die glücklich machen, für die Silke Kaiser so gern auf Arbeit geht. Silke Kaiser leitet das Seniorenzentrum, das es nun seit fünf Jahren gibt. Das kleine Jubiläum feierte der ASB Königstein-Pirna am Sonnabend mit einem Tag der offenen Tür.

Damals, kurz nach Fertigstellung, war es noch recht leer um das Zentrum auf dem alten Felsenkeller-Gelände, inzwischen erscheint dem Betreiber der Standort als nahezu ideal. Er ist zentrumsnah und gut zu erreichen, es gibt Ärzte, eine Apotheke, Physiotherapeuten, ein Sanitätshaus und einen Supermarkt gleich um die Ecke.

Nach längerer Bauzeit war das Haus 2012 eröffnet worden, die ersten fünf Bewohner zogen am 9. Januar ein. Dann folgten immer drei bis fünf Bewohner täglich. Mehr geht nicht, sagt Silke Kaiser, weil der Aufwand bei Einzügen doch recht groß ist. Bereits Mitte Mai 2012 war das letzte Zimmer eingeräumt.

80 Plätze bietet das Seniorenzentrum an, es gibt ausschließlich Einzelzimmer mit jeweils eigenem Bad. Laut der Leiterin gebe dies den Bewohnern eine hohe Lebensqualität, zudem können sie sich eine Art Zuhause-Gefühl schaffen. Da die Zimmer recht geräumig sind, dürfen die Senioren recht viele Möbel und persönliche Andenken mitbringen, an denen sie hängen. „Hier sind schon komplette Schrankwände eingezogen“, sagt Silke Kaiser. Seit der Eröffnung vor fünf Jahren ist das Pflegeheim voll belegt, die Auslastung im Jahr liegt bei über 99 Prozent. Kaum ist ein Zimmer frei, ist es schon wieder vergeben. Die Warteliste ist lang

Wer einen Platz im Seniorenzentrum bekommen möchte, dem muss mindestens der Pflegegrad 2 bescheinigt sein. In dieser Stufe könnten die Menschen zwar auch daheim von einem häuslichen Pflegedienst betreut werden. Der Nachteil: Diese Mitarbeiter sind immer nur stundenweise und nachts gar nicht da. Einen nächtlichen Betreuungsbedarf kann nur ein Heim abdecken. Es ist immer jemand im Haus.

Um die Bewohner zu umsorgen, beschäftigt der ASB in der Einrichtung 85 Mitarbeiter. Sämtliche Arbeiten werden von eigenen Beschäftigen verrichtet – Betreuung, Pflege, Hausreinigung, Wäsche. Und weil gutes Essen ganz besonders Leib und Geist erquickt, bekocht die Küchenmannschaft täglich die Bewohner – allerdings nicht, ohne regelmäßig nachzufragen, was kulinarisch so ankommt. Die Senioren essen stets in der Gemeinschaft. Jene, die noch mobil sind, treffen sich im Erdgeschoss in einer Art Restaurant, wo sie sich auch zum Kartenspielen oder Spazierengehen einfinden. Die Anderen speisen in den jeweiligen Wohnbereichen.

Einer davon dient einem ganz besonderen Zweck: Der Betreiber hat im Haus eine Abteilung für Demenzkranke geschaffen, damit sie unter sich sind. Sie leben dort in einem besonders geschützten Umfeld, ohne dass die Räume jedoch gänzlich abgeschlossen wären. In diesem Refugium können die Erkrankten herumlaufen, in Schränken kramen, in andere Zimmer gehen – weil Demenz meist mit dieser Unruhe einhergeht. In ihrem eigenen Bereich werden diese Menschen kaum reglementiert. „Das tut ihnen gut, und weil sie unter sich sind, tolerieren sie sich mit ihren Krankheiten“, sagt Silke Kaiser. Auch einen Garten gibt es für die Demenzkranken, in dem sie nicht ständig beaufsichtigt werden müssen.

Großem Zuspruch erfreut sich darüber hinaus die sogenannte Wäsche-Gruppe. Wer von den Bewohnern Lust hat, kann gemeinsam mit dem Personal frisch gewaschene Wäsche zusammenlegen. Die Schar der Helfer wächst beständig, eine Senioren führt gar penibel Buch darüber, wie viele Stücke sie schafft und wie viele noch übrig sind. Und wehe, es stimmt etwas nicht.