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Mit Frauenquote und Gebetsraum sorgt Infineon Dresden für Vielfalt

Beim Mikrochiphersteller gehört „Diversity“ zur Unternehmenskultur. Ein gutes Vorbild, wie Sachsens Integrationsministerin findet.

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© Infineon

Von Nora Miethke

Dresden. Der Kitastreik in den vergangenen Wochen war die „Belastungsprobe“ für den Dresdner Infineon-Chef Helmut Warnecke – die Probe, ob die vielen Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch wirken. Ergebnis: Test bestanden. „Der Streik ist an uns fast spurlos vorbeigegangen“, berichteten Warnecke und Personalleiterin Silke Gottschlich gestern Sachsens Gleichstellungsministerin Petra Köpping (SPD). Die betroffenen Eltern unter den rund 2 000 Mitarbeitern in Dresden hätten entweder ihre Arbeitszeitkonten geplündert oder das Angebot der Tele-Arbeit zu Hause genutzt.

Köpping besuchte Infineon, um sich am dritten Deutschen Diversity-Tag beim Mikrochiphersteller zu informieren, was dieser in puncto Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Chancengleichheit von Mann und Frau sowie kultureller Vielfalt bietet. Um diese Themen kreist der bundesweite Diversity-Aktionstag, den der Verein Charta der Vielfalt veranstaltet.

Das Vereinsmitglied Infineon nutzte die Gelegenheit, mit einer kleinen Ausstellung im Foyer des Hauptgebäudes auch den eigenen Mitarbeitern zu zeigen, was es alles gibt. Denn der Halbleiterhersteller steht vor einer demografischen Herausforderung. Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter ist derzeit 45 Jahre. Bis 2025 wird es auf 50 Jahre steigen, bei einer derzeitigen Fluktuationsrate von unter einem Prozent. „Wir müssen darauf reagieren“, haben Warnecke und seine Personalchefin vor einigen Jahren erkannt.

Eine eigene Diversity-Managerin sorgt dafür, dass Führungskräfte in regelmäßigen Seminaren für das Thema Vereinbarkeit sensibilisiert werden. Im Schichtbetrieb wurden verschiedene Teilzeitmodelle eingeführt. 380 Mitarbeiter in der Produktion haben ihre Vollzeit von 36 Stunden pro Woche um eine Stunde gekürzt. Insgesamt nehmen neun Prozent der Beschäftigten die Teilzeitangebote in Anspruch, 80 Prozent davon Frauen. In zwei Dresdner Kindergärten wurden 35 Belegplätze für Infineon reserviert.

Infineon hat sich auch das Ziel gesetzt, bis Ende 2015 den Anteil der Frauen im mittleren und oberen Management auf 15 Prozent zu erhöhen und bis Ende 2020 auf 20 Prozent. Keine leichte Aufgabe, meint Warnecke, denn bislang ist nur jeder dritte Mitarbeiter weiblich. Das Ziel für dieses Jahr ist mit einem Anteil von 14 Prozent Frauen fast erreicht. Damit ist der Dresdner Standort der Münchner Zentrale um einen Prozentpunkt voraus. Die Frage der Ministerin, ob denn die Bereitschaft der Frauen da sei, Führungsverantwortung zu übernehmen, konnte die Personalleiterin mit Ja beantworten. „Aber wir müssen dafür etwas tun“, sagte Gottschlich. So bietet Infineon neben vielen Karriereseminaren auch einen Kurs an, in dem Frauen Orientierung finden sollen: Wohin wollen sie im Leben wie in der Karriere? Das Mikroelektronikunternehmen will auch ein Demografiekonzept entwickeln, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter bis zum Rentenalter arbeiten können und wollen.

Mit 25 ist die Zahl ausländischer Fachkräfte im Dresdner Werk eher gering. Sie vertreten 17 Nationen. Um der kulturellen Vielfalt gerecht zu werden, wurde anlässlich des Diversity-Tages ein Gebets- und Meditationsraum eröffnet.

Die Gleichstellungs- und Integrationsministerin war von der Vielfältigkeit der Angebote begeistert. „Ich habe bisher wenige Unternehmen kennengelernt, die sich mit dieser Komplexität dem Thema widmen“, so Köpping. Sie will künftig mit dem Vorzeigebeispiel Infineon bei anderen Unternehmen für mehr Vielfalt werben.