Von Britta Veltzke

Riesa. Als Pfarrer Ludger Kauder ans Telefon geht, hat er für ein Interview eigentlich gar keine Zeit. Er ist auf dem Sprung ins Gefängnis. Ein Haftbefehl ist selbstredend nicht der Grund dafür, dass er die katholische Pfarrei Riesa verlässt. Kauder ist als Seelsorger auf dem Weg in die Justizvollzugsanstalt nach Zeithain – eine seiner vielen Tätigkeiten, die er in den letzten neun Jahren wahrgenommen hat.

Ab ersten November wird er an seiner neuen Wirkungsstätte in Werdau und Crimmitschau arbeiten. Der Umzug stehe bereits am kommenden Montag an. Aber ein geistlicher Mann wird wohl kaum viel Krempel haben, mit dem er von A nach B umziehen muss – oder doch? Ludger Kauder entfährt ein lautes Lachen bei dieser Frage. „Das denken Sie! Ich habe 1,2 Tonnen Bücher“, sagt er. Er wisse das so genau, weil ein Umzugskarton nur maximal mit 20 Kilo Ballast beladen werden dürfe. Als alle Kartons gepackt waren, habe er einfach einmal durchgezählt.

Völlig unbekannt ist ihm seine neue Wirkungsstätte nicht. „Ich hatte meine erste Kaplanstelle in dieser Gegend. Allerdings sind seitdem 20 Jahre ins Land gezogen“, erzählt Ludger Kauder.

Im Oktober 2006 hatte der heute 51-Jährige seine Stelle als Gemeindepfarrer in Riesa angetreten. Seit 2014 ist er zusätzlich verantwortlich für die katholischen Christen der Gemeinde Wermsdorf mit den Orten Oschatz und Mügeln. Schaut er zurück auf die letzten neun Jahre, fallen ihm einige bewegende Momente ein: „Firmungen, der Abschied von Bischof Joachim Reinelt, der ein herber Einschnitt war, die vergangenen Weltjugendtage, aber auch die Instandsetzung der Bleiglasfenster in Riesa“, zählt Kauder auf.

Mit Blick auf die Zukunft sieht er neue Herausforderungen – mit einem weinenden Auge aber auch Freunde und Bekannte, die er hier zurücklasse.

Die Mitglieder seiner Gemeinden verabschieden Pfarrer Ludger Kauder am Samstag, 24. Oktober, um 18 Uhr in der Schlosskirche Wermsdorf und am Sonntag, 25. Oktober, um 10.30 Uhr in der katholischen Kirche Riesa.