SZ +
Merken

Mit einem Hörspiel Sprechen lernen

Die Sprachprobleme bei kleinen Kindern nehmen zu. Projekte sollen das beheben. Gelingt es?

Teilen
Folgen
NEU!

Von Maria Lotze

Die neuen Medien haben auch ihre Tücken. Eine davon ist, dass die Menschen weniger miteinander sprechen. Zu merken ist das schon bei den Jüngsten, sagt Kita-Leiterin Ines Hebenstreit vom Tierhäuschen in Waldheim. „Die Sprachstörungen nehmen immer mehr zu: falsche Aussprache, verzögerte Entwicklung im Spracherwerb.“ Und auch das Zuhören falle den Knirpsen immer schwerer.

Mit den Kindern das Sprechen üben, hat sich Sozialarbeiterin Mandy Geißler zur Aufgabe gemacht. Seit Herbst 2011 betreut sie als Sprachfachkraft die Einrichtung, gibt Hinweise an die Erzieher und Eltern. Aber vor allem lernt sie spielerisch mit den Kindern das richtige Sprechen. „Wir wollen Problemen vorbeugen“, sagt Mandy Geißler. Und die Eltern und Erzieher trainieren, den Kindern aufmerksamer zuzuhören. Denn nur so lassen sich Schwierigkeiten frühzeitig erkennen.

„Mit zwei Jahren sollten die Kinder mindestens 50 Wörter aktiv sprechen“, sagt Logopädin Rebekka Löscher. Damit die Mädchen und Jungen bis dahin auch den entsprechenden Wortschatz erwerben können, sollte möglichst viel mit ihnen gesprochen werden. Die Lust am Reden werde beim Nachwuchs vor allem durch das Singen geweckt. „Es ist positiv belegt und erhöht die Motivation, weil es Lust bereitet“, erklärt Sprachberaterin Löscher.

Während ihrer Zeit in den Kitas, neben dem Tierhäuschen in Waldheim hat sich die Kita Berta-Semmig aus Döbeln an dem Projekt beteiligt, hat Mandy Geißler auch mit Kindern mit Migrationshintergrund gearbeitet. Die meisten hätten sich sprachlich in ihren Einrichtungen gut integriert. Einige lernen nur in der Kita die deutsche Sprache kennen, bei anderen spricht auch ein Elternteil Deutsch. „Der Erwerb der Zweitsprache läuft in dem Alter wie der Erwerb der Muttersprache“, erklärt Logopädin Löscher. Sind die Voraussetzungen gut, funktioniere der gleichzeitige Erwerb von zwei Sprachen auch.

Ende des Jahres läuft das Projekt aus, wenn es nicht, wie beantragt, verlängert wird. Eine Sprachfachkraft wird es dann in der Kita nicht mehr geben. Doch Mandy Geißler hat auch Bleibendes in der Einrichtung geschaffen: die Kinderbücherei und die Lese-Omas. Entstanden ist gestern zudem ein Hörspiel mit dem RSA-Moderator Marcus Poschlod und der Unterstützung des Medienmobils der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Das Drehbuch dazu haben sich Geißler und Löscher selbst erarbeitet. Das Hörspiel enthalte Anregungen zu Zungengymnastik, Mundmotorik und Rhythmus.