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Mit der Zeitmaschine durch Dorfhain

Die 666-Jahrfeier am Wochenende soll spannend werden – mit echten Promis und einem Mordfall.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Verena Schulenburg

Dorfhain. Die Generalprobe ist gelaufen. Alles passt. Das muss es auch, wenn Dorfhain am kommenden Wochenende im Mittelpunkt steht. Satte 666 Jahre ist der Ort am Rand des Tharandter Waldes nun schon alt. Doch was passierte eigentlich in all diesen Hunderten von Jahren in Dorfhain? Am Sonnabend, dem 2. September wollen die Dorfhainer genau darin einen Einblick geben. Das erklärte Ziel: eine Reise in die Vergangenheit. Statt einer Zeitmaschine kommen Beamer, Laptop und ein altes Grammophon zum Einsatz, auf dem echte Schellackplatten abgespielt werden.

Mit Bild und Ton geht es dann für knapp zwei Stunden durch die Dorfhainer Geschichte – allerdings etwas anders, als es mancher vermuten mag. „Wer aneinander gereihte Jahreszahlen oder einen Fachvortrag erwartet, der wird enttäuscht“, schiebt Lothar Mende mit einem Schmunzeln falsche Vorstellungen beiseite. Statt Langeweile dürfte die Dorfhainer Zeitreise bei Schaulustigen für Spannung und durchaus auch Erheiterung sorgen. „Wir setzen auf Emotionen“, sagt der Dorfhainer, der seit Monaten schon in einem vierköpfigen Team über dem Projekt brütet. 445 historische Fotos und Zeichnungen, dazu passende Musik und spannende Kurznachrichten erzählen von der Geschichte des Dorfes. „Allein die ganzen alten Ansichten und Dias einzuscannen, war eine Hundearbeit“, sagt Hartmut Oehme.

Viele Dias aus den 50er- oder 60er-Jahren waren beispielsweise von bescheidener Qualität. „Es ist oftmals davon abhängig, wie sie gelagert wurden“, erklärt der 68-Jährige. Seit rund 20 Jahren engagiert sich der Dorfhainer für die Chronik der Gemeinde. Er hat bereits zum 650. Jubiläum des Dorfes alte Ansichten präsentiert – und darüber hinaus.

Zur 666-Jahrfeier von Dorfhain am Wochenende setzen Hartmut Oehme und sein Team noch einen drauf. Um an so viel historisches Material wie möglich zu kommen, wurden Dorfhainer um Mithilfe gebeten, das Archiv durchsucht, sogar aus Berlin schickten ehemalige Dorfhainer ihre Bilder für das anstehende Jubiläum in der Heimat. Über den Fundus, der so zusammengekommen ist, staunen selbst die Alteingesessenen. Zum Beispiel über ein Foto aus dem Jahr 1914, als mit Beginn des Ersten Weltkrieges nicht nur die Männer aus dem Ort, sondern auch Pferde eingezogen wurden. „Wir zeigen das wahre Leben“, sagt Hartmut Oehme. Und das war eben nicht immer rosarot. Das beweist auch der brutale und zum Glück einzige Mordfall, der im Jahr 1592 in Dorfhain passierte. Der Tatort ist noch heute gekennzeichnet.

Auch heitere Episoden

Unter die Tragik mischen sich aber auch heitere Episoden. Der letzte katholische Pfarrer von Dorfhain wollte sich nicht zum Evangelium bekehren lassen und flüchtete. „Wir verraten auch, wohin“, sagt Lothar Mende und lacht. So unterhaltsam die Dorfhainer Geschichte daher kommt, der gebürtige Dorfhainer und ehemalige Bürgermeister der Gemeinde ist froh, ein paar Jahrhunderte später geboren worden zu sein. „Ich möchte nicht tauschen“, sagt er mit einem Grinsen im Gesicht.

Dorfhain habe sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt. „Wir können froh sein über das Dorfhain, in dem wir heute leben“, sagt er.

Das einzige Manko sei die Versorgung. In dem Dorf gibt es keinen Supermarkt, auch keinen Gasthof mehr. Einkäufe sind nur außerhalb des Ortes möglich und das meist nur gut mit dem Auto zu bewerkstelligen. Dass Dorfhain dennoch ein lebenswertes Umfeld hat, zeigt die Resonanz, die der Ort bei vielen jungen Leuten erfährt. Immer mehr Familien finden in der Gemeinde einen Platz für ihr Eigenheim und damit ein neues Zuhause.

Wie lebenswert Dorfhain ist, davon können sich alle am Wochenende zur 666-Jahrfeier des Ortes überzeugen. Ein Besuch dürfte lohnen, nicht nur der ländlichen Idylle wegen. Echte Stargrößen haben sich für das Fest angekündigt, unter anderem der Kabarettist Uwe Steimle und die Thüringer Musiker „Brogues“. Sogar der Altrocker Dieter „Maschine“ Birr von den Puhdys stürmt das Festzelt.

Das Fest findet auf dem Sportplatz und der Schulstraße in Dorfhain statt. Parken ist ringsum möglich. Eine Tagesplakette für den 1. September kostet 25 Euro, für den 2. September 15 Euro. Der Eintritt am Sonntag ist frei, ebenso für alle im Alter bis zu 15 Jahren. Wer an allen Tagen mitfeiern möchte, zahlt 30 Euro.

Das Programm gibt es hier