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Mit der Satire-Partei ins Zittauer Rathaus

Eva Klaes und Alexander Schreiber wollen einen Ortsverband von „Die Partei“ gründen. Sie haben viel vor.

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© Rafael Sampedro

Von Jan Lange

Ihren Besuch bei der Sächsischen Zeitung haben Eva Klaes und Alexander Schreiber sofort bei Facebook gepostet. Sie haben sich den Fragen des „Printviehs“ gestellt, kommentieren die beiden Studenten das Interview. Der 22-Jährige und seine ein Jahr jüngere Mitstudentin sind momentan sehr aktiv in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter. Hier werben sie vor allem für „Die Partei“, die Martin Sonneborn, Ex-Chefredakteur der Satire-Zeitschrift „Titanic“ 2004 gründete.

Dass sich Eva Klaes und Alexander Schreiber für die Satire-Partei engagieren, hat einen guten Grund: Sie wollen in Zittau einen Ortsverband gründen. Für den 10. November laden sie um 20 Uhr in die Studentenkneipe „DeZiBar“ im Keller von Wohnheim D in der Schliebenstraße ein. Dieses, nach ihrer Meinung nach politische Großereignis deuten sie mit den Worten, dass die politische Einöd dieser wundervollen Stadt frischen Wind bekommt. Was sie damit meinen, wird im Gespräch schnell klar. Sie wollen beispielsweise Mahnwachen abhalten. Gegen was oder wen sie protestieren wollen, verraten die beiden aber noch nicht. Es gebe schon konkrete Ideen, aber Eva Klaes und Alexander Schreiber wollen der Gründungsversammlung noch nicht vorgreifen. Denn auch die anderen Mitglieder und Sympathisanten sollen sich einbringen können und Vorschläge machen. Und die Zahl der potenziellen Mitglieder ist groß: Bei Facebook haben immerhin 23 Personen ihre Teilnahme an der Ortsverbandsgründung zugesagt, mehr als 90 Personen sind darüber hinaus an der Veranstaltung interessiert.

In der „Partei“ sammeln sich ganz verschiedene Typen, erzählt die 21-Jährige, die seit diesem Wintersemester Ökologie und Umweltschutz an der Hochschule Zittau/Görlitz studiert. Da seien „Letztwähler“ ebenso dabei wie 16-jährige Punker. Jüngst ist ein Schriftsteller dabei gewesen, sagt Eva Klaes.

Laut Martin Sonneborn ist das Programm der „Partei“ an das von Bündnis 90/Die Grünen angelehnt. Die Satire-Partei macht immer wieder mit provokanten Thesen und Aktionen auf sich aufmerksam. So verkaufte die „Partei“ 20-, 50- und 100-Euroscheine für je fünf Euro über Nennwert. Die Einnahmen aus Unternehmenstätigkeit machte die „Partei“ gegenüber der Bundestagsverwaltung geltend, um so eine höhere Parteienfinanzierung zu bekommen. Die Satire-Partei wollte damit auf eine Gesetzeslücke in der Parteienfinanzierung aufmerksam machen, die inzwischen auch geschlossen wurde.

Eva Klaes hat bereits die eine oder andere Aktion mitgemacht. Und sie ist auch schon Mitglied der „Partei“. Sie habe lange über einen Eintritt nachgedacht, erzählt sie. Ein Eintritt sollte wohl überlegt sein, findet die 21-Jährige. Und in der „Partei“ könne man auch viel machen, ohne Mitglied zu sein. Nun, da Eva Klaes von Koblenz nach Zittau umgezogen ist, will sie auch vor Ort aktiv sein. Bislang existiert in der Region nur der Kreisverband Görlitz. Der Zittauer wäre somit der erste Ortsverband der Satire-Partei im Landkreis.

Mit Alexander Schreiber, der Molekulare Biotechnologie in Zittau studiert und nach eigener Aussage schon länger Sympathisant von der „Partei“ ist, hat Eva Klaes einen engagierten Mitstreiter gefunden. Nun fehlt noch mindestens ein dritter Anhänger. Denn drei Personen sind für die Gründung eines Partei-Verbandes notwendig, sagt Eva Klaes. Das sollte kein Problem sein, wie die Facebook-Anmeldezahl für die Gründungsversammlung vermuten lässt.

Einen Gegner haben sie schon ausgemacht: die Alternative für Deutschland (AfD), die bei der Bundestagswahl sowohl im Landkreis Görlitz wie auch im gesamten Freistaat Sachsen die meisten Stimmen erhielt. Auch in Koblenz habe es Probleme mit einer rassistischen Bewegung gegeben, erzählt Eva Klaes. Dort habe sich die Gruppierung Kogida genannt. Diese Truppe wurde zerstört, berichtet die 21-Jährige und ist schon auch ein bisschen stolz, dabei mitgewirkt zu haben. Allerdings soll der Kampf gegen die Rechten auch in Zittau immer im gesetzlichen Rahmen erfolgen, betonen die Jungpolitiker.

„Wenn die Satire im Kabarett nicht ausreicht, müssen wir auf die Straße und in die Parlamente“, findet Alexander Schreiber. Und genau dieses Ziel verfolgen die „Partei“-Mitglieder: Sie wollen bei der nächsten Kommunalwahl Sitze im Zittauer Stadtrat gewinnen und später auch den Oberbürgermeister stellen.