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Mit der Regendusche übers Eis

Das Geisinger Gründelstadion eröffnet die Saison mit einem Turnier. Für die Eismeister eine Herausforderung.

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© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Geising. Feiner Sprühregen ergießt sich aus der Regendusche. Mit der läuft Rumen Münch auf der Eisfläche des Geisinger Stadions herum. Was für den Laien nach Beschäftigungstherapie aussieht, ist hohe Eismacherkunst. Denn Rumen Münch präpariert die Eisfläche des Gründelstadions für eine seltene, aber in Geising sehr beliebte Sportart: Curling. Deren Spieler haben ganz spezielle Anforderungen an das Eis, sagt der 31-Jährige und läuft vorsichtig weiter übers Eis. Spezielle Schuhe muss der Geisinger nicht tragen. Das Eis ist gar nicht so glatt.

Entstanden ist die Eisfläche in den letzten Tagen trotz sommerlicher Temperaturen vor der Halle. Schicht um Schicht ist sie gewachsen, erzählt Münch, der seit zwei Jahren als Eismeister im Gründelstadion arbeitet und sich von Radislav Balin einige Tricks abgeschaut hat. Der Tscheche, der in Teplice (Teplitz) als Eismeister gearbeitet hat und heute auch hier mitmischt, hatte der Stadt Altenberg geholfen, als die wegen personeller Wechsel und krankheitsbedingter Ausfälle Ende 2014 ohne Eismeister dastand. Da machte Balin das Eis.

Die Arbeit in Geising hat ihm so gut gefallen, dass er auch in diesem Jahr wieder dabei ist. Und davon profitiert – trotz der bestehenden Sprachbarrieren – auch Rumen Münch. Zusammen mit Tino Köllner, der seit 2016 im Gründelstadion hilft, startete er Anfang letzter Woche die Kältemaschinen. „Mit denen haben wir den Boden auf minus sieben Grad abgekühlt“, erklärt Rumen Münch. Dann hat er zusammen mit seinen Kollegen im Zweischichtsystem Eis „gemacht“. Dazu sind zwei der Eismeister mit dem Wasserschlauch über die Fläche gelaufen. Während der eine dafür sorgt, dass sich das Wasser gleichmäßig auf der Fläche verteilt, passt der andere auf, dass sich der Schlauch nicht verknotet. Zwei Eismeister brauchen gut eineinhalb Stunden, um den gesamten Hallenboden einzuschwemmen. „Die Eisschicht wächst am Tag um gut fünf Millimeter“, sagt Münch. Es ist ein Geduldsspiel in mehreren Akten. Elf Tage brauchen die drei Eismeister, um die vier Zentimeter dicke Eisschicht herzustellen. Mit der Qualität wären Eishockeyspieler und Schlittschuhläufer zufrieden, Curlingspieler nicht.

Deshalb muss das Team um Rumen Münch nach dem Eismachen noch mal auf die Fläche: Mit dem 15 Liter fassenden Kanister auf dem Rücken und der Regendusche in der Hand. Die Wassertröpfchen, die aus der Regendusche auf die eiskalte Oberfläche fallen, gefrieren sofort und bilden Spitzen. Dadurch entsteht sogenanntes „Pebble Ice“. Der englische Begriff lässt sich mit „Kiesel-Eis“ übersetzen.

Diese Oberfläche hat den Vorteil, dass die knapp 20 Kilogramm schweren Curlingsteine besser auf dem Eis rutschen. Das Herstellen von Pebble Ice ist schon recht aufwendig, gesteht der 31-jährige Geisinger. Denn auch hier gilt: Theoretisches Wissen reicht nicht aus, die Übung macht den Meister. Schließlich kommt es bei Pebble Ice darauf an, nicht nur die richtige Temperatur einzuhalten. Auch die Größe der Spitzen kann spielentscheidend sein.

Rumen Münch hofft, dass es ihm und seinen Kollegen gelingt, gutes Eis herzustellen. Sie geben sich die allergrößte Mühe, versichert er. Schließlich beginnt die diesjährige Eissaison mit einem Knaller, zumindest für die Freunde des Curlingsports: Vom 26. bis 29. Oktober findet im Gründelstadion ein internationales Turnier in der Disziplin Double Mixed statt. 22 Teams werden erwartet. Auch die beiden Lokalmatadoren Julia Meißner und Andy Büttner treten an. Beide gewannen Anfang dieses Jahres die in Hamburg ausgetragene Deutsche Meisterschaft und qualifizierten sich damit für die Weltmeisterschaft in Kanada. Rumen Münch drückt den beiden die Daumen, dass sie das Turnier gewinnen. Und nicht nur das. Er möchte dafür seinen Beitrag leisten: mit gutem Curlingeis.