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Mit der Mistkarre zum Sieg

Die Reisegruppe Wolfgang aus Seeligstadt gewinnt bei den Fischbach Lympics. Den Schönheitspreis räumt eine Mühle ab.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Seit 26 Jahren gehört die Fischbacher Kirmes – auch Girmsd genannt – zu den einzigartigen Events im Rödertal. Das zeigte sich auch an diesem Wochenende wieder. Nirgendwo wurde so viel gelacht, wie auf der hiesigen Festwiese.

Die Krabatmühle auf Rädern gewann den Schönheitspreis beim diesjährigen Moritzrennen.
Die Krabatmühle auf Rädern gewann den Schönheitspreis beim diesjährigen Moritzrennen. © Bernd Goldammer

Seit Freitagabend hatten hier die Besucher ihren Spaß. Mr. Jam, eine der angesagtesten Partybands aus Thüringen, brachte das Festzelt gleich am ersten Abend zum Brodeln. Besonders heiß wurde es Sonnabend. Zahlreiche Mannschaften waren in unterschiedlichen Trachten nach Fischbach geeilt, um hier die diesjährige Lympiade mitzuerleben. Erster Höhepunkt war der Einzug des Lympischen Feuers. Die Siegermannschaft des Vorjahres, „Havanna-Club“ aus Seeligstadt, hatte es eine Woche bewacht, bevor es Sonnabend zur Fischbacher Festwiese gebracht wurde. Nach dem Einmarsch der Lympischen Teams überprüfte Steffen Trepte – langjähriger Gralshüter des Lympischen Feuers –Temperatur, Windfestigkeit und Leuchtkraft des Feuers. Vor der Freigabe wurde dieses Jahr erstmalig sogar die Brennflüssigkeit von ihm verkostet. Abweichungen vom Reglement konnte er weder erschmecken und erriechen. So hob der wackere Lympionik die Hand. Am DIW-Bau-Terminal stiegen Sekunden später Lympische Flammen auf. Getragen vom „Lymp-Lymp Hurra“ Jubel der sächsischen Fans stiegen sie höher und höher. Gleich danach begannen die ländlichen Wettkämpfe. Von Anfang an war klar, dass die Mannschaften in diesem Jahr besonders kämpferisch zur Sache gehen würden, denn kommendes Jahr wird es keine Fischbacher Kirmes geben. Der diesjährige Pokalsieger kann die Goldene Pantine zwei Jahre lang bis zur Eröffnung 2017 behalten. Und auch der Titel „Lympiasieger von Fischbach“ darf über zwei Jahre im Namen geführt werden.

Als der Startschuss für das Mistkarrenrennen fiel, zeigte sich schnell, wer zu den Favoriten zählt. Zur Spitze gehörten die Teilnehmer aus Seeligstadt. Gleich zwei Teams aus Seeligstadt waren am Start. Beim Milchkannenweitwurf und auch beim Kartoffel-Wettessen wurde immer deutlicher, dass die einzigen Rockträger auf dem Platz mit dem Namen „Reisegruppe Wolfgang“ die besten Aussichten hat. Heusackschleudern war ein weiterer besonderer Höhepunkt. Bei jedem Durchgang traten jeweils zwei der stärksten Jünglinge des Fischbacher Umlandes gegeneinander an. Mit Heusackschlägen versuchten sie, sich gegenseitig von der Sitzstange zu schlagen. Gegen Abend stand fest: Die „Goldene Pantine“ geht in diesem Jahr erneut nach Seeligstadt. Das Team „Reisegruppe Wolfgang“ konnte sich durchsetzen.

Sonntagnachmittag startete der Höhepunkt der drei tollen Tage. Das 23. Moritzrennen erwies sich wieder als Besuchermagnet. Tausende Gäste waren unterwegs. Wer sich die historischen Kleinsttraktoren mit ihren künstlerischen Spezialaufbauten genauer anschaute, weiß, warum sich so viele Sachsen mit diesem Humor-Rennen identifizieren. Auch Landtagspräsident Matthias Rößler freut sich seit vielen Jahren immer wieder darauf, hier der Schirmherr zu sein. Zusammen mit dem CDU- Landtagsabgeordneten Aloysius Mikwauschk zeigt er, dass Politiker auch in schwierigen Tagen das Lachen nicht vergessen. Von Anfang an sorgten zwei besondere Moritzfahrzeuge für großes Aufsehen. Die fahrende Krabatmühle und ein englischer Doppelstockbus. Es wurde eine lange Beratung, bei der es sogar heiß her ging. Aber kein Jurymitglied hatte nach der Wahl Würgemale am Hals. Fischbach pflegt die zivilisierte Streitkultur.

Mit hauchdünner Mehrheit gewann dann die Krabatmühle auf Rädern den Preis für den schönsten Moritz. „Es war wieder ein außergewöhnliches und in seiner Art begeisterndes Fest“, brachte Aloysius Mikwauschk seine Eindrücke auf den Punkt. 2016 feiern die Fischbacher den 775. Jahrestag ihrer Ersterwähnung. Und auch dafür haben sich wieder die kreativsten Kräfte des Ortes zusammengetan. Man darf also gespannt sein. Die Schrauber und Bastler haben ein Jahr länger Zeit, ihre Kleinsttraktoren zu großartigen, fahrbaren Bühnen zu machen. 2017 geht’s dann weiter.