Merken

Mit der Karre durch Colmnitz

Zum Abschluss des Heimat- und Schulfestes gab es einen Festumzug mit etwa 600 Darstellern. Mit dabei war auch ein König.

Teilen
Folgen
© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Colmnitz. Einmal König sein. Wer hat sich das nicht schon mal gewünscht? Für Dietmar Fischer wurde es am Sonntag wahr. Der Colmnitzer wurde als König Johann mit einer Kutsche durch sein Heimatdorf chauffiert. Neben ihm durfte seine Frau Claudia Platz nehmen, die in die Rolle von Königin Amalie Auguste von Bayern schlüpfte. Beide nahmen die Grüße der Colmnitzer und ihrer Gäste entgegen, die sich am Straßenrand aufgestellt hatten, um bei schönstem Sonnenwetter den Festumzug zu verfolgen, der anlässlich des Schul- und Heimatfestes stattfand.

Impressionen aus Colmnitz

Los ging's mit nem blauen Traktor.
Los ging's mit nem blauen Traktor.
Lips Tullian (2.v.r.) und seine Räuberbande.
Lips Tullian (2.v.r.) und seine Räuberbande.
Altes Handwerk.
Altes Handwerk.
Besucher machten es sich bequem.
Besucher machten es sich bequem.
Ihre Majestät kutschierte auch vorbei.
Ihre Majestät kutschierte auch vorbei.
Ein Blick knapp 90 Jahre zurück.
Ein Blick knapp 90 Jahre zurück.
Räder in allen Varianten.
Räder in allen Varianten.
Natürlich präsentierte sich auch die Landwirtschaft.
Natürlich präsentierte sich auch die Landwirtschaft.
Sportlich, sportlich.
Sportlich, sportlich.
Noch mal Landwirtschaft, mit Pferdestärken.
Noch mal Landwirtschaft, mit Pferdestärken.
wie gesagt: Pferdestärken.
wie gesagt: Pferdestärken.
Einige hatten ganz schön was verzapft.
Einige hatten ganz schön was verzapft.
Andere große Geschosse herangekarrt.
Andere große Geschosse herangekarrt.
Oder auch schnelle, wenn auch ein paar Jährchen auf dem Buckel.
Oder auch schnelle, wenn auch ein paar Jährchen auf dem Buckel.

Manche, wie Reiner Menzer, hatten sich Verwandte und Bekannte eingeladen, um gemeinsam das Spektakel zu verfolgen. Andere waren einfach so gekommen. Dazu gehört Gottfried Neubert. Er war aus Nassau angereist, um Bekannte zu sehen. Denn er arbeitet als Hufschmied und hat sehr viel Kundschaft im ländlich geprägten Colmnitz. Das spiegelte sich wider, als diverse Landwirtschaftstechnik aus verschiedenen Jahrzehnten durchs Dorf rollte.

Die Stimmung bei den rund 600 Darstellern war von Anfang an ausgelassen, sowohl bei denen, die zu Fuß unterwegs waren als auch bei denen, die in den vielen liebvoll geschmückten Wagen standen. Das galt schon für das Eröffnungsbild, das von den Familien Traurig, Grießbach, Seewald und König gestaltet wurde und zeigte, wie es ausgesehen haben könnte, als die ersten Siedler die Colmnitzer Flur betreten haben. „Vor neun Monaten haben wir angefangen, unseren Auftritt vorzubereiten“, sagt Holger Traurig. Die Gruppe hatte sich Kostüme besorgt und die Holzkarren zusammengebaut. Mit dabei waren auch eine Kuh und ein Eselsgespann, das sich die Colmnitzer in Lengefeld organisierten.

Auch die nachfolgenden Bilder beschäftigten sich mit Ereignissen der Dorfgeschichte, in der sich die „große Geschichte“ widerspiegelte. So grassierte auch in Colmnitz die Pest, zwischen 1632 und 1634 war das. Gut 70 Jahre später trieb der legendäre Räuberhauptmann Lips Tullian mit seiner schwarzen Garde in der Erzgebirgsregion sein Unwesen. Deshalb durfte auch er nicht beim Umzug fehlen. Auch andere tragische Seiten der Geschichte, wie die beiden Weltkriege, waren Thema des Festzuges.

Allerdings warf vor allem die Darstellung des Zweiten Weltkrieges Fragen auf. Gerade im Internet wurde über die authentische Uniformierung heftig debattiert.

Die Colmnitzer hielten sich aber nicht nur in der Vergangenheit auf. Im zweiten Teil des Umzuges zeigten sie den Besuchern, welche Vereine und Gewerbetreibenden hier tätig sind. Besonders originell war der Wagen von Schmiedemeister Wieland Büttner, der eine kleine Schmiede nachbaute und hier auch richtig arbeitete. Andere Unternehmer zeigten sich spendabel, einige schenkten Bier aus, andere warfen Süßigkeiten unters Volk, auch Plätzchen und Eierkuchen wurden verteilt. Nach zweieinhalb Stunden fuhr der letzte Wagen am Festplatz ein. Eckhard Schmieder, Chef des Colmnitzer Heimatvereins, zeigte sich zufrieden. Den Leuten hat es gefallen. „Drei Jahre Vorbereitung waren nicht umsonst.“

Und wie kam es, dass die Colmnitzer auch den Sachsenkönig begrüßen durften? Der war wirklich hier. 1862 weihte er mit seinem Gefolge die Eisenbahnbrücke in Colmnitz ein.