Merken

Mit den Waffen der Frau in die Bütt

Den Politischen Aschermittwoch gab es jetzt zum 25. Mal. Die Witze zündeten wie lange nicht. Der Fischvorrat reichte nicht ganz.

Teilen
Folgen
NEU!
© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Wenn fast 250 Gäste den Rathaussaal in eine Stimmungshochburg verwandeln, Schwerterbräu und Winzertropfen die Zunge lockern, Stadträte, Unternehmer und Besucher mit närrischen Verkleidungen aufgeregt umherwandeln, „Vivat, vivat, Missnia“ durch den Raum schallt und Fischgeruch in der Luft liegt – dann hat der Meißner Carnevalsverein zum Politischen Aschermittwoch geladen.

Bei der 25. Auflage füllten sich ab 18 Uhr die langen Sitztafeln vor der Bühne, der sogenannten „Bütt“. Im Minutentakt zieht ein auffälliges Outfit nach dem anderen die Blicke auf sich. So erscheint Matthias Cotta, Chef des Städtepartnerschaftsvereins, als fescher bayerischer Bub in Lederhose und Carohemd, sind bunte Hüte auf den Köpfen der Damen zu bestaunen. Während Seeg-Chefin Birgit Richter locker mit Dombaumeister Knut Hauswald plauscht, steigt auf den Plätzen gegenüber schon die Stimmung. Hier hat Faschingsfan Bettina Hempelt vom Meißner Karosseriebauer nebst Tochter Hanka sogar ihren Mann Holger zum Mitgehen ins jecke Rathaus überredet. Rosenmontag und Aschermittwoch gehört für sie die Sause beim Meißner Fasching zum festen Programm. Da wird kräftig mitgeklatscht und angefeuert. „Ich finde es bemerkenswert, was der Verein jedes Jahr auf die Beine stellt. Das unterstützen wir gerne, weil es ein Höhepunkt im Meißner Veranstaltungskalender ist“, sagt Bettina Hempelt. Neben dem MCV machen das die Sparkasse Meißen, Duravit und die Schwerter Brauerei möglich, die die Fischgerichte von der Fleischerei Richter samt Beilagen spendieren.

220 Portionen habe man bestellt, sagt der MCV-Vorsitzende Andreas Krause. Allein, es reicht an diesem Abend nicht. Die 250 Leute sind deutlich mehr, als angemeldet waren. „Ich bitte daher alle, sich beim nächsten Mal vorher anzumelden. Dann können wir besser planen“, sagt Krause, nachdem die Fischportionen fast schon verdaut sind und bevor die Parteien mit ihren Programmen loslegen.

Für das meiste Aufsehen sorgt das Dreigespann Winnie Behnisch (CDU), Dorothee Finzel und Simone Teske (beide Freie Bürger/SPD/Grüne). Die geballte Frauenpower übt den Aufstand gegen OB Olaf Raschke mit vollem Körpereinsatz. Der „flotte Sachsendreier“ kann zwar wenig mit dem nicht allzu hohen Gehalt eines Stadtoberhauptes anfangen, will aber trotzdem punkten – unter anderem den Radverkehr über die Neugasse regeln und das Freibad Bohnitzsch spätestens 2019 eröffnen. Versprochen. Als dann die Kleider bis auf die Badeanzüge fallen und die drei Grazien zu rhythmischen Klängen die Bühne verlassen, weiß wohl nicht mal mehr der OB, ob er sich vielleicht fürchten sollte.

Der bekommt auch beim gewohnt peppigen Filmchen der FDP um die Protagonisten Martin Bahrmann aus dem Meißner Stadtrat und Lommatzschs Bürgermeisterin Anita Maaß auf den sprichwörtlichen Deckel. Da wird der Pannenaufzug kurzerhand zum „Olaf-Raschke-Denkmal“ erklärt und sieht selbst Comic-Held „Sponge Bob“ vor lauter Olafs den aussichtsreichsten Gegenkandidaten nicht. Gibt es den überhaupt? Dass in diesem Jahr viele Pointen sitzen, zeigt auch der Sketch der SPD. In bester Stand-up-Manier nimmt Kreispolitiker Moritz Kalthoff vor allem die AfD, als Wolf im Schafspelz auf der Bühne präsentiert, auf die Schippe. Die Lösung für jedes Problem ist ein energisches „Deutschland!“. Die Nachbereitung des Abends gelinge dann nur mit zwei bis zehn Schwerter-Bieren. Na dann: Prost und Vivat, vivat!