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Mit dem U-Boot ins Gimmlitztal

In der Illingmühle intonieren Musiker Hits der Beatles. Auch in Possendorf weht frischer Wind. Anlass ist der Mühlentag.

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© Frank Baldauf

Von Anja Ehrhartsmann und Verena Schulenburg

Reichenau/Possendorf. Einen flotten Spruch hat er immer auf den Lippen. Wenn Werner Thümmel gefragt wird, ob in der Possendorfer Mühle noch Korn gemahlen wird, dann sagt er gern: „Ich verkaufe lieber ein Körnchen.“ Das rechne sich schließlich viel mehr. Wer genug Korn intus hat, für den drehe sich dann auch schon mal die Windmühle, scherzt der sympathische Possendorfer.

Zum Mühlentag am Pfingstmontag können sich die Besucher am Wahrzeichen der Gemeinde Bannewitz gleichfalls auf gute Stimmung freuen. Neben Livemusik, einem Eisstand, Leckereien vom Grill und allerhand Durstlöschern fährt Familie Thümmel 20 selbst gebackene Kuchen für die Gäste auf. „Dafür hat sich die ganze Verwandtschaft ins Zeug gelegt“, erzählt Werner Thümmel. Von 10 bis 18 Uhr steht die 1691 erbaute Possendorfer Windmühle für Besichtigungen offen. Auch Führungen durch die liebevoll sanierte ehemalige Windmühle werden angeboten.

Einiges los ist auch im beschaulichen Gimmlitztal. Ein gelbes Unterseeboot in den Fangarmen einer riesigen lila Krake ist direkt dort gestrandet. Im Kern des Ungetüms steckt allerdings ein Bagger in einer hölzernen Verkleidung. Zum Einsatz kommt die „Yellow Submarine“ schon am Sonntagabend, wenn Dieter Popp von der Illingmühle mit rund 70 Musikern aus dem Freundes- und Bekanntenkreis unter anderem das achte Studioalbum der Beatles „Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ in Szene setzt – Beatles-Fans sind ab 18 Uhr willkommen.

Das ist am Pfingstmontag in den Mühlen der Umgebung geboten

Windmühle Possendorf, Windmühlenhöhe 1, Schauanlage. Besichtigung mit Führung, Imbiss, Musik.

Illingmühle Reichenau, Gimmlitztal 103, Technisches Denkmal. Schneidemühle mit Wasserradantrieb, komplett funktionierende historische Ausstattung. Besichtigung und Führung, Schausägen, gastronomische Betreuung.

Reichstädter Windmühle, Hauptstraße 82a, kleinste und höchstgelegene Windmühle Deutschlands. Windgängige Holländer Windmühle mit äußerem Krühwerk und 1-Schrotgang. Besichtigung und Führung, Bewirtung, handwerkliche Vorführungen, historische Ausstellung, Unterhaltung für Kinder geboten.

Herklotzmühle Seyde, Rehefelder Str. 1. Schneidemühle mit Wasserrad und Transmission, historische Technik komplett erhalten. Neu 2015: Kombi-Maschine mit Bandsäge, Hobelmaschine, Abrichte. Einweihung des neuen Wasserrads, Besichtigung und Führung, Musikprogramm, Kinderbetreuung, Bewirtung, Regionalgottesdienst um 10 Uhr, ab 11 Uhr geöffnet. Bustransfer vom Zentralparkplatz Seyde-Berghof – Besucher werden gebeten, die Infos auf www.herklotzmuehle.de und Ausschilderung beachten.

Mühle und Bäckerei Bärenhecke, Mühlenstraße 1, Eigenstromerzeugung. Produktion von Backwaren und Konditoreiwaren. Von 10 bis 18 Uhr finden Mühlenführungen statt. Musikalische Unterhaltung mit den Grenzland Musikanten im Festzelt, Bewirtung, Bärentombola.

Mittelmühle und Bäckerei Zahn Glashütte, Hauptstraße 46, ehemalige Wassermühle. Produzierender Betrieb mit Mühle und Bäckerei. Backmehle, Backschrote, Vollkornmehle und Kleie werden selbst hergestellt und in der Bäckerei eingesetzt. Die Mühle kann bei laufender Produktion besichtigt werden, in der Bäckerei wird ständig frisch gebacken. Verkauf von Backwaren und Mühlenprodukten.

Weicheltmühle Reichenau, Gimmlitztal 42, Wassermühle mit Wasserrad; Getreide- und Knochenstampfmühle mit kompletter Einrichtung und funktionsfähig. Besichtigung und Führung, Livemusik, Bewirtung.

Körnermühle, Ammelsdorf 58. In der 400 Jahre alten Körnermühle wurde mit Wasserkraft gearbeitet. Anfangs wurde Getreide gemahlen und später auch Holz gesägt. Führungen, kulturelle Beiträge, Schauhandwerk, Verpflegung.

Zinnwäsche Altenberg, Mühlenstr. 2. Pochmühle aus dem 16. Jahrhundert, Pochwerk, Langstoßherde mit Wasserrad und Erzwäsche, Anlage gehört zum Bergbaumuseum. Führungsbetrieb von 10 bis 16 Uhr.

Hummelmühle Kreischa, Lockwitzgrund 25, Technikdenkmal. Die historische Technik in der ehemaligen Getreidemühle ist noch gut erhalten und teilweise funktionsfähig. Besichtigung von 10 bis 15 Uhr, Bewirtung, Kindereisenbahn.

Quelle: Veranstalter

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Jedes Jahr zum Mühlentag lässt sich Dieter Popp eine neue musikalische Herausforderung einfallen. „Wir wollen versuchen, alle Instrumente, die die Beatles bei den beiden Alben verwenden, live da zu haben.“ Dafür hat er sich selbst eine Drehorgel gebaut, außerdem spielt er noch Bass-Gitarre und Tuba, sagt Popp, der außerdem als Sergeant Pepper auf der Bühne stehen wird und Ideengeber des ganzen Spektakels ist. „Da ich dieses Jahr in Rente gegangen bin und vor Kurzem Geburtstag hatte, machen wir es dieses Jahr ein bisschen größer“, sagt er und schmunzelt.

„Mit solchen Veranstaltungen gewinnen wir Menschen, die uns dabei helfen, die Mühle instand zu halten.“ Denn das ist viel Arbeit, erklärt Popp, der sich als leidenschaftlichen Bastler bezeichnet. „Vor 21 Jahren habe ich die 226 Jahre alte Mühle übernommen und versuche, sie zu erhalten in einem Zustand zwischen Museum und funktionierenden Maschinen“, sagt er. „In den Jahren ist viel entstanden, wie zum Beispiel eine Wasserkraftanlage, die es vorher nicht mehr gab.“ Der Maschinenpark stammt noch aus den Jahren 1908 bis 1937 und ist heute noch weitestgehend intakt. „Viele Freunde und Bekannte haben dabei mitgeholfen, darunter sind viele Musiker. Was liegt da näher, als gemeinsam Musik zu machen“, erklärt Popp den Ursprung der Idee, jedes Jahr zum Mühlentag hin alle Helfer und Weggefährten zu einer großen Session einzuladen. Hauptaugenmerk liege aber trotz allem auf dem Mühlentag selbst, an dem es Führungen durch die Illingmühle gibt, die 1791 gebaut wurde. „Es ist aber nicht zum ersten Mal, dass hier eine Mühle stand“, erklärt Popp, wahrscheinlich sei die Vorgängerin einem Brand zum Opfer gefallen. Auf dem Rundgang durch das historische Säge- und Hobelwerk, wo früher zudem auch noch Kisten für Geräte gefertigt wurden, betritt Popp einen Nebenraum, in dem ein Bild von Carl Stülpner, eine Art sächsischer Robin Hood, an der Wand hängt. „Er war ein legendärer Wildbrettschütze, der hier gejagt hat.“ Zu der Zeit, als die Mühle entstand, sei „der gute Räuber“ sehr aktiv gewesen. „Ich mache daraus für die Kinder eine Legende, die ich bei den Führungen erzähle“, erzählt Popp mit einem Augenzwinkern.

In der Mühlenwerkstatt, die von der Arbeitsetage abgeht, werden immer noch Reparaturen gemacht und die Sägebänder geschärft. „Der Sägenschärfautomat von 1937 ist unsere modernste Maschine.“ Die Bäume werden auf Schienen ins Innere transportiert, vor das Sägegatter gerollt, eingespannt und geschnitten, wie Popp erklärt. Die Säge ist immer noch in Betrieb, für den eigenen Gebrauch oder für Nachbarn. Über eine schmale Holztreppe geht es hinab zum Herzstück des Sägewerks: Den Wasserantrieb hat Popp selbst wieder aufgebaut. Das Wasserrad war zusammengefallen und hatte dabei die Mauern der Radstube eingerissen. Das alte Kammrad, ein Zahnrad mit Holzzähnen, das die Wasserkraft auf das Getriebe überträgt, lag ebenfalls in Stücke zerbrochen. „Uns ist es gelungen, ein ebenbürtiges Rad neu herzustellen.“ Ein Schulfreund von ihm habe über ein Jahr daran gearbeitet.

Die historische Mühlentechnik können Besucher am Montag ab 10 Uhr vor Ort besichtigen. Ab 10 Uhr finden Führungen statt, außerdem gibt es Schausägen.