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Mit dem Truck rund um die Welt

Von Hotels mit Pool hat sich das Bäckerehepaar Wagner abgewandt, stattdessen tourt es nun durch die afrikanische Wüste und den australischen Dschungel.

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© Sebastian Schultz

Von Nadja Knauer

Zeithain. Schwimmen mit Krokodilen, kilometerhohe Berge erklimmen und Wandern durch die afrikanische Wüste – was die meisten nur aus den Medien kennen, ist für Gabi und Frank Wagner schon vor Jahren Wirklichkeit geworden. Dem Urlaub mit Cocktails am Pool haben sie abgeschworen. „Als unsere Kinder noch klein waren, haben wir unsere Ferien noch auf Mallorca im Hotel verbracht. Aber davon hatten wir einfach genug“, erzählt Frank Wagner. Insgeheim habe seine Frau immer von Reisen durch Afrika geträumt; den ersten großen Schritt wagte das Ehepaar dann mit der Hochzeit in Namibia. „Keiner unserer Freunde oder Verwandten hat davon gewusst. Wir haben uns mitten im afrikanischen Wald trauen lassen. Es war sozusagen die größte Kirche der Welt“, erzählt Gabi Wagner.

Für die Bäcker war das der Startschuss für unzählige Reisen auf den sommerheißen Kontinent; allerdings ohne Ferienhaus oder Motels. „Wir haben uns einfach einen Pick-up gebucht und sind dann durch die Dörfer der Einheimischen getourt“, so die Wagners. Ein Höhepunkt der Afrikareisen sei Ruanda gewesen. „Dort sind wir auf einen 3 000 Meter hohen Vulkan geklettert und haben Gorillas beobachtet“, erinnert sich die Bäckerin. Die erste Begegnung mit den zweieinhalb Meter großen Tieren habe sie zu Tränen gerührt. „Wie eine Affenmutter ihr Junges auf dem Rücken trug, das ein Kleeblatt im Mund hielt, war so menschenhaft und ergreifend“, erzählt sie bewegt.

Schwimmen mit Krokodilen

Nachdem die Wagners außerdem Uganda, Sambia und Südafrika erkundet hatten, wandten sie sich einem bis dahin unbekannten Terrain zu - Australien. „In Down Under haben wir vier Wochen verbracht. Danach führte uns die Tour weiter nach Papua Neuguinea“, erzählt Gabi Wagner. Eine Reise auf den Inselstaat zu organisieren, sei eine echte Herausforderung gewesen. „Kein Reisebüro vermittelt dich nach Neuguinea. Ich habe im Internet nach einem Einheimischen gesucht, der uns für die Zeit bei sich aufnimmt“, erzählt die Bäckerin. Kontakt zu halten für die Zeit der Planung sei schwierig gewesen. „Er erzählte uns, mit dem Empfang gäbe es Probleme, da er etwas außerhalb wohne“, erinnert sie sich. Wie weit außerhalb wurde dem Ehepaar bei der Ankunft bewusst.

„Mit dem Flugzeug sind wir auf einem Platz gelandet, der kleiner war als unser Flugplatz in Göhlis und der Tower glich einer Baracke. Dann mussten wir noch stundenlang mit einem Minibus durch den Wald ohne Straßen fahren, bis wir an der Hütte ankamen“, erzählt Frank Wagner. Die Holzhütte ohne Tür und Fenster habe mitten am Fluss gelegen – für die Einwohner Trinkquelle und Badewanne zugleich. „Dort baden die Kinder neben den Krokodilen. Das Wasser hatte die Farbe von Cola und wird getrunken. Am besten zu Toast, der über dem Feuer geröstet wird oder selbst angebautem Obst“, erzählt Gabi Wagner. So ganz sei ihnen die Nahrung der Natur aber nicht bekommen. „Ich hatte danach eine üble Magenverstimmung. Sonst nehmen wir immer Schnaps mit auf Reisen, den wir trinken, um den Magen zu reinigen“, erzählt die Bäckerin lachend.

Ein Buch voller Erlebnisse und Fotos

Die Kultur und die Menschen der Länder hätten sie schließlich inspiriert, sich selbst einen großen Traum zu erfüllen: „Ich habe ein Buch über unsere Reise geschrieben. Es ist voll von Erlebnissen und Fotos.“ Für einen kleinen Preis von einem Euro sei es zu erwerben; für die Bäckerin mehr eine Herzens-, als Geldangelegenheit. Für die Zukunft plant das Ehepaar Reisen nach Marokko und in die Mongolei. Dafür haben sie sich selbst einen Truck gekauft, Paula wurde er getauft.

Die Bäckerei übernimmt Frank Wagners Bruder, während sie durch die Welt touren. Gabi Wagner hofft, dass diese Reisen sie schließlich zu einem weiteren Buch inspirieren werden. Momentan schreibt sie an einem Roman über die Erstbesiedelung Australiens.