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Mit dem Traktor zur Hochzeit

Einen Hauch von „Bauer sucht Frau“ hat Marcus Kühne seiner Denise mit einem Antrag aus heiterem Himmel beschert.

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© Christian Juppe

Von Nadja Laske

Alles ist möglich zwischen Himmel und Erde. Erst recht, wenn ein so bodenständiger Typ wie Marcus Kühne seiner Liebsten Flügel verleiht. Denise steht zwar wie er mit beiden Beinen im Leben, hebt aber gern mal ab. Hier und da ein Adrenalinkick muss schon sein. Das weiß Marcus und schenkt ihr zu Weihnachten einen Fallschirmsprung.

Allerdings nicht ohne heimliche Gedanken, die weiter reichen als aus 4 000 Metern Höhe auf ein Stoppelfeld. Der 27-Jährige will Wurzeln schlagen und seiner Freundin nach sechs gemeinsamen Jahren einen Heiratsantrag machen. Dass der nicht einfach so à la „Schatz, lass uns doch heiraten“ dahingesagt sein sollte, daran hat Denise Kipke keinen Zweifel gelassen. Wenn es Marcus ernst meint, sollte er sich etwas Besonderes einfallen lassen. Das Geschenk unterm Weihnachtsbaum ist der erste Schritt. Ab dann plant Marcus Kühne den Kniefall vor der Frau seines Lebens, und sie ahnt nichts davon. „Der Termin für meinen Tandemflug war der 20. Juli vergangenen Jahres“, erzählt die 27-Jährige. Es ist ein heißer, sonniger Tag und ein Flug aus heiterem Himmel, vor dem sie nur im allerletzten Moment Angst bekommt. Doch da hat sie der Flug-Begleiter schon aus der Luke des kleinen Propellerflugzeuges geschoben. Mit ihm zusammen genießt Denise Kipke den freien Fall, bis sich exakt nach 50 Sekunden der Fallschirm öffnet und die Braut, die sich traut, langsam zu Boden trudelt. „Schau da unten dieses Schild“, ruft ihr der Fluglehrer während des Sinkens zu, „sobald wir näher kommen, lies was darauf steht!“

Marcus ist derweil zu seinem Auto geeilt. Im Kofferraum liegt ein zwei mal sechs Meter großes Banner, auf das er die Frage geschrieben hat: Willst du mich heiraten? Auf einem Feld breitet er es aus, wartet mit Herzklopfen und Rosen in der Hand, bis Denise ihm in die Arme fliegt. „Ein bisschen war das schon, wie in ‚Bauer sucht Frau‘“, sagt sie. Mit ihrem Ja ist Marcus` Vorhaben noch nicht perfekt. Einen Kindheitswunsch will der 27-Jährige mit seinem Traum von Hochzeit und eigener Familie verbinden. Deshalb gönnt er sich einen „Schrotthaufen“. „Für ’nen Äppel und ’n Ei“, sagt Marcus Kühne, habe er einen alten Traktor gekauft, genau das Modell, das er schon als kleiner Junge bewundert hat. Damals rollte der riesige, sonnengelbe „K700A“ über die Felder der Agrargenossenschaft gleich hinter dem Bauernhof seiner Eltern und Großeltern in Altomsewitz. Heute gehört das Land der Familie wieder, die Männer bauen Getreide an, ernten es und füttern die rund 250 Schweine im Stall. Mittwochs ist Schlachttag, dabei hilft Marcus Kühne seinem Vater und die Mutter verkauft die Tage darauf Fleisch und frische Wurst im Hofladen. Neben seiner Arbeit als Drucklufttechniker hat auch der Junior auf dem elterlichen Hof gut zu tun.

Seit Anfang des Jahres jedoch widmet er etliche Abendstunden seinem 37 Jahre alten, sowjetischen Traktor. Der hat beim Kauf nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem stolzen, kraftstrotzenden Gefährt von einst gehabt. Doch Marcus zerlegt wochenlang, was nicht ohnehin schon von allein auseinanderfällt in Einzelteile, restauriert und baut wieder zusammen. Eine frische Lackierung hat der Acht-Zylinder-Viertakt-Diesel auch bekommen und strahlt so gelb wie lange nicht. „Ich will mit diesem Traktor unbedingt zur Hochzeit fahren“, sagt Marcus Kühne. Trauen lassen wird sich das Paar in der Briesnitzer Kirche, von dort aus soll es allradangetrieben zur Feier gehen. Um die Sondergenehmigung, ohne die ein solches Fahrzeug mit Überbreite auf den Dresdner Straßen nicht fahren darf, hat sich der Bräutigam beim Straßen- und Tiefbauamt bereits gekümmert. „Ich werde eine Leiter brauchen, um mit meinem Brautkleid in die Fahrerkabine zu klettern“, sagt Denise und lacht. Von Rüschen und Reifrock hält sie das aber nicht ab.

Können auch Sie eine bewegende Liebesgeschichte erzählen oder haben einen ganz besonderen Heiratsantrag erlebt? Dann schreiben Sie uns an [email protected]. Anlässlich des 120-jährigen Bestehens des Carolaschlösschens im Großen Garten lobt der Geschäftsführer Moyd Karrum ein Hochzeitsfest im romantischen Ambiente für eine Gesellschaft mit insgesamt 50 Gästen aus.