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Mit dem Traktor auf die Wippe

Die Oberfrauendorfer sind für ihren Humor bekannt. Ein ganz besonderer Wettkampf zeigt das am Sonntag.

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© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Oberfrauendorf. Herbert Walther tuckert mit seinem Traktor auf die Wippe. Vorsichtig rollt er auf die Holzplatte, unter der in der Mitte ein Holzstamm liegt. Dann bleibt der Senior stehen. Angst, dass die Platte durchbricht, hat er nicht. Den Halt legt er nur für den Fotografen ein. Dann fährt er langsam weiter. Die Platte bewegt sich, der Traktor rollt wieder auf den Festplatz.

Martin Weber steht hinter dem Traktor. Er lächelt zufrieden. Die Rampe funktioniert, sie hat die Generalprobe bestanden. Zum Einsatz kommt sie erst am Sonntag. Denn dann wird der erste Rasentraktor-Wettbewerb in Oberfrauendorf ausgetragen. Die Idee dazu hatten wir schon länger, berichtet der 37-Jährige. Schließlich hat jeder Dritte im Dorf so einen Traktor auf dem Hof stehen. Da ließe sich etwas machen. Er selbst besitzt keinen, weil er als Mieter in Oberfrauendorf wohnt und deshalb keinen braucht, erzählt der EDV-Ingenieur, der vor sechs Jahren der Idylle wegen von Dresden ins ländliche Oberfrauendorf zog, um hier mit seiner Familie zu leben. Hier hat er sich gut eingelebt. Seit Anfang an besucht er das alljährlich stattfindende Dorffest, in den letzten Jahren auch als engagierter Mitveranstalter. „Ich kümmere mich um die Musik und die Lichttechnik. Das sind meine Hobbys“, erzählt der junge Mann. Und da auch er daran interessiert ist, das Dorffest noch attraktiver zu machen, hörte er sich um, wie so ein Rasentraktorwettbewerb aussehen könnte. Er recherchierte im Internet, suchte nach Aufgaben, die für die Fahrer lösbar und anspruchsvoll und für die Zuschauer unterhaltsam sind.

Die hat er nun gefunden. Die Regeln sind simpel. Mitmachen kann jeder. Einzige Bedingung: „Es werden nur Traktoren im Originalzustand zugelassen“, sagt Martin Weber. Zu bestehen sind vier Geschicklichkeitsprüfungen – und das auf Zeit. Begonnen wird mit der Fahrt über die Rampe. Danach muss sich der Traktorfahrer während der Fahrt ein Bierglas von einem Tisch schnappen und es zu einem anderen Tisch bringen. Dort muss das Glas abgestellt werden. Die anspruchsvollste Aufgabe dürfte die Dritte sein. Der Fahrer muss zeigen, dass er mit einer Hand gut lenken kann. Mit der anderen muss er ein Seil halten, das mit einem aufgerichteten Baustamm verbunden ist. Dieser steht auf dem Platz und muss mit dem Traktor umrundet werden. „Das Seil muss straf bleiben, sonst werden Punkte abgezogen“, sagt Martin Weber.

Geschicklichkeit ist auch in der vierten und letzten Disziplin gefragt. Hier muss der Fahrer den Traktor mit einer Hand lenken. Mit der Anderen muss er einen Löffel halten, auf dem ein rohes Ei liegt. Und das darf nicht runterfallen.

Martin Weber hofft, dass dieser kleine Wettbewerb auch seine Fans lustig finden. Lustig dürfte es schon werden. Doch die Hauptattraktion des Festes wird er wohl nicht toppen können, das Trabischieben am Freitag. Das ist Kult, weiß auch der 37-Jährige. Es zieht nicht nur Zuschauer aus nah und fern an, sondern auch Teams, die bei diesem Gaudiwettbewerb unbedingt mitmachen wollen. Auf einen ähnlichen Effekt hofft Martin Weber für das Traktorenrennen in den kommenden Jahren. Er ist froh, dass es durch Mund-zu-Mund-Propaganda gelungen ist, sechs Teilnehmer für den ersten Wettbewerb zu finden. „Vielleicht werden es noch mehr“, sagt er. Anmelden könne man sich bis Sonntagvormittag. Herbert Walther war sich zunächst unsicher, ob auch er mit seinem Traktor antreten soll. Erfahrungen im Traktorfahrer hat er, sagt er. Denn seit zwei Jahren ist er mit dem Gefährt unterwegs, um die Grünflächen seiner beiden Söhne und seiner Mutter zu pflegen. Nach der Fahrt über die Rampe hat sich der 68-Jährige entschieden: „Ich werde teilnehmen.“