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Mit dem Trabant zum Hausbesuch

Seit 25 Jahren ist die Allgemeinärztin Christine Fries selbstständig. Der Anfang war ziemlich schwierig.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Ostrau. Auf einen solchen Start in die Selbstständigkeit kann sicher kaum jemand verweisen. Vor 25 Jahren feierte Christine Fries, damals noch Schwarze, am 24. März ihren Geburtstag. Zwei Tage später war Polterabend und am 28. März wurde geheiratet. In dieser Zeit stand auch noch der Umbau der Praxis im ehemaligen Landambulatorium an, die am 1. April eröffnet wurde. „Das war schon eine verrückte Zeit“, sagte Christine Fries.

Eigentlich wollte sie sich nicht selbstständig machen „Ich wurde förmlich durch die Umstände gezwungen“, so die Ärztin. Ihr gefiel die Arbeit im Landambulatorium. Doch nach und nach gingen die anderen Mediziner weg. Es wurden immer weniger Schwestern und auch die drei Fahrer gab es nicht mehr, die die Ärzte zu DDR-Zeiten zu Hausbesuchen und Notfällen brachten. „Das war für mich schon eine ganz schöne Umstellung. Ich war es nicht gewohnt, selbst zu fahren“, so die Medizinerin. Musste sie am späten Abend oder in der Nacht zu den Patienten fahren, wurde sie von ihrem Mann begleitet.

Im ersten Quartal 1991 war Christine Fries noch die einzige Ärztin im Ambulatorium. In den letzten zwei Wochen im März begann der Umbau – auf eigene Kosten mit Zustimmung des Vermieters.

Am 1. April 1991 öffnete die Praxis von Christine Fries mit den beiden Schwestern Christel Hannekum und Brigitte Fischer. Die Patienten kamen aus den damaligen Gemeinden Schrebitz, Kiebitz, Ostrau und Zschaitz. „Das war kein Problem. Damals war Ostrau noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen“, so Christine Fries. Etwa zehn Jahre später waren 80 Prozent der Busverbindungen gestrichen worden. Deshalb stieg auch die Zahl der Hausbesuche.

1993 entschied sich die Familie Fries, das Haus an der Jahnastraße 2 als Wohnhaus mit Praxis um- und anzubauen. Am 1. Januar 1994 war dann offizieller Start in den neuen Praxisräumen. „Wir gehörten zu den Ersten, die einen Computer hatten und mit Diskette abrechneten. Vorher haben wir die Behandlungsscheine mit der Reiseschreibmaschine Erika ausgefüllt. Aus heutiger Sicht war alles sehr umständlich und arbeitsaufwendig“, erzählt Christine Fries. Ungern erinnert sie sich an den grundhaften Ausbau der Karl-Marx-Straße in den Jahren 1992/93. Nur über diese Hauptstraße gelangte man von der Wohnung in der Oschatzer Straße zur Arztpraxis und zurück.

„Als die Brücke gebaut wurde, ging gar nichts mehr. Die Umleitung war über Zschaitz und die B 169 ausgeschildert. Das war ein riesiger Umbogen. Deshalb habe ich ein Auto vor und das andere hinter der Brücke geparkt. Je nachdem, in welche Richtung ich musste, nahm ich das entsprechende Fahrzeug. Das eine war ein Trabant. Das andere ein Golf.“

In der Praxis waren in den folgenden Jahren Brigitte Fichtner, Manuela Pitroff, Marion Klinger und später Carola Grünert und Mandy Meinhold als Schwestern beschäftigt. Auch Lehrlinge wurden ausgebildet. Jetzt gehören Yvonne Kaiser und Heike Kühne zum Team.

Für Freitag, 1. April, lädt die Arztpraxis Christine Fries von 9 bis 13 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Die Gäste können sich nach einem Blick in die Geschichte der Praxis auch über den heutigen Stand einen Eindruck verschaffen. Christine Fries will den Tag nutzen, um sich bei ihren Patienten, den Kolleginnen und Kollegen sowie Geschäftspartnern für die langjährige und gute Zusammenarbeit bedanken.