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Mit dem Teufel im Bunde

Der Erbauer von Schloss Rammenau soll sich mit dem Bösen eingelassen haben. Deshalb heißt ein Zimmer so.

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© Steffen Unger

Von Constanze Knappe

Rammenau. In weinseliger Laune auf einem Fass reiten. So muss man sich heute wohl ausgelassene Partys vor 200 Jahren vorstellen. Dass der mit einer Weinrebe wedelnde Reiter auf dem Weinfass noch nicht erwachsen ist und die sich neben ihm prügelnden Knaben noch Kinder sind, würde heutzutage den Jugendschutz auf den Plan rufen. Witzig sind die Bilder über den Türen des Teufelszimmers im Barockschloss Rammenau dennoch. Die Darstellung der Bacchanalien, also der Kinderfiguren, entsprach dem damaligen Zeitgeist. Bacchus taucht in dem Zimmer gleich mehrmals auf. Als jüngerer Mann, im mittleren und im reifen Alter. Der Gott der griechischen Antike, der eigentlich Dionysos hieß, wurde von den anderen Göttern beneidet, dass er auf der Erde sein und hier den Lastern frönen durfte. Das brachte ihm den Beinamen Bacchus als Gott des Weines und des Rausches ein.

Die Wände sind in Rot gehalten

Darstellungen der griechischen Mythologie waren damals absolut in. Deshalb ließ der dritte Besitzer des Schlosses 1810 ein Pompejanisches Zimmer einrichten. Das pompejanische Rot war in, Mode und ist auch in anderen Schlössern wie etwa im Treppenaufgang von Schloss Albrechtsbach in Dresden oder im Restaurant des Lingnerschlosses zu finden, erklärt Schlossleiterin Ines Eschler. In diesem Rot sind die Figuren an den Wänden des Teufelszimmers gehalten. Die Satyrn waren Fabelwesen, wurden wegen ihrer Hörner aber fälschlicherweise als Teufel angesehen. Dabei haben sie weder Klumpfuß noch Schweif. Die roten Figuren auf cremefarbener Wand sind umrahmt von schwarz-cremefarbenen Bordüren. Das gibt dem Raum etwas beinahe Mystisches. Dagegen sieht die originale Felderdielung eher spartanisch aus. Wegen der Farbigkeit ist es der Lieblingsraum von Ines Eschler. „Die kräftigen Farben, das wirkt schon irgendwie teuflisch“, findet sie. Die beiden Bronzefiguren und die zwei Vasen wurden erst viel später ergänzt. Ebenso wie das Eckschränkchen in pompejanischem Rot, dessen Türen mit Satyrn bemalt sind.

Dass dem Erbauer des Schlosses, Ernst Ferdinand von Knoch, das Geld ausging, nachdem er seine Stellung am Dresdner Hof verlor, ist bekannt. Der Legende nach soll er beim Spaziergang in der Dresdner Heide einen jungen Mann getroffen haben, der ihm einen großen Geldsegen versprach. Unter einer Bedingung: Er wollte ein Zimmer des Schlosses, dessen Türen und Fenster aber verrammelt sein mussten. Von Knoch ließ sich auf den Handel ein und bekam das Geld. Ein halbes Jahr später soll es im Schloss furchtbar gestunken haben. Knoch ließ eine Wand öffnen. In dem Zimmer hatte sich der Teufel eingenistet. Am nächsten Tag war Knoch verschwunden. Fortan erzählten sich die Rammenauer, der Teufel habe ihn geholt. Heute weiß man, dass Knoch sich wegen verschleppter Insolvenz aus dem Staube machte, dann aber gefunden und verhaftet wurde. Seitdem heißt das Pompejanische Zimmer im Volksmund Teufelszimmer.

www.barockschloss-rammenau.com