Von Maik Brückner
Müglitztal. Fast sah es aus, als ob der erste Bus der neuen Linie 372 am Montag, 12. Juni, ohne Fahrgast von Glashütte nach Heidenau fahren sollte. Doch als Busfahrer Rando Zumpe den Motor anließ, kamen die Passagiere. Die Erste, die zustieg, war Sarah Unger. Die Heidenauerin arbeitet beim Uhrenhersteller Tutima und kommt täglich mit dem Zug zur Arbeit. „Für mich ist die neue Linie sinnvoll“, sagt die junge Frau.
Stimmen zum Schnellbus
Christian Schlemper vom Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) hofft, dass es vielen so geht wie Frau Unger. Schließlich war es der VVO, der die neue Buslinie zusammen mit dem Regionalverkehr Dresden (RVD) konzipiert hat. Diese soll das bisherige Bus- und Bahnangebot im unteren Müglitztal ergänzen. Die Linie richtet sich vor allem an die Pendler, die im Großraum Dresden wohnen und in Glashütte arbeiten. Viele nutzten die Bahn. Die bestehende Buslinie 201 wird eher selten genutzt, da deren Busse selten fahren und nicht wie die Müglitztalbahn in den Fahrplan der S-Bahn in Heidenau getaktet sind. Zudem brauchen diese Busse 44 Minuten für die Strecke, da sie an allen Haltestellen stehen bleiben. Bei der neuen Linie ist das anders. Sie fährt zwischen den Abfahrzeiten der Müglitztalbahn. Damit gibt es am Vor- und Nachmittag einen halbstündigen Takt zwischen Glashütte und dem Elbtal. Weil die Busse der Linie 372 nur in Dohna und Niederschlottwitz halten, brauchen sie für die Strecke nur 29 Minuten. Die Müglitztalbahn benötigt 24 Minuten. Die Einführung der Buslinie ist ein Kompromiss. Denn viele Pendler befürworteten seit Längerem, dass die Müglitztalbahn im Halbstundentakt fahren solle. Doch das ist nicht möglich, so Schlemper. Die Müglitztalbahn ist seit dem Wiederaufbau nach der Flut 2002 komplett einspurig. Nur in Glashütte gibt es eine Ausweichstelle. Wollte man die Züge im Halbstundentakt zwischen Glashütte und dem Elbtal fahren lassen, müsste im unteren Bereich bei Burkhardswalde eine zweite Ausweichstelle gebaut werden. Doch dazu gibt es bisher nur Ideen, keine konkreten Pläne. Dass VVO und RVD die Linie nun eingerichtet haben, hat Gründe. Die Uhrenindustrie ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Inzwischen beschäftigen die Firmen etwa 2 000 Arbeitnehmer.
Viele pendeln von auswärts ein, was Zahlen des Statistischen Landesamtes belegen. Demnach kamen 2006 genau 1 372 Menschen zur Arbeit ins Stadtgebiet, fünf Jahre später waren es 1 413. Im letzten Jahr ist deren Zahl auf beachtliche 1 969 gestiegen. Der Anstieg brachte Probleme mit sich, denn an der Uhrenmeile ist die Zahl der Parkplätze sehr begrenzt. Einige Uhrenfirmen haben reagiert, Lange hat ein Parkhaus gebaut, die Firmen Glashütte Original, Union und Nomos bieten ihren Mitarbeitern an, die Kosten für Bus- und Bahnfahrten zwischen Wohn- und Arbeitsort zu übernehmen. An diese Mitarbeiter richtet sich das neue Angebot. „Mit dem dichteren Takt haben besonders die Pendler mehr Möglichkeiten“, sagt Bürgermeister Markus Dreßler (CDU). Mit der neuen Buslinie werde das Müglitztal noch attraktiver. Der Nahverkehr sei eine gute Alternative zur Parkplatzsuche in seiner Stadt.