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Mit dem Rad zum Wein

Der neue Rundweg führt über 26 Kilometer zu acht Weingütern und zwei Besenwirtschaften. Am Sonntag wird offiziell angeradelt.

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© SZ-Grafik

Von Ines Scholze-Luft

Es nieselt immer stärker. Doch Kreisradwegewart Hans-Jochen Gramann in schnittiger gelb-schwarzer Montur ist zuversichtlich. Der jüngste Wetterbericht auf seinem Smartphone verspricht baldiges Regenende. Die Vorpremiere für die neue Radroute Weinerlebnis-Tour kann starten.

Immerhin schon die 55. Strecke, die der ehrenamtliche Radwegewart seit 1996 – damals noch als Sportlehrer mit seinen Schülern – entwickelt hat. Dass bisher nichts mit Wein dabei war, wundert ihn im Nachhinein selbst. Dabei trägt sein Heimatort den Rebensaft im Namen. Weinböhla. Und genau von dort kam die Anregung, nämlich von der Hauptamtsleiterin. Die Weinböhlaer Tourist-Info zog mit, ebenso die Gemeinde. Dazu die Nachbarn Coswig und Meißen. So entstand die 26-Kilometer- Route, die acht Weingüter und zwei Besenwirtschaften verbindet und auch sonst viele Sehenswertes bietet.

Aber erst mal geht es nach dem Start am historischen Weingut Peterkeller hinter der Kirche hinaus aus Zentral-Weinböhla. Auf akribisch ausgeschildertem Weg. Mit Weintraube und Radsymbol auf weißen Schildern mit grüner Schrift. Wer die Sachsenstraße hinter sich gelassen hat, kommt über die malerische Weingartenstraße wieder Richtung Berliner Bahn.

Kurz vor der Bahnbrücke dann der erste Anlaufpunkt, der Winzerhof Im Waldacker . Dort findet der Besucher übrigens auch über den Weinwanderweg hin. Und wird mit einer tollen Aussicht belohnt. Bis zum nächsten Weinhöhepunkt muss er nun länger in die Pedale treten. Und kräftiger. Es geht bergan, Richtung Buschmühle. Hans-Jochen Gramann hat erst mal Grund zum Ärgern. Wegen der Schmierereien auf einem der Schilder. Flugs zieht er Lappen und Wasserflasche aus einer Tasche, rückt den Krakeln zu Leibe. Mit wenig Erfolg. Da muss er mit Auto und Leiter wiederkommen. Was gar nicht selten passiert, auch wenn ihm das Radfahren lieber ist. Das Einrichten einer Tour ist das eine, das Erhalten das andere, sagt der 77-Jährige, der deshalb fast jeden Tag mit dem Rad unterwegs ist.

Nun rollt es zur Freude gestresster Radlerbeine bergab. Zum Wasserschloss Oberau. Von dort führt ein kleiner Park mit Spielplatz und vielen Bänken weiter Richtung Niederau. Wo sich der Hinweis zum nächsten Winzer findet, dem Weingut Loose . Dessen Gröberner Hof hat nicht nur Weinstockpatenschaften zu bieten.

Die Niederauer Höfe sind ebenfalls schön anzusehen. Ihnen folgt – nun endlich ohne Regen – der schnurgerade Radweg nach Meißen. Von dem geht es teils verschlungen, aber stets gut ausgeschildert bis zur Elbe. Nicht ohne Hinweis auf die Winzergenossenschaft , die mit der Weinerlebniswelt lockt. Einige Meter weiter öffnet sich der Blick auf die Weinterrassen unterhalb von Schloss Proschwitz. Schließlich der Schwenk auf den Elberadweg. Sind dann Dom und Albrechtsburg außer Sicht, folgt Richtung Coswig Weingut auf Weingut – durch die neuen Schilder nicht zu verfehlen.

Dass sich viele Radtouren durch den Landkreis ziehen, kam der neuen Weinerlebnisroute entgegen. An einigen Wegweisern war nur das Weintrauben-Symbol einzuhängen, erklärt der Radwegewart. Ganz ohne neue Schilder geht es aber nicht. Knapp 3 000 Euro haben sie gekostet – aufgeteilt auf die drei Kommunen. Hans-Jochen Gramann übernahm das Aufstellen, nach Absprache mit den Bauhöfen.

Bis Ostern sei alles fertig gewesen, sagt der passionierte Radfahrer. Den erreichte gleich gute Botschaft. Über Anja Fritz. Sie hat die Schilderwirkung in ihrem Weingut Mariaberg schnell gespürt. Da haben inzwischen schon einige Radler nach einem Schoppen Wein gefragt. Und ihn bekommen. Die Winzerin findet die neue Tour nicht zuletzt deshalb gut, weil so der Weintourismus besser in Gang kommt und die Weingegend vom Spaargebirge bis Weinböhla als Einheit verstanden wird.

Nach Mariaberg hat der Radfahrer die Qual der Wahl. Schaut er sich im Weingut Hänsch um? Das bietet unter anderem Ausschank an schönen Tagen am Wochenende. Oder fährt er zu Vincenz Richter , in dessen neues Weingut oder in die Vinothek? Vielleicht rollt er gleich bis nach Sörnewitz durch, beginnt beim Weingut Schabehorn – die Internetseite kündigt Verkauf und Verkostungen an. Oder er geht ins Weinrestaurant des Weingutes Schuh . Auch die Besenwirtschaft Zum Winzerschoppen lädt auf ein Glas Wein ein. Und das Weingut Henke öffnet von Montag bis Freitag seine Vinothek.

Wobei auch der Radler die Alkoholgrenze nicht vergessen darf. Mehr als 1,6 Promille auf dem Rad bedeuten drei Punkte, medizinisch-psychologische Untersuchung und Bußgeld in Höhe eines Monatsgehalts.

Für alle Weintour-Interessenten gibt es am Sonntag geführtes Anradeln. Ab 10 Uhr an den Startpunkten Peterkeller Weinböhla, Wasserschloss Oberau, Elbbrücke Meißen und Biergarten Boselblick Sörnewitz.