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Mit dem Rad durch den Iran

Zwei Sportler aus der Sächsischen Schweiz erkundeten die islamische Republik und erlebten einige Überraschungen.

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Von Dirk Schulze

Sebnitz. Atomverhandlungen, Sanktionen, Gottesstaat. Das sind die Stichworte, die jahrelang das mediale Bild des Irans prägten. Doch die Geschichte des früheren Persiens reicht bis in die Antike zurück. Das Land verfügt über prachtvolle Moscheen, historische Königsstädte und beeindruckende Landschaften. Kai-Uwe Lehnung aus Ottendorf und Carsten Hahn aus Pirna – beide als ambitionierte Sportler auf dem Rad, auf Skiern und in den Bergen unterwegs – wollten sich selbst ein Bild machen. Im Oktober 2014 bereisten sie das Land mit dem Fahrrad. Am Donnerstag berichten sie in Sebnitz von ihren Erlebnissen. Vorab ein Gespräch mit Kai-Uwe Lehnung.

Beindruckende Bauten wie die Freitagsmoschee in der Stadt Yazd besichtigten Kai-Uwe Lehnung (oben) und Carsten Hahn während ihrer Iran-Reise.
Beindruckende Bauten wie die Freitagsmoschee in der Stadt Yazd besichtigten Kai-Uwe Lehnung (oben) und Carsten Hahn während ihrer Iran-Reise. © privat

Mit dem Fahrrad durch den Iran – wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Ursprünglich wollten wir mal den höchsten Berg des Landes besteigen, den Damavand. Das hat sich dann zerschlagen, der Termin kam nicht zustande. In Schweden auf einem Zeltplatz habe ich 2014 einen Österreicher kennengelernt, der mit dem Fahrrad im Iran war. Da kam die Idee wieder hoch. Kurze Zeit später haben wir dann die Flüge gebucht.

Welche Vorbereitungen waren nötig?

Das größte Problem war, das Visum zu bekommen. Im Konsulat in Berlin wurde unser Antrag abgelehnt, die 50 Euro waren futsch. Man hat uns gesagt, wir sollten es vor Ort versuchen. Darauf haben wir uns verlassen. Es hat dann auch geklappt. Nach zwei Stunden Anstehen im Flughafen und weiteren 60 Euro hatten wir den Stempel im Pass.

Wie haben Sie die Reise geplant?

Wir haben Reiseführer gelesen und uns grob eine Route ausgedacht. Wir sind auch nicht alles komplett mit dem Rad gefahren, größere Strecken mit dem Bus oder mit der Eisenbahn. Bergsteigen waren wir dann übrigens doch noch, allerdings auf einem anderen Gipfel, dem Shir Kuh, der knapp über 4 000 Meter hoch ist. Da war außer uns kein Mensch.

Bestimmte Regionen im Iran gelten als unsicher. Hatten Sie Angst?

Wir hatten überhaupt keine Angst, im Gegenteil. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Menschen sehr herzlich, dankbar und gastfreundlich sind. Man hat ein völlig falsches Bild durch das, was man aus dem Fernsehen kennt. Die Menschen wollen einem wirklich helfen, ohne dass sie Geld dafür möchten, wie das in touristisch mehr erschlossenen Ländern oft der Fall ist. Das ging schon am ersten Tag los.

Was ist da passiert?

Wir wollten von Teheran aus mit dem Zug in Richtung Südosten. Es war jedoch schwierig, ein Ticket zu kriegen, da kaum jemand Englisch spricht. Wir saßen an einer Ecke und blätterten im Reiseführer, da sprach uns ein Mann an. Er hat dann ein Taxi organisiert und ist mit uns zum Bahnhof gefahren. Dort hat er sich um alles gekümmert, vor allem darum, dass wir auch die Fahrräder mit in den Zug nehmen können. Er hat uns einfach so spontan geholfen.

Das Auswärtige Amt mahnt unter anderem Vorsicht beim Fotografieren an. Wie haben Sie das gehandhabt?

Das haben wir einmal erlebt, als wir an einer Urananreicherungsanlage vorbeigefahren sind. Die wurde von Soldaten mit Kanonen bewacht. Ich dachte, vielleicht kann ich unauffällig ein Foto aus der Hüfte schießen. Die Soldaten haben uns dann darauf hingewiesen, dass das verboten ist. Aber ganz freundlich. Einmal wurden wir festgehalten, weil wir unsere Pässe nicht einstecken hatten. Wir sind auf den Fahrrädern kurz zum Bahnhof gerollt, um nach einer Verbindung zu schauen. Die Pässe hatten wir im Hotel hinterlegt. Ein Polizist hat uns kontrolliert und gleich seinen Vorgesetzten gerufen. Als alles geklärt war, wurde er unser bester Freund.

Wie sind Ihnen die Menschen in dem streng islamischen Staat begegnet?

Zunächst dachten wir, wir müssten auf kurze Radhosen verzichten. Das war aber kein Problem. Wir konnten alle heiligen Stätten besichtigen und dort Fotos machen. Die Menschen sind sehr interessiert an der westlichen Welt. Sie hoffen, dass die aktuelle Öffnung ihr Land touristisch und wirtschaftlich voranbringt und die strengen religiösen Vorschriften gelockert werden.

„Abenteuer Iran – mit dem Fahrrad durch Persien“, Reisevortrag in Bildern von Kai-Uwe Lehnung und Carsten Hahn am 25. Februar um 19 Uhr im DRK-Mehrgenerationenhaus Sebnitz, Schandauer Str. 10. Eintritt: 3 Euro.